Glaubt man den blanken Zahlen, bräuchte Bayer 04 am Freitag in München gar nicht aufzulaufen. Denn von den 15 Eröffnungsspielen, die seit 2002 der Deutsche Meister im eigenen Stadion bestreiten darf, hat der jeweilige Titelträger zwölf gewonnen und dreimal unentschieden gespielt.
Doch deswegen mit seiner Mannschaft in Leverkusen bleiben will Heiko Herrlich nicht. Auf den Vorschlag, die Reise wegen der ungünstigen Statistik gar nicht erst anzutreten, entgegnete der Werkself-Trainer ironisch: "Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gar nicht zur Pressekonferenz gekommen." Um ernsthaft anzufügen: "Die Statistik ist so, aber sie interessiert mich nicht groß."
Vor seinem ersten Bundesligaspiel als Trainer von Bayer 04 Leverkusen gibt sich der 44-Jährige vielmehr angriffslustig. So möchte er, dass seine Mannschaft in der Allianz Arena "mutig" auftritt mit dem Glauben an die eigene Stärke und die Chance, etwas zu holen. "Wir sehen es nicht olympisch nach dem Motto: Dabeisein ist alles. Wir wollen da natürlich etwas mitnehmen."
Für Havertz kommt München zu früh
Die personellen Voraussetzungen dafür haben sich in den vergangenen 48 Stunden ein deutlich verbessert. War am Dienstag noch ein gutes halbes Dutzend Spieler angeschlagen, so erklärte Herrlich am Donnerstag: "Ich bin vorsichtig optimistisch, dass alle gesund werden." Wobei er diese Aussage auf der Pressekonferenz allerdings doch relativierte musste. Denn für Kai Havertz, der seit dem KSC-Spiel wegen eines dicken Knies pausieren musste, kommt das Auftaktspiel am Freitagabend (20.30 Uhr, LVIE! auf kicker.de) zu früh.
Wink in Richtung Aranguiz
Wie er den Ausfall von Havertz kompensieren möchte, verriet er noch nicht. Einen kleinen Wink gab Herrlich dann aber doch, als er sagte: "Wir werden auf jeden Fall eine gute, stabile Ordnung hinbekommen." Was für den Einbau eines zusätzlichen Mittelfeldspielers wie etwa Charles Aranguiz anstelle des als zweite Spitze geplanten Havertz spricht.
Kampl fühlt sich "wesentlich besser"
Aranguiz könnte in die Doppelsechs rücken und Kevin Kampl aus dieser nach vorne auf die Zehn. Vorausgesetzt, er kann spielen. Herrlich jedenfalls macht sich große Hoffnung auf einen Einsatz von Kampl, bei dem am Mittwoch Oberschenkelprobleme nur ein individuelles Training zuließen. "Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er fühlt sich wesentlich besser. Da müssen wir schauen, wie die Trainingseinheit funktioniert", erklärt der Trainer, der auch bei Joel Pohjanpalo und Sven Bender (beide muskuläre Probleme) grünes Licht erwartet.
Lars Bender bleibt zu Hause
Dieses bekommt Lars Bender für das Bayern-Spiel noch nicht, obwohl er nach seiner Sprunggelenkverletzung seit Dienstag wieder mit der Mannschaft trainiert. Herrlich: "Ihn werden wir auf jeden Fall zu Hause lassen. Damit er nochmal nacharbeitet, um im athletischen Bereich, nochmal einen Schritt nach vorne zu kommen."
Mein erstes Erlebnis als 17-Jähriger bei Bayern München war ein 1:0-Sieg mit Bayer Leverkusen im Olympiastadion 1989.
Heiko Herrlich
Ein solcher soll auch der Werkself nach einer verkorksten Saison am Freitag gelingen. Trotz des schwerstmöglichen Gegners, mit dem Herrlich allerdings positive Erfahrungen verbindet. "Mein erstes Erlebnis als 17-Jähriger bei Bayern München war ein 1:0-Sieg mit Bayer Leverkusen im Olympiastadion 1989." Damals wurde Herrlich in der 87. Minute für den Siegtorschützen Marek Lesniak eingewechselt. "Es war ein sehr angenehmes Erlebnis, sein erstes Spiel bei Bayern München gleich zu gewinnen. Eine sehr schöne Erinnerung". Und eine deutlich angenehmere Statistik als die der Eröffnungsspiele.
Neuer Sponsor auf dem Ärmel
In München wird die Werkself dann auch mit einem neuen Ärmelsponsor auflaufen: Wie Bayer am Donnerstagabend mitteilte, wird die Westminster-Unternehmensgruppe künftig auf den Trikotärmeln der Leverkusener werben. Der Bundesligist und die in Brandenburg ansässige Unternehmensgruppe, die sich auf Vermögens- und Immobilienverwaltung spezialisiert hat, haben sich auf eine Zusammenarbeit bis 2018 geeinigt. Über finanzielle Details wurden keine Angaben gemacht.