Champions League

BVB kapituliert in Monaco vor "Klopp-Fußball"

Dortmund: Schwierige Umstände, hausgemachte Defizite

BVB kapituliert vor "Klopp-Fußball"

Mit dem BVB überfordert in Monaco: Erik Durm.

Mit dem BVB überfordert in Monaco: Erik Durm. picture alliance

Aus Monaco berichtet Thomas Hennecke

In der Champions League scheiterte Borussia Dortmund an extrem schwierigen Umständen, an hausgemachten Defiziten und an einem Gegner, der sich wesentliche Stilelemente von Jürgen Klopps Fußball zu eigen macht. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Was auch am Donnerstag noch schmerzte: Es war kein übermächtiges Team, das für den BVB nach grandioser Vorrunde mit Gruppensieg, einem Europarekord an Toren und zwei Unentschieden gegen Real Madrid (jeweils 2:2) das Stoppschild aufstellte. Monaco mit seinem zugegeben rasanten Umschaltspiel, das stark an den überfallartigen (und am Ende verpönten) Fußball unter Jürgen Klopp in der glorreichen Champions-League-Rallye 2012/13 erinnerte, wäre an zwei guten Abenden schlagbar gewesen.

Nur, es gab diese zwei guten Abende nicht. Sie standen stark unter dem Einfluss eines perfiden Sprengstoff-Attentates am Dienstag vor einer Woche. Und die Schreckensmomente dieses Abends wallten in den Dortmunder Spielern wieder auf, als sie am Mittwochabend für "16, 17 Minuten" (Thomas Tuchel) von der Polizei an der Abfahrt zum Spiel gehindert wurden. Das, verriet der BVB-Trainer, habe noch einmal ein "beklemmendes Gefühl" erzeugt.

Wir standen nicht eng genug beieinander.

Marco Reus

Auch Marco Reus sprach von einem "Unwohlsein" im Bus, wollte daraus aber keinen Grund für die Niederlage konstruieren: "Das glaube ich nicht." Der erst zur zweiten Hälfte eingewechselte Marcel Schmelzer verwies angenehm-ehrlich darauf, dass wir "einiges selbst verbockt haben"; die angesichts der Vorgeschichte unangenehme Situation im Bus dürfe "keine Ausrede" sein.

"Überraschungsgast" Durm

Bedeutungsvoller für den missglückten Ablauf des Abends wird Tuchels Aufstellung gewesen sein, die so gar nicht mit dem vorher propagierten Motto ("Angriff von der ersten bis zur letzten Minute") korrespondierte und mit Erik Durm einen völlig überforderten Überraschungsgast bereithielt. "Das nehme ich auf mich", sagte Tuchel später.

Glückloses Coaching

Durm hatte wegen muskulärer Probleme einen Monat gefehlt - aber auf Tuchel einen "frischen Eindruck" im Training gemacht. Im Spiel irrlichterte der WM-Teilnehmer von 2014 auf der rechten Seite, bis ihn Tuchel erlöste und mit der Einwechslung Ousmane Dembelés auch gleich seinen zweiten Irrtum korrigierte: das System mit Dreierkette. Als er umstellte, war die Messe im Grunde gelesen, Monaco führte mit 2:0.

Tuchels glückloses Coaching mitsamt der nur schwer nachvollziehbaren Auswechslung des bis dahin besten Dortmunders Nuri Sahin war die eine Sache - die defensive Inkonsequenz und Passivität seiner Spieler die andere. "Wir standen nicht eng genug beieinander", haderte Reus, "wir hatten bei Flanken keine Zuordnung." Sahin, der durch einen künstlerisch wertvollen Freistoß (Innenpfosten) und einige beherzte Balleroberungen im Mittelfeld deutliche Akzente setzte, räumt ein: "Wir müssen als Mannschaft besser verteidigen."

50. Pflichtspiel-Gegentor

Valère Germains Tor zum 3:1 bedeutete dann auch gleich ein trauriges Jubiläum: Es war schon das 50. (!), das die Borussia in den Pflichtspielen dieser Saison kassierte. Konkurrenzfähig ist sie damit auf Dauer nicht. Und international schon gar nicht.