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Abwehr-Fragezeichen, die neue 10: Alle Augen auf Juve

Serie-A-Check, Teil 1: Hält die Alte Dame stand?

Ein Abwehr-Krater und die 10: Alle Augen auf Juve

Wo ist Leonardo Bonucci? Weg! Andrea Barzagli (links), Giorgio Chiellini & Co. müssen künftig ohne den Innenverteidiger auskommen.

Wo ist Leonardo Bonucci? Weg! Andrea Barzagli (links), Giorgio Chiellini & Co. müssen künftig ohne den Innenverteidiger auskommen. imago

Eines ist unbestritten: Juventus Turin, das große Aushängeschild des italienischen Fußballs, geht auch in der Saison 2017/18 als großer Titelfavorit ins Rennen. Die Begründung liegt auf der Hand: Die Bianconeri sind mit 33 Scudetti der Rekordmeister (zwei zusätzliche Titel waren aufgrund des Manipulationsskandals aberkannt worden) - zudem hat das Team zuletzt sechs Meisterschaften in Serie gewonnen (Rekord). Die jüngsten drei davon hat Coach Massimiliano Allegri zu verantworten, der Juve zudem in seinen ersten drei Arbeitsjahren stolze dreimal zum Double und zweimal ins Champions-League-Finale führte (Niederlagen gegen Barcelona und Real Madrid ) - und das alles laut seiner Meinung dem 2014er Aus bei Milan zu verdanken hat .

Der Trainer muss in den ersten Wochen der neuen Spielzeit aber einige Fragezeichen aus dem Weg räumen - was widerum die Chance für die Konkurrenz sein könnte: Wie sicher steht die Abwehr nach dem Verlust von "Quarterback" Leonardo Bonucci? Wie stark sind die offensiven Flügel? Wie motiviert ist der Rest des Kaders? Und was passiert eigentlich jetzt oder bald mit Paulo Dybala?

Juventus Turin - Vereinsdaten
Juventus Turin

Gründungsdatum

01.11.1897

Vereinsfarben

Weiß-Schwarz

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Der Abwehr-Krater - und die nötige Füllung

Fragezeichen 1: Die Defensive von Juventus Turin verdient stets großes Lob. Die Stärke der Hintermannschaft bekamen 2016/17 auch zahlreiche europäische Top-Klubs wie zum Beispiel der FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League zu spüren (0:3, 0:0). Torwart-Legende Gianluigi Buffon (39), Giorgio Chiellini (33), Leonardo Bonucci oder auch Andrea Barzagli (36) schienen einmal mehr kaum bezwingbar. So spielte die Alte Dame in der Serie A 2016/17 ganze 18-mal zu Null.

Doch nun wurde den Bianconeri der defensive Spielgestalter und damit ein Herzstück entrissen: Bonucci, der sich nie sonderlich mit Coach Max Allegri verstanden haben soll (Allegri und Bonucci zofften sich einmal vor laufender Kamera, Bonucci wurde zudem von einem CL-Spiel verbannt), schloss sich kurzerhand Ligakonkurrenz Milan an. Ein Kommentar des Verteidigers gegenüber der "Gazzetta dello Sport": "Juve und Allegri haben vergangene Spielzeit ein paar klare Anweisungen gegeben, ich habe die Konsequenzen daraus gezogen." Der Abgang sei demnach von beiden Seiten erwünscht gewesen, so Bonucci, der allen Verantwortlichen aber auch Respekt entgegenbrachte: "Ich danke ihnen allen für das, was sie mir gegeben haben - ich bin mit ihnen allen einer der besten Verteidiger geworden. Doch jetzt ist Juve Vergangenheit."

Giorgio Chiellini (links), Andrea Barzagli (Mitte) und Leonardo Bonucci

Gehören nur noch in der Squadra Azzurra zusammen: Giorgio Chiellini (links), Andrea Barzagli (Mitte) und Leonardo Bonucci. Getty Images

Für Turin dagegen bleibt die Frage: Wie kann dieser herbe Verlust abgefedert werden? Sicher ist: Die Übersicht des 30-jährigen zentralen Abwehrmanns, der seit 2010 auf stolze 227 Ligaspiele für Juve kam und auch in der italienischen Nationalmannschaft (70 Länderspiele) als Abwehrchef gilt, wird enorm schwer aufzufangen sein. Bonucci versteht es einfach, das Spiel zu lenken, die Mannschaft zu ordnen und mit seinen präzisen Pässen für Überraschungen zu sorgen.

Junge Talente wie Daniele Rugani (23) oder Milan-Neuzugang Mattia De Sciglio (24), der sich jüngst bei der furiosen 2:3-Supercoppa-Niederlage gegen Lazio Rom nicht sonderlich gut angestellt hat , sollen schnell integriert werden. Und das an der Seite von routinierten Recken wie Chiellini (33), Barzagli (36) oder Medhi Benatia (30). Zusammen mit Kapitän Gigi Buffon im Tor sollte das die Alte Dame hinbekommen, wenngleich der Verlust von Bonucci vor allem anfangs der neuen Saison deutlich zu erkennen sein dürfte.

Außenbahnen - oder besser: "Harmlos"-Bahnen?

Douglas Costa

Kann Douglas Costa nach seinem schwachen Abschluss bei Bayern fortan wieder im Juve-Dress überzeugen und für Tore sorgen? imago

Fragezeichen 2: Auf dem Transfermarkt ist bei Juventus Turin (noch) nicht allzu viel passiert - bis auf zwei krachende Abgänge. Denn neben Bonucci wanderte auch Fanliebling Dani Alves nach nur einer Saison wieder ab und schloss sich kurzerhand Paris Saint-Germain an. Geholt wurden derweil neben Torwartersatz Wojciech Szczesny (27), der auf lange Sicht Legende Buffon (39) ablösen und schon jetzt zeitweise vertreten soll, und De Sciglio noch die Offensivgeister Federico Bernardeschi (23, Florenz), Douglas Costa (26, FC Bayern) und Rodrigo Bentancur (20, Boca Juniors).

Doch da liegt vielleicht der Hund begraben: Bentancur (Allegri: "Er ist ein extrem intelligenter Spieler, der sicherlich eine Rolle bei uns spielen wird") und der schussgewaltige Nationalspieler Bernardeschi (14 Ligatore in 72 Spielen) müssen sich erst auf der ganz großen Bühne behaupten. Costa dagegen hat nach einem starken Beginn 2015 in München stark abgebaut (nur vier Treffer in 23 Bundesliga-Einsätzen 2016/17) und auch in der Juve-Vorbereitung noch nicht überzeugt. Bei den etablierten Kräften tun sich außerdem Baustellen auf: Alex Sandro ist zwar auf links gesetzt, aber ebenfalls eher torungefährlich (bislang fünf Tore in 49 Serie-A-Einsätzen). Und auf der rechten Bahn hat Juan Cuadrado nach wie vor zu viele Leistungsschwankungen (zwei Ligatreffer seit 2016). Kurzum: Da muss noch einiges justiert und verbessert werden.

Hoffnungsträger und Offensivgranate Dybala

Fragezeichen 3: Wie geht es weiter mit Paulo Dybala, der immer wieder mit dem FC Barcelona in Verbindung gebracht wird ? Eines ist klar: Der hochveranlagte argentinische Stürmer, der über einen Vertrag bis 2022 verfügt und jüngst die heilige Nummer 10 nach Vereinsikonen wie Omar Sivori, Michel Platini, Roberto Baggio oder Alessandro Del Piero erhalten hat, hat sich erneut deutlich zu seinem Verein Juventus Turin bekannt. Dybala ( früher bis 2015 in Palermo ) fühle sich in Turin sehr wohl. "Ich denke nur an Juve", stellte der Fanliebling, der in 95 Pflichtspielen bislang auf 44 Tore und 18 Vorlagen kommt, nach der italienischen Supercoppa gegen Lazio (2:3) klar. "Ich habe mit dem Klub gesprochen und meinen Standpunkt klargemacht. Ich bin sehr glücklich bei Juve und ich möchte in diesem Trikot noch besser werden."

Paulo Dybala

Mit der 10 unterwegs - und der aufstrebende Juve-Star: Paulo Dybala. imago

Dennoch: Auf dem überhitzten Transfermarkt, auf dem seit dem Neymar-Deal nichts mehr unmöglich erscheint , ist eine endgültige Gewissheit wohl nie erreicht - wobei ein Dybala-Verbleib in der kommenden Saison als sicher gilt.

Buffon: "Es ist zu früh, uns zu verurteilen"

Prognose: Juventus Turin hat kurz vor dem Saisonbeginn in der Serie A nach einer durchwachsenen Vorbereitung (5:4 i.E. gegen die Roma, ein 3:2 gegen Paris und ein 1:2 gegen Barcelona, ein 0:2 gegen Tottenham sowie abgesagte Partien gegen UANL Tigres und Monterrey) einige Baustellen zu bearbeiten - wie zuletzt auch beim ersten Pflichtspiel in der Supercoppa gegen Lazio zu sehen .

Allerdings verfügen die Bianconeri nach wie vor über einen immens breiten wie qualitativen Kader - vor allem im Mittelfeldzentrum und Angriff: Dort tummeln sich zum Beispiel Weltmeister Sami Khedira, Freistoßspezialist Miralem Pjanic, der nach seinem Kreuzbandriss wieder fitten Claudio Marchisio, Neuzugang Blaise Matuidi (Paris Saint-Germain), 90-Millionen-Mann Gonzalo Higuain (24 Saisontore in seiner ersten Juve-Saison), Berserker Mario Mandzukic (seit 2015 im Verein) und - na klar: Dybala.

All das sollte im Normalfall reichen, um erneut und damit zum siebten Mal in Serie den Scudetto in die Luft strecken zu können - wenngleich die Konkurrenten Roma, Napoli, Inter und vor allem Milan auf ihre Chance hoffen werden. Denn das Juve ein wenig Zeit brauchen könnte, dass hatte bereits "Grande Gigi" Buffon unlängst angedeutet: "Es ist viel zu früh, um jetzt schon eine Beurteilung nach den Freundschaftsspielen zu geben oder uns gar zu verurteilen. Wir werden eine viel bessere Idee davon haben, wie wir drauf sind, wenn wir 15 Spiele absolviert haben." Dem konnte sein Trainer Allegri nur beipflichten: "Wir haben in den vergangenen Jahren enorm viel erreicht. Nun gilt es, zusammen mit den jungen und neuen Spielern, erneut auf den Punkt da zu sein. Ich bin mir aber sicher, dass dieses Team nach wie vor eine große Zukunft vor sich hat."

mag

Zahlen der meisterlichen Juve-Saison: 6, 33, 52, 542