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Nationalmannschaft - Co-Trainer Marcus Sorg: "Es wurde für viele zu selbstverständlich"

Deutschlands Co-Trainer bittet um Geduld

Sorgs Appell: "Es wurde für viele zu selbstverständlich"

Stellt sich schützend vor die Mannschaft: DFB-Co-Trainer Marcus Sorg.

Stellt sich schützend vor die Mannschaft: DFB-Co-Trainer Marcus Sorg. picture-alliance

17 Tore hat Mark Uth in der vergangenen Saison erzielt und neun vorbereitet. Zur Nationalmannschaft erhielt der Angreifer der TSG Hoffenheim nie eine Einladung. Kein Tor und eine Vorlage weist Uth in dieser Spielzeit in zehn Einsätzen auf und wurde in der Vorwoche das erste Mal für die Nationalmannschaft nominiert.

Ausgerechnet jetzt, wenn ihn die schwächelnde DFB-Offensive am meisten gebrauchen kann, schwächelt auch Uth vor dem Tor; da war selbst er von der Nominierung überrascht. Nicht so Co-Trainer Marcus Sorg, der erklärte, Uth habe zwar in der Vorsaison viele Tore erzielt, "aber aus unserer Sicht waren andere Dinge wichtiger und deswegen wurde er letztes Jahr noch nicht nominiert". Jetzt sei der Zeitpunkt eben gekommen. "Man kann gebrachte Leistungen vielleicht nicht immer sofort anerkennen. Wir sind froh, ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen."

Spielersteckbrief Draxler
Draxler

Draxler Julian

"Die Selbstverständlichkeit gibt es nicht mehr"

Der Weltmeister von 2014 hat Unterstützung im Sturm dringend nötig: Im Kalenderjahr 2018 stehen nur acht Treffer in 13 Partien zu Buche, dazu haben mit Leverkusens Kai Havertz und BVB-Kapitän Marco Reus zwei weitere Offensivkräfte für die Partien in den Niederlanden und Frankreich verletzt abgesagt.

Dennoch wehrte sich Sorg gegen den Vorwurf, der deutsche Angriffsfußball sei erlahmt. "Man darf nicht vergessen, dass wir die letzten Jahre sehr guten, erfrischenden Offensiv-Fußball gespielt. Der wurde leider für zu viele als zu selbstverständlich angesehen. Die Selbstverständlichkeit, dass wir jedes Spiel mit 5:0 oder 6:0 gewinnen, gibt es nicht mehr."

Ein Einstellungsproblem wies Sorg deutlich zurück: "Ich wehre mich dagegen, unserer Mannschaft mangelndes Engagement oder mangelnde Mentalität nachzusagen. Wir haben ein schlechtes Turnier gespielt, das wissen wir. Das wird den Spielern aber nicht gerecht, dass man sie auf ein nicht gutes Ereignis reduziert. Jedem Spieler ist die Verantwortung, für Deutschland zu spielen, sehr wohl bewusst. Ich bin der Meinung, dass unsere Spieler kein Mentalitätsproblem haben."

Auch Draxler erkennt die Gründe für das schwache Offensivspiel

Woran es zuletzt also mangelte? Sorg zählte einige Gründe auf, darunter fehlende Leichtigkeit, fehlendes Selbstverständnis oder Raumverständnis. Auch Julian Draxler hat die Ursachen erkannt. Die DFB-Elf agiere "im Offensivspiel zu langsam und behäbig". Das eigene Konterspiel könne kaum aufgezogen werden, da im Zentrum zu wenig Ballgewinne stattfänden. "Unser Spiel war es über Jahre, den Ball zu haben, sich den Gegner zurechtzulegen und dann die Tore zu erzielen. Das hat beim letzten Turnier nicht geklappt und deswegen müssen wir an neuen Stellschrauben ansetzen, um das in den Griff zu bekommen."

Sorg weiß auch, wie, appelliert aber gleichzeitig zu Geduld: "Erst mal müssen wir wieder Sicherheit gewinnen durch einen kompakten Verbund. Sauber verteidigen, in den Ballbesitz kommen und dann wieder die Entwicklung nach vorne gestalten. Es ist ein Anliegen von mir, dass man das nicht alles als selbstverständlich ansieht. Das ist harte Arbeit, aber wir sind gewillt, die zu leisten."

mkr