Bundesliga

Hertha-Trainer Pal Dardai: "Männergespräch" mit Kalou

Hertha: Der Ivorer zermürbt mal wieder seinen Lieblingsgegner

Dardai: "Männergespräch" mit Kalou

Schlug bei Salomon Kalou offenbar die richtigen Töne an: Trainer Pal Dardai.

Schlug bei Salomon Kalou offenbar die richtigen Töne an: Trainer Pal Dardai. imago

Nach nunmehr fünf Spielen gegen Hannover stehen für Kalou sechs Tore in der Bilanz. "Meine Quote gegen sie ist ganz gut, sie scheinen mir zu liegen", erklärte der 32-Jährige nach dem so eminent wichtigen Sieg am Mittwochabend im Olympiastadion . "Man kann sich nicht aussuchen, gegen wen man trifft. Das Wichtigste sind die drei Punkte fürs Team." Wie seine Kollegen fand auch Kalou das Spiel auf tiefem Geläuf "schwierig". Hertha verlor nach einer überzeugenden ersten Halbzeit nach dem Wechsel den Faden, schlug mit dem 3:1 aber zurück.

"Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit kontrolliert, danach kam Hannover stark zurück", sagte Kalou. Viel hätte nicht gefehlt, und der Champions-League-Sieger von 2012 (mit dem FC Chelsea) hätte wieder einen Dreierpack gegen Hannover geschnürt - wie bei seinem fast schon legendären Auftritt im November 2015, als der Routinier 96 beim 3:1-Auswärtssieg beinahe im Alleingang erledigte und wegen einer Kopfblessur einen Turban bei seiner Gala trug.

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Auch beim dritten Berliner Treffer am Mittwochabend, den Youngster Jordan Torunarigha erzielte, war Kalou in der Nähe des "Tatorts", zuvor hatte er eine gute Einschussmöglichkeit vergeben. An seiner starken Vorstellung änderte das nichts. "Wir sind froh, dass wir ihn haben", befand der Österreicher Valentino Lazaro, der zu beiden Kalou-Toren den Pre-Assist geliefert hatte: vorm 1:0 mit einem traumhaften Diagonalball auf Peter Pekarik, vorm 2:0 mit einem Freistoß. "Sala ist ein ganz wichtiger Mann für uns, das hat er gezeigt."

Herthas Mitarbeiter der Woche

Nachdem er wochenlang unberücksichtigt blieb und auf dem linken Flügel von Maximilian Mittelstädt verdrängt worden war, hat sich der Ivorer mit drei Toren binnen vier Tagen eindrucksvoll zurückgemeldet. Erst der wichtige Last-Minute-Ausgleich am Sonntag in Augsburg (1:1), dann die prägende Darbietung gegen Lieblingsgegner Hannover - Kalou ist schon jetzt Herthas Mitarbeiter der Woche. Am Vormittag des Spieltags hatte Trainer Pal Dardai, wie er am Donnerstag verriet, "ein Männergespräch mit Salomon geführt - ob das geholfen hat, keine Ahnung".

Offenbar schlug der Coach die richtigen Töne an. "Es ist immer gut, wenn ein Spieler, der nicht spielt, ein bisschen Frust hat", so Dardai. "Salomon hat zweimal nicht gespielt, so lang war die Pause nicht. Er kam schon in Augsburg sehr konzentriert rein und hat etwas bewegt. Und vor dem Hannover-Spiel hast du tagsüber auch gespürt, es wird etwas. 10, 15 Prozent mehr Konzentration und Wille oder Hass auf den Trainer - das ist gut. Frustrierte Spieler sind immer gut." Angreifer Davie Selke bescheinigte dem Matchwinner "ein gutes Näschen, riesige Qualität und riesige Erfahrung" und lobte Kalou für dessen Intuition: "Er weiß, wo die Bälle runterfallen. Er war immer da, wo es gefährlich war."

Jarstein - der zweite Sieggarant

Hannover bekam es mal wieder schmerzhaft zu spüren - und scheiterte auch an Rune Jarstein, der in mehreren Situationen gedankenschnell parierte und neben Kalou der zweite Sieggarant war. "Das war ein Riesen-Spiel von Rune", meinte Selke. "Er hat uns im Spiel gehalten. Aber wir wissen, dass wir uns auf ihn verlassen können. Deswegen war es keine Überraschung." Auch der Trainer fand: "Er ist nicht umsonst einer der besten Torhüter der Bundesliga. Wir sind froh, dass Rune hier ist und dass er eine Riesenentwicklung gemacht hat, seitdem Zsolt Petry mit ihm arbeitet. Nicht nur mit dem Fuß macht er gute Arbeit, sondern auch mit seinen Paraden."

"Komische Tabelle" und Gesprächsbedarf vor Leipzig

Hertha BSC gegen Hannover 96

Getümmel im Spiel zwischen Hertha und Hannover. imago

An der Wichtigkeit des Sieges bestand kein Zweifel. "Die drei Punkte waren nötig. Sie geben uns Sicherheit. Wenn wir verloren hätten, wären heute noch ein paar Journalisten mehr hier", sagte Dardai am Donnerstagvormittag. "Es ist eine komische Tabelle in diesem Jahr. Jetzt sind wir in der Mitte."

Nach einer starken ersten Halbzeit war Hertha nach der Pause unter Druck geraten. "Davor haben wir nach vorn verteidigt, mutig gespielt und hatten alles unter Kontrolle", so Dardai. "Fußball hat da nicht der Gegner gespielt, sondern wir. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, in Ballbesitz das Spiel zu beruhigen. Und statt nach vorn zu verteidigen, hat meine Mannschaft da wieder einen Schritt nach hinten gemacht. Das ist menschlich, aber darüber müssen wir reden, das ist nicht in Ordnung. Wenn der Gegner so spielt, muss man seine Linie halten. Dafür braucht man eine bessere Organisation auf dem Platz. Aber unser drittes Tor kam im richtigen Moment."

An Arbeit besteht also weiterhin kein Mangel in der Hauptstadt, aber mit jetzt 21 Punkten "fährt es sich einfacher nach Leipzig", wie Niklas Stark anmerkte. "Wir haben am Sonntag keinen Rucksack auf und können etwas befreiter aufspielen." Und falls Hertha im letzten Spiel des Jahres beim Tabellendritten RB Leipzig an die erste Halbzeit vom Mittwochabend anknüpfen kann, könnte zu den erhofften und jetzt erreichten 21 Zählern womöglich noch der eine oder andere Bonuspunkt hinzukommen. "Ein kleiner Punkt wäre schön", sagte Dardai. "Wir haben noch nie eine Überraschung geschafft. Diesmal habe ich Hoffnung - auch wenn ich dieses Wort eigentlich hasse."

Steffen Rohr/Jan Reinold

Bilder zur Partie Hertha BSC - Hannover 96