Champions League

Champions-League-Finale - Liverpool-Ikone Terry McDermott im kicker-Interview: "Klopp ist schon jetzt eine Legende"

Liverpools Europacup-Held im kicker-Interview

McDermott: "Klopp ist schon jetzt eine Legende"

Europapokalheld: Terry McDermott und die Reds schlagen Gladbach 1977 in Rom.

Europapokalheld: Terry McDermott und die Reds schlagen Gladbach 1977 in Rom. imago

Auf dem Rasen hat Terry McDermott den gewandten, schnellen, kombinationssicheren Weg zum gegnerischen Tor gesucht. Er fand ihn immer wieder mit den großen Teams des FC Liverpool, für den der heute 66-Jährige von 1974 bis 1982 spielte. Unkompliziert kommt es auch zum Gespräch mit "Terry Mac", so sein Spitzname. Star-Allüren sind dem Ex-Profi aus Kirkby, einem Vorort Liverpools, fremd. Vor wenigen Tagen wurden Siegermedaillen und weitere persönliche Auszeichnungen und Andenken McDermotts beim Auktionshaus Sotheby's versteigert. Nicht aus Not, vielmehr, wie McDermott erklärte, um Kindern und Enkelkindern "etwas zu geben, bevor ich sterbe. Ich habe ja meine wertvollen Erinnerungen", so der frühere Mittelfeldmann, 1980 Englands Fußballer des Jahres.

Welches Ihrer drei erfolgreichen Landesmeister-Endspiele haben Sie am meisten genossen, Herr McDermott?

Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

Champions League - Finale in Kiew
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FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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Ganz klar das erste gegen Mönchengladbach. Die Erlebnisse im Olympiastadion von Rom, dort wo das aktuelle Liverpool-Team kürzlich auch das Finale erreicht hat, waren die besten und schönsten meiner Zeit im Fußball.

Warum?

Weil es für alle etwas ganz Besonderes war: die Mannschaft, den Klub, die Fans. Auch für mich persönlich, weil ich beim 3:1-Sieg den Führungstreffer erzielte. Man vergisst seinen ersten Torerfolg in einem Europapokalendspiel ebenso wenig wie die Fahrt zum Stadion und den Gang ins Stadion.

Wie war das?

Schon als wir rausgingen, um zu prüfen, welche Stollen wir aufziehen sollten, war die Lautstärke unglaublich. Je weiter wir die Stufen aus den Kabinen hochgingen, desto weiter war der Lärm jenseits der Vorstellungskraft. Als wir das Spielfeld erreichten, sahen wir rot und weiß überall. Da wussten wir: Hier sind wir nicht zu schlagen.

Die Atmosphäre galt als stilbildend, auch für die Fankultur auf dem Kontinent. Gerade die deutschen Fans und Berichterstatter waren schwer beeindruckt.

Sie müssen sich daran erinnern, dass es eine schwierige Zeit war damals: Streiks in England, hohe Arbeitslosigkeit in Liverpool. Die Fans hatten kaum Geld und dennoch reisten 20.000 voller Enthusiasmus nach Rom, um das Team mitten in der Woche zu unterstützen...

Ich war bei jedem Heimspiel und fühle mich an die Dominanz der Siebziger Jahre erinnert.

McDermott über die aktuelle Liverpooler Mannschaft

... am Samstag zuvor hatten sie das FA-Cup-Finale gegen Manchester United verloren.

Damit verpassten wir, wie sich herausstellen sollte, das Triple. Normalerweise bedeutet eine solche Niederlage einen Rückschlag für das nächste Spiel. Als wir die Kulisse registrierten - unmittelbar vor dem Anpfiff war sie noch beeindruckender, die Gladbach-Fans waren absolut in der Minderheit -, da wussten wir: Wir dürfen unsere Leute nicht enttäuschen. Am Ende wurde es ein komfortabler Erfolg mit zwei Toren Vorsprung. Und Mönchengladbach war gewiss kein schwacher Gegner.

Uli Stielike stand im Gladbacher Team, vier Jahre später unterlag er Liverpool mit Real Madrid im Landesmeisterfinale 0:1. Stielike sagte gerade im kicker-Interview: "Liverpool ist mein Seuchenvogel". Welche Liverpooler Europacupsieger waren die besseren: die von 1977, von 1978 oder von 1981?

Die Mannschaft von 1977 spielte den besten Fußball. Ein Jahr später, als Kenny Dalglish in Wembley das entscheidende 1:0 gegen den FC Brügge erzielte, hätten wir 5:0 gewinnen müssen, aber es war kein gutes Spiel. Das Real-Spiel 1981 war auch kein hochklassiges Finale. Der Rasen in Rom war nicht in Ordnung, eine Woche zuvor war dort ein Rugby-Match ausgetragen worden. Das hinderte uns in unserer damaligen Spielanlage, es kam aber sicher auch Real Madrid nicht entgegen. Gladbach war 77 ein spielstarker Gegner, Real war 81 zwar eine Top-Mannschaft, ragte aber nicht so sehr heraus wie in späteren Jahren. 1977 ist nicht zu vergleichen mit den anderen Finals - dieser erste Triumph sticht auch spielerisch klar hervor.

Sie dürften in dieser Saison viel Freude gehabt haben am FC Liverpool...

... absolut. Sie haben fantastisch gespielt. Es war ein Vergnügen, sie zu sehen. Ich war bei jedem Heimspiel und fühle mich an die Dominanz der Siebziger Jahre erinnert. Es ist natürlich unmöglich, jede Begegnung perfekt zu absolvieren, aber denken Sie nur an die überragenden Champions-League-Heimspiele gegen Manchester City und AS Rom oder zuvor das 4:3 in der Premier League nach einer 4:1-Führung . City galt nachvollziehbarer Weise als Favorit und wurde dann auch noch im Rückspiel im Etihad bezwungen. Überzeugend!

Die Favoritenrolle von Real Madrid ist vergleichbar, es gibt auch kein Hin- und Rückspiel, sondern eine alles entscheidende Partie.

Es ist eine fantastische Paarung. Ich kann es kaum erwarten und wünschte, ich könnte dort sein.

Ich weiß, man erwartet von einem Trainer, dass er Pokale gewinnt. Klopp ist kurz davor. Er hat mit dem Finale schon mehr erreicht, als die Fans erwartetet haben.

McDermott über Klopp

Wird die Erfahrung von Real den Ausschlag geben?

Sie wird eine Rolle spielen. Wir brauchen uns doch nicht darüber zu unterhalten, dass die Mannschaft eine Top-Qualität hat. Cristiano Ronaldo ist mit Abstand der beste Spieler der Welt, Gareth Bale ist exzellent und so weiter.

Worauf setzen Sie Ihre Hoffnung für Liverpool?

Die Chance der Reds liegt vor allem in der Schnelligkeit der drei Spitzen. Mo Salah , Bobby Firmino und Sadio Mané werden die Defensive der Madrilenen vor Probleme stellen. Deren Linksverteidiger Marcelo ist ein herausragender Akteur, aber kein Abwehrspieler. Offensiv kann er Liverpool gefährlich werden, aber Reals Abwehrreihe mangelt es an Geschwindigkeit.

Der FC Liverpool ist ein Klub der Legenden. Wird Jürgen Klopp zur Legende, wenn er mit seiner Mannschaft die Champions League gewinnt?

Nein, denn er ist schon jetzt eine Legende, wegen dem, was er in den zweieinhalb Jahren hier schon geschaffen hat. Herrlich! Ich weiß, man erwartet von einem Trainer, dass er Pokale gewinnt. Klopp ist kurz davor. Er hat mit dem Finale schon mehr erreicht, als die Fans erwartetet haben.

Das heißt, Klub und Fans vertrauen Klopp weiterhin, auch wenn er das Endspiel in Kiew verliert?

Ohne Zweifel. Der Klub täte gut daran, weitere vier, fünf Jahre mit ihm zu arbeiten. Liverpool will Titel gewinnen. Mit dem Stil, den Klopp spielen lässt, werden sie sich einstellen. Verliert Liverpool das Finale, liegt es an allen, nicht alleine an diesem Trainer.

Interview: Jörg Jakob

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