Aus Basel berichtet Carsten Schröter
"Ich habe noch vor dem Spiel mit ihm geflachst: Es ist dein Geburtstag, du spielst in der Champions League, stell dir vor, du machst noch das Tor", erzählte Michael Lang. Der an diesem Mittwoch 20 Jahre alt gewordene Oberlin nahm den Routinier doppelt beim Wort und band ihn mit ein in den Torreigen.
Spielersteckbrief Oberlin
Trainersteckbrief Wicky
Champions League - Vorrunde, 2. Spieltag
Champions League - Tabelle - Gruppe A
Vor dem 1:0 durch Lang kam der Pass von Oberlin, der auch den Elfmeter vor dem 3:0 rausholte. Das zweite und vierte Tor besorgte er in für die Benfica-Defensivreihen unwiderstehlicher Manier. Besonders das 2:0 war eine Sensation, bei genauerem Hinsehen. Oberlin wehrte im eigenen Strafraum einen Eckball mit dem Kopf ab, der bei Renato Steffen auf dem rechten Flügel landete. Dieser preschte mit dem Ball nach vorne und in der Zwischenzeit legte Oberlin einen unglaublichen 90-Meter-Sprint hin mit einem im Stadion kolportierten Topspeed von 37 km/h, um am Ende noch den herrlichen Pass in die Gasse von Steffen zu verwerten. "Unglaublich, Dimitri hat quasi einen Doppelpass per Kopf gespielt, ich habe das im ersten Moment gar nicht so wahrgenommen, müsste es erst im TV sehen. Ich freue mich sehr, dass meine Mannschaft solche Tore schießen kann", lobte Trainer Raphael Wicky.
So richtig erklären konnte sich Wicky diese Leistungsexplosion seiner Mannschaft nicht, die in der Liga überraschend sechs Punkte hinter Spitzenreiter Young Boys Bern liegt. Die Basler Akteure waren sich einig, dass bereits der mühsame 1:0-Erfolg am Wochenende gegen den FC Zürich die Wende zum Guten einleitete. Entscheidender Torschütze: Dimitri Oberlin. "Das hat sich die Mannschaft mit Solidarität innerhalb des gesamten Teams befreit", sagte Wicky. "Das Ergebnis gegen Zürich hat etwas verändert, die ganze Mannschaft motiviert", erklärte der erneute Matchwinner Oberlin.
"Ein perfektes Geburtstagsgeschenk für ihn"
Über seinen eigenen Auftritt wollte Oberlin keine großen Worte verlieren. "Wir hatten eine gute Defensive, haben die Konter gut genutzt. Ich bin einfach nur sehr glücklich", sagte der in diesem Sommer von Red Bull Salzburg gekommene Offensivspieler, der keinen leichten Start in Basel erlebte. "Im Fußball kann es sehr schnell gehen", kommentierte er seine Entwicklung lapidar.
Die Huldigungen übernahmen andere. "Wenn man diesmal überhaupt einen Akteur aus dem Kollektiv hervorheben kann, ist es sicher Dimitri", sagte Lang. "Ein perfektes Geburtstagsgeschenk für ihn", waren sich Manuel Akanji und der ebenfalls erst 20-jährige Raul Petretta einig. Der Linksverteidiger schwärmte: "Wir waren dynamisch, aggressiv, wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Es war eine magische Nacht, es hat alles geklappt, was wir wollten."
Auch Wicky, der wegen des holprigen Saisonstarts in der Kritik stand, wollte trotz des Hinweises auf das wichtige Ligaspiel am Samstag beim Grasshopper Club Zürich nicht sofort zur Tagesordnung übergehen. "Es war ein unglaublich schöner Abend für mich, die Mannschaft und den ganzen Schweizer Fußball. 5:0 gewinnt man in der Champions League nicht alle Tage. Das muss man mal genießen."
"Das gibt Kraft": Basel meldet Ansprüche aufs Achtelfinale an
Wenn es solche Abende auch in der K.o.-Runde geben soll, darf sich Basel allerdings nicht allzu lange daran berauschen. "Wir müssen weiter an unsere Grenzen gehen, sonst kommen wir nicht weiter" sagte Petretta. Als nächstes geht es zweimal gegen ZSKA Moskau. Richtungsweisende Duelle um Platz zwei, geht man davon aus, dass ManUnited die Gruppe gewinnt. Basel hat in jedem Fall berechtigte Ansprüche auf das Achtelfinale angemeldet. Petretta: "So ein 5:0 gibt schon Kraft."
