Nationalelf

Hummels geht voran - auf und neben dem Platz

Klare Worte des Siegtorschützen

Hummels geht voran - auf und neben dem Platz

Orientierungspunkt im DFB-Kader: Mats Hummels, hier mit Emre Can (li.) und Antonio Rüdiger (re.).

Orientierungspunkt im DFB-Kader: Mats Hummels, hier mit Emre Can (li.) und Antonio Rüdiger (re.). imago

Aus Prag berichtet kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Mats Hummels (28) sprach leise, aber deutlich. Schon in der Schlussphase hatte der Innenverteidiger des FC Bayern die Arme in die kühle Prager Nachtluft geworfen, um seine Kollegen aufzurütteln, nachdem er kurz zuvor seinen fünften Länderspieltreffer im 58. DFB-Einsatz erzielt hatte: mit einem perfekt in die lange Ecke gesetzten Kopfball, nach Toni Kroos' präzisem Freistoßservice.

Spielersteckbrief Hummels
Hummels

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WMQ Europa - 7. Spieltag
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Es war der - späte - Siegtreffer (88. Minute), weil der Abwehrchef vor- und nachher mehrmals umsichtig mit den Beinen, wuchtig mit dem Kopf und resolut mit dem ganzen Körper bei zwei gefährlichen gegnerischen Schüssen verteidigte. Bundestrainer Joachim Löw attestierte ihm wie den anderen Weltmeistern bald nach dem Abpfiff "eine Vorbildfunktion", die Hummels an diesem Abend auf dem Platz couragiert vorgelebt hatte. "Mats hat überragend gespielt, nicht nur wegen des Tores", lobte Löw zu Recht: "Er hat auch in der Defensive viele Situationen bereinigt und fast jeden Zweikampf gewonnen."

Hummels Analyse: "Es war keine gute Leistung"

Spielbericht

Es war mehr Arbeit im hinteren Bereich als erwartet. Entsprechend unmissverständlich fiel Hummels' Analyse aus. "Wir hatten viele Ballverluste, wenig Spielkontrolle und sind viel in Konter gelaufen", befand er und nannte den wackeligen Vortrag in Tschechiens Hauptstadt "ein ziemlich wildes Spiel, ganz untypisch für ein Nationalmannschaftsspiel". Es habe die Ruhe mit und gegen den Ball gefehlt, "deshalb haben wir die Bälle immer sehr schnell hergegeben", erläuterte Hummels und fasste zusammen: "Es war keine gute Leistung" und "definitiv ein Qualifikationsspiel der schlechteren Sorte", also hätte "ein Unentschieden sehr gut auf dieses Spiel gepasst".

Er selbst hat dieses eigentlich gerechte Resultat verhindert, die weltmeisterliche deutsche Mannschaft verließ auf ihrer Bewerbungstour für Russland 2018 ihre siebte Station und damit bislang jede siegreich, bei 29:2 Toren. Dennoch verabschiedeten sich die deutschen Spieler von der Spielstätte in Prag euphoriefrei. Die nach einem Last-Minute-Treffer üblicherweise nach dem Schlusspfiff ausgelebte Begeisterung wurde bewusst dosiert, die deutschen Spieler gingen flott vom Rasen, ohne Dank für die Unterstützung von den Rängen.

Es tut uns leid für die, die das nicht gerufen haben. Aber da kannst du nicht auf 20 zeigen und sagen, ihr habt es gut gemacht, und zu allen anderen, es war falsch.

Mats Hummels zum verweigerten Gang in die Kurve

Auch dafür lieferte Hummels eine absolut plausible und nachvollziehbare Erklärung. "Eine Katastrophe", nannte er jene Gruppe, die mit verwerflichsten Rufen auffällig geworden war. "Ganz schlimm", so Hummels: "Es fing schon bei der Schweigeminute vor dem Spiel an, schon da schlechtes Verhalten von einigen." Derart übel ging es weiter. Timo Werner "wurde beleidigt, bepöbelt", berichtete Hummels und stellte klar: "Von diesem Scheiß distanzieren wir uns komplett. Damit wollen wir gar nichts zu tun haben. Deshalb sind wir nach dem Abpfiff gar nicht in die Kurve gegangen. Es tut uns leid für die, die das nicht gerufen haben. Aber da kannst du nicht auf 20 zeigen und sagen, ihr habt es gut gemacht, und zu allen anderen, es war falsch. So einen Schmarrn brauchen wir auf gar keinen Fall bei unseren Spielen. Aber das sind keine Fans, sondern Krawallmacher, Hooligans, was auch immer, mit Fußballfans haben die sicher nichts zu tun."

Auch da sprach Hummels ebenso klare wie richtige und wichtige Worte.

Bilder zur Partie Tschechien - Deutschland