Was macht man nun aus dieser Saison von Manchester United? Eine klare Antwort darauf gibt es wohl nicht. Hinter dem überragenden Meister Manchester City mit 81 Punkten Zweiter zu werden? Sicher keine Blamage. Gegen alle drei Aufsteiger zu verlieren? Schon eher. Alle Teams der Liga in der Premier League geschlagen? Top! Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen Sevilla? Nun ja. Der Gesamteindruck wird wohl immer ein wenig vom Spielstil der Red Devils bestimmt . Und der war nun einmal nur allzu selten so furios offensiv wie beim 3:2-Erfolg im Stadtderby bei ManCity, als United wohl seine - was packenden Fußball angeht - beste Hälfte unter José Mourinho hinlegte.
"Ach, könnten wir doch immer so spielen" - dachte vielleicht auch dieser eine Fan, ehe er bei der 0:1-Heimpleite gegen Schlusslicht West Bromwich Albion im Old Trafford eine Woche später einschlief und seine Kumpels gut ein Dutzend Kaffeebecher auf seinem Kopf stapelten. Ein Bild mit Symbolcharakter. Denn ablenken vom schwer verdaulichen Geschehen auf dem Rasen mussten sich die Fans des englischen Rekordmeisters auch in dieser Saison oft.
FA Cup England - Finale
Trainersteckbrief Mourinho
Einen Unterschied machen ist eine Sache, eine Saison wegen eines Matches als gut oder schlecht zu betrachten die andere.
José Mourinho über die Bedeutung des FA-Cup-Finals
Am Samstag kann Mourinho die Spielzeit im FA-Cup-Finale gegen Chelsea in Wembley mit einem Titel beenden. Es wäre sein dritter im zweiten Jahr bei United - nach League Cup und Europa League im ersten Jahr. "Ich werde meine Analyse der Saison nicht wegen eines wichtigen Spiels ändern", baute der Portugiese, der als Trainer bereits zwölf Pokal-Wettbewerbe gewonnen hat, am Freitag schon mal für den Fall einer Niederlage vor: "Natürlich macht es einen Unterschied, ob wir gewinnen. Aber einen Unterschied machen ist eine Sache, eine Saison wegen eines Matches als gut oder schlecht zu betrachten die andere."
Ob Romelu Lukaku am Samstag mitwirken kann, bleibt fraglich. Mourinho meinte, er werde "bis zum letzten Moment" warten, ehe er entscheidet, ob der Belgier (27 Pflichtspieltore in dieser Saison) auflaufen kann, der die letzten drei Ligaspiele wegen einer Knöchelverletzung verpasste.
Mourinho gibt seine Definition von "unterhaltsam"
Duelle zwischen United (12 FA-Cup-Siege) und Chelsea (7) waren in der jüngeren Vergangenheit meist enge Geschichten mit nicht allzu vielen Toren. Womit wir wieder beim Thema wären. "Ich verstehe dieses Gerede von 'unterhaltsam' immer noch nicht", sagte Mourinho am Freitag den Journalisten auf eine entsprechende Frage: "Findet ihr ein 6:0 unterhaltsam? Ich nicht", meinte der Portugiese und führte weiter aus: "Ich denke, unterhaltsam sind Emotionen bis zum Schluss. Unterhaltsam ist es, wenn das Ergebnis bis zum Ende offen ist. Wenn alle bis zum Schluss von ihren Sitzen springen. Beide Trainerbänke nervös und angespannt sind wegen der Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses. Das ist für mich als Fußball-Liebhaber unterhaltsam. Also denke ich, dass es unterhaltsam wird."
Antonio Conte: FA-Cup-Sieg als Abschiedsgeschenk?
Meistens unterhaltsam war der Schlagabtausch zwischen Mourinho und seinem Trainer-Kollegen Antonio Conte, der zu Jahresbeginn eskalierte . Rund um das zweite Ligaduell in Manchester Ende Februar, das United 2:1 gewann , begruben die beiden das Kriegsbeil. "Unser Verhältnis ist normal. Ich werde ihm morgen sicher die Hand schütteln", meinte Conte am Freitag.
Dass der Italiener Chelsea trotz gültigen Vertrags am Saisonende verlassen muss ( oder sollte man lieber sagen: darf? ), gilt als ausgemacht. Denn anders als bei United, fällt die Bewertung der Saison in Chelseas Fall etwas leichter. Die Blues starten kommende Saison in der Europa League. Dann wohl mit neuem Trainer. Conte könnte sich mit dem Gewinn des FA Cups verabschieden. Einfach wird es nicht. Fünf Pokal-Endspiele hat Mourinho in England bislang bestritten, gewonnen hat er alle.
