Bundesliga

Dardai: "Kalou soll Leistung zeigen, basta!"

Hertha: Der Coach bilanziert das Trainingslager und tadelt den Ivorer

Dardai: "Kalou soll Leistung zeigen, basta!"

Hat eine klare Vorstellung davon, wie "seine" Hertha spielen soll: Berlins Coach Pal Dardai.

Hat eine klare Vorstellung davon, wie "seine" Hertha spielen soll: Berlins Coach Pal Dardai. imago

Aus Herthas Trainingslager in Schladming berichtet Steffen Rohr

Dem Berliner Trainer fehlte zwar im Hotelzimmer eine Klimaanlage, angesichts der Gluthitze der ersten Tage fand er nur schwer in den Schlaf. "Normal gehe ich um halb zehn schlafen, so sammel' ich meine Kräfte. Das war hier die ersten drei, vier Tage schwer", sagte Dardai. "Danach war bessere Luft, da habe ich gut geschlafen."

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Dardai

Dardai Pal

Hertha BSC - Vereinsdaten
Hertha BSC

Gründungsdatum

25.07.1892

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Sonst war er zufrieden mit der Woche von Schladming. Am Sonntagmittag zog der 39-Jährige Bilanz. Herthas ungarischer Cheftrainer sprach über ...

... die körperliche Verfassung: "Die Spieler sind müde, aber nicht so kaputt, dass sie sich nicht mehr bewegen können. Wir haben unseren Trainingsplan exakt so durchgezogen, wie wir das wollten – bis auf eine Einheit, die ich gestrichen und dafür frei gegeben habe. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit der Jungs und damit, dass es keine Muskelverletzungen gab. Ein großes Lob an unseren Fitnesstrainer Henrik Kuchno: Die Belastung war hoch, aber sie war sehr genau ausgemessen. Die Spieler sind ans Limit gegangen, dank GPS weiß ich viele Dinge, die sie nicht wissen (dank eines satelittengesteuerten GPS-Trackings-Systems hat Dardai Zugriff auf Laufdaten, die ein Speicherchip im Oberkörpergurt der Spieler sammelt - d. Red.). Ich habe mich um einen Tag verplant, das muss ich zugeben. Wir hätten statt am Montag schon am Sonntag zurückreisen sollen. Das war mein Fehler, das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Aber dafür kriegt sie einen Tag, den Dienstag, frei. Ab Mittwoch arbeiten wir wieder in unserem normalen Rhythmus in Berlin."

... seine Erkenntnisse: "Es ist bisher in meinen Augen eine Top-Vorbereitung. Ich weiß, was wir gemacht haben. Ich weiß, was kommen muss. Wenn das kommt, was ich ahne, haben wir automatisch zehn Punkte mehr. Das ist meine Arbeit jetzt, meine Vorbereitung, das macht mich mutig. Ich habe am Samstag gegen Belediyespor (1:0, d. Red.) die Aggressivität vorm Tor vermisst, aber das hatte auch mit der fehlenden Spritzigkeit zu tun. Wir haben jetzt einen besseren Ballbesitz, bessere Spielzüge. Das sah gut aus, da haben wir einen Riesenschritt nach vorn gemacht. Die Frage ist, ob es unter Druck auch so funktioniert. Bis 25, 30 Meter vor dem Tor sieht es gut aus. Dann sind die Spieler mit ihren individuellen Qualitäten gefragt, da kannst du als Trainer nicht mehr viel helfen. Ich erwarte von den Stürmern den nächsten Schritt. Wenn sie frisch sind, können sie mehr das Eins-gegen-Eins und den Abschluss suchen und explodieren. Die Aggressivität vorm Tor, Chancen zu provozieren - das hat immer noch gefehlt. Wir werden in den nächsten Wochen im Training sehen, wer die Gier hat, Tore zu machen, wer aggressiv ist. Es lohnt sich zu kämpfen. Unsere Viererkette steht, die Defensive ist gut, der Ballbesitz ist gut. Was fehlt, ist die Torgefahr. Das wird in den zwei Wochen bis zum Pokalspiel (10. August in Bielefeld, d. Red.) der Schwerpunkt im Training sein. Aber 35 Prozent im Fußball sind Glück. Fußball ist nicht Gartenarbeit: Da mache ich meinen Rasen - und es funktioniert. So einfach ist es im Fußball nicht."

Fußball ist nicht Gartenarbeit.

Pal Dardai über die Erkenntnisse des Trainingslagers

... sein Experiment mit Schulz und Haraguchi im Sturmzentrum: "Beide bleiben für vorn ein Thema, beide sind sehr schnell. Nico ist für Pressing-Fußball ein richtig guter Kandidat, hat einen guten Anlauf, ist aggressiv, sorgt für Unruhe, kann Bälle erobern und sichern. Er hat die Mannschaft gegen Belediyespor angeschoben und seine Aufgabe sehr gut gelöst."

... Salomon Kalou: "Es ist langsam sehr hart runterzuschlucken. Ich erwarte von ihm mehr Aggressivität. Mehr Dampf muss er machen. Mit seinen Qualitäten muss er ein Angeber sein, ein Vorbild sein. Da vorn muss mehr passieren. Er war gegen Belediyespor oft am gegnerischen Sechzehner, aber die letzte Sache fehlt. Er hat von mir genug Vertrauen bekommen, jetzt soll er die Antwort geben. Es gibt nichts schönzureden. Er soll am ersten Spieltag seine Leistung zeigen, basta!"

Bekommt eine klare Ansage vom Trainer: Herthas Salomon Kalou.

Bekommt eine klare Ansage vom Trainer: Herthas Salomon Kalou. imago

... die Gewinner des Trainingslagers: "Unsere drei jungen Spieler, die schon die komplette Vorbereitung dabei sind, haben es gut gemacht (Shawn Kauter, Florian Kohls, Maximilian Mittelstädt - d. Red.). Und Maximilian Mittelstädt finde ich richtig gut."

... Jens Hegelers Rolle als Zwischenspieler zwischen offensivem Mittelfeld und Angriff: "Für Jens passt diese Rolle, er kann die Bälle halten. Einige Laufwege muss er noch lernen, da darf er die Passwege nicht zulaufen. Ab und zu war es schwierig, dann den Stürmer anzuspielen. Wenn er das noch rauskriegt und etwas mehr Spannung vorm Tor hat, ist er ein großer Kandidat für diese Rolle in unserem Spielsystem. Das kann auch Valentin Stocker, andere Kandidaten haben wir erstmal nicht. Jens kriegt seine Chance, er hat es gut gemacht. Er hat bei Hertha als Innenverteidiger zwei-, dreimal ausgeholfen, aber seine Rolle sehe ich überhaupt nicht da. Er hat mehr Qualität vorne, ist auch groß, kopfballstark. Es liegt nur an ihm."

... ein Größenproblem: "Wenn John Brooks zurück ist, wenn Jens Hegeler spielt, wenn Sebastian Langkamp da ist – dann sieht es schon sehr ordentlich aus. Wir werden alles dafür tun, auch bei Standards gefährlich zu sein. Aber ich sehe es nicht als Problem: Wenn wir zu klein sind, dann sind wir zu klein. Die spanischen Mannschaften sind auch nicht groß, aber sie lösen es mit Cleverness. Sie sind da, sie sind aggressiv, sie sind wach. Es gibt tausend Methoden, um trotzdem gut stehen zu können."

... John Brooks, der nach dem Gold-Cup und Platz 4 für die USA am Mittwoch einsteigt: "Bei mir hat er gut gespielt in der Endphase. Ich hoffe, dass ich jetzt den gleichen Jay zurückkriege, den ich im Sommer abgegeben habe. Er wird fit sein. Für mich wäre es besser gewesen, wenn er diese Woche in Schladming dabei gewesen wäre. Wir haben Spieleröffnung und Ballbesitz trainiert, er muss das nachholen und ein bisschen seinen Kopf trainieren, damit er das versteht."

Ich hoffe, dass ich jetzt den gleichen Jay zurückkriege, den ich im Sommer abgegeben habe.

Pal Dardai über John Brooks

... sein Personal: "Ich arbeite immer mit der Mannschaft, die ich habe. Ich heule nicht, wenn keiner mehr kommt – und ich bin froh, wenn noch jemand kommt oder wir jemanden verkaufen können, damit noch jemand kommt. Meine Mannschaft ist bereit für den Start. Wir haben gegen Fulham ein Tor herausgespielt, das es so in der Rückrunde gar nicht gab, dass es mal über 15 Stationen ging. In der Rückrunde waren die Tore Zufall, das waren irgendwelche Tore - nicht wie hier nach einem schönen Spielzug. Das letzte halbe Jahr ging es darum, unter Druck gut zu stehen. Jetzt müssen die Spieler die andere Richtung lernen. In dieser Vorbereitung haben wir bisher nur einmal über die Defensive gesprochen, die letzten vier Wochen ging es fast nur um Ballbesitz und Offensive."

... Ronny: "Er hat hier gut gearbeitet, das muss ich sagen. Menschlich habe ich kein Problem mit ihm, auch spielerisch habe ich kein Problem. Aber für die Art, wie wir Fußball spielen wollen, bleibt es für ihn trotzdem schwierig. Oder er fängt jetzt an, viel zu laufen. Er kann Fußball spielen, das weiß jeder. Er muss sich nur mit seinem Gewicht und seiner Laufarbeit beschäftigen. Ich weiß nicht, wie seine Zukunft wird. Wenn die Probleme jedes Mal die gleichen sind, muss man halt irgendwann schauen."

... die während des Trainingslagers zur U23 abgeschobenen Peter Niemeyer und Sandro Wagner: "Sie stehen am Mittwoch wieder bei uns auf dem Trainingsplatz und trainieren ganz normal mit. Menschlich habe ich null Probleme mit ihnen, sportlich habe ich andere Vorstellungen. In die passen sie nicht rein. Es ist eine andere Zeit jetzt, ich will einen anderen Weg, Fußball zu spielen. Und wenn ich ein Talent wie Florian Kohls habe, lasse ich lieber ihn spielen (als Peter Niemeyer, d. Red.) in diesem System. Es geht um Ballan- und mitnahme, darum, nach vorn zu spielen - nicht nur um Zweikämpfe führen, grätschen, stürzen. Ich will Fußball spielen. Mit Sandro ist mein Problem: Als Mittelstürmer musst du torgefährlich sein. Er gibt auch alles und macht mit, aber er hat auch ein paar schlechte Automatismen. Er nimmt den Ball an mit dem Rücken zum Tor und fängt dann immer wieder an, Richtung Mittellinie zu gehen. Wenn er den Ball abgibt, wo ist dann der Mittelstürmer? Peter ist ein wichtiger Spieler für die Kabine und ein guter Charakter, Sandro gibt Gas im Training. Sie sind ab Mittwoch wieder im Kader und trainieren mit, ich habe damit null Probleme."

... Fabian Lustenberger: "Er ist ein intelligenter Spieler. Er wird sich mit Per Skjelbred einen Konkurrenzkampf im Mittelfeld liefern oder hinten aushelfen. Er hat eine richtig gute Vorbereitung absolviert und alle Trainingseinheiten mitgemacht, das tut ihm gut. Das war letztes Jahr anders. Da musste ich ihn oft auswechseln nach 60 Minuten wegen Müdigkeit, das ist schwierig bei einem Sechser. Ein guter Lustenberg ist ein perfekter Spieler für das System, was wir spielen - auch als Sechser."

... den Bedarf an einem weiteren Innenverteidiger: "Wenn alle gesund bleiben, brauche ich keinen mehr. Aber das ist ein Risiko. Wenn sich einer verletzt und Lustenberger dann hinten aushilft und sich dann einer eine Rote Karte und vier Wochen Sperre abholt, dann wird es eng. Jordan Torunarigha (17, eigener Nachwuchs - d. Red.) war eine Überlegung, er ist ein Riesentalent. Mein Plan war eigentlich, ihn als vierten jungen Spieler dazuzunehmen, aber er ist noch nicht so weit, es fehlt noch etwas. Da muss man sagen: Bleib' ruhig, trainier' weiter bei Ante Covic in der U23, das ist ein überragender Trainer. Und dann schauen wir nächstes Jahr. Also - wenn noch einer für die Position dazukäme, wäre das nicht schlecht für uns."

Da muss man nicht mal gewinnen, auch wenn sich das komisch anhört.

Pal Dardai über das Saisonziel DFB-Pokal-Finale

... seine Saisonziele: "Erstmal 40 Punkte in der Liga sammeln - und Finalist im DFB-Pokal: Ich wohne neben dem Olympiastadion in Berlin-Westend und spaziere jedes Jahr mit meiner Frau, meinen drei Söhnen und meinem Vater zum Finale. Wir haben dort schöne Plätze, aber es wäre schön, mal unten dabei zu sein. Da muss man nicht mal gewinnen, auch wenn sich das komisch anhört. Allein mal dabei zu sein, das wäre für unsere Fans in der eigenen Stadt eine Riesensache. Das müssen die Spieler als Motivation verstehen und mitnehmen."