Bundesliga

Reutershahn: Wiedersehen mit Nagelsmann

Frankfurt: Der Co-Trainer wechselte die Seiten

Reutershahn: Wiedersehen mit Nagelsmann

Treffen sich auf unterschiedlichen Seiten wieder: Julian Nagelsmann (l.) und Armin Reutershahn.

Treffen sich auf unterschiedlichen Seiten wieder: Julian Nagelsmann (l.) und Armin Reutershahn. picture alliance

Das Stadion steht noch. Sonst ist jedoch - bildlich gesprochen - kaum ein Stein auf dem anderen geblieben, seit Reutershahn die Eintracht nach fünfjähriger Amtszeit unter Friedhelm Funkel im Sommer 2009 verlassen hat. Bei seiner Rückkehr vor Beginn dieser Saison stellte er fest, dass der Mitarbeiterstab um die Mannschaft herum und im Verein enorm gewachsen ist. Auch die "beengten" Räumlichkeiten im Stadion sind ihm aufgefallen. Schließlich musste nicht nur Platz für die neuen Fachleute, sondern auch für modernere Geräte im Kraftraum geschaffen werden.

Aus Hoffenheim kennt Reutershahn ganz andere Dimensionen. Er berichtet von einem Schwimmbad, dessen Beckenboden man anheben und senken kann oder von einer Laufbahn, die einem sofort die Zeit anzeigt. Von derlei Ausstattung kann man in der Mainmetropole höchstens träumen. Doch auch die Arbeit auf dem Platz hat sich stark verändert. "Der Fußball hat sich total gewandelt, selbst in den letzten zehn Jahren. Es wird viel mehr gepresst, schon in der gegnerischen Hälfte, es findet ein viel schnelleres Umschaltspiel statt", erzählt der 56-Jährige und betont, dass man sich immer weiterbilden müsse: "Mein Ziel ist immer, neue Dinge kennenzulernen und zu erfahren."

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Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

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So hat er in der Zwischenzeit nicht nur die Arbeit von Roger Schmidt zu dessen Zeit in Salzburg unter die Lupe genommen, sondern vor drei Jahren auch Jürgen Klopp im Dortmunder Winter-Trainingslager im spanischen La Manga über die Schulter geschaut. Dort traf er auch Niko Kovac wieder, mit dem er Anfang des Jahrtausends zwei Jahre beim Hamburger SV zusammengearbeitet hatte. Schon damals haben sie sich gegenseitig schätzen gelernt: "Diese zwei Jahre waren sehr intensiv. Ich konnte mich mit ihm viel über taktische Dinge und Trainingsinhalte austauschen. Das kann man nicht mit jedem Spieler."

Ich konnte mich mit ihm viel über taktische Dinge und Trainingsinhalte austauschen. Das kann man nicht mit jedem Spieler.

Armin Reutershahn über Niko Kovac in dessen Zeit als Spieler

Deshalb ist es kein Zufall, dass Kovac nach der Rettung in der Relegation auf Reutershahns Dienste zurückgreifen wollte und ihn von Sinsheim nach Frankfurt lotste. Immerhin profitiert Reutershahn von einer immensen Trainererfahrung, die sich über ein Vierteljahrhundert erstreckt. Bei seinen Stationen in Uerdingen, Hamburg, Nürnberg, Stuttgart, Hoffenheim und Frankfurt hat er so ziemlich alle Höhen und Tiefen erlebt.

Mit dem Schritt zurück zur Eintracht hat er aus seiner Sicht alles richtig gemacht. „Es ist genau das eingetroffen, was ich mir erhofft hatte. Wir hatten vorher schon ein gutes Verhältnis, und es hat sich herauskristallisiert, dass die Zusammenarbeit genau das ist, was ich mir vorstelle - auch im zwischenmenschlichen Bereich. Wir können auch über private Dinge reden und diskutieren, da wir auf einer Wellenlänge funken“, sagt Reutershahn - und bezieht bei diesen Worten den zweiten Co-Trainer Robert Kovac explizit mit ein.

Reutershahn: "Großes Gefühl der Zufriedenheit"

Wenn er über seine Arbeit spricht, tut er das mit viel Demut. Reutershahn erweckt den Eindruck, dass er genau weiß, wie gut er es getroffen hat. "Ich freue mich, dass ich so einen Beruf haben darf und bin jeden Morgen glücklich, wenn ich zur Arbeit gehe. Abends, wenn ich nach Hause komme, stellt sich ein sehr großes Gefühl der Zufriedenheit ein", erzählt der Trainer. Dass die Eintracht unverhofft oben mitspielt, macht die Sache umso schöner: "Wenn du unten stehst und nicht weißt, ob du in die Relegation musst oder direkt absteigst, hast du schon einen anderen Druck, als wenn du um Platz vier, fünf oder sechs mitspielen darfst. Dieses Gefühl ist natürlich deutlich angenehmer." Das Erfolgsgeheimnis sieht er vor allem im "großen Teamwork, an dem alle um die Mannschaft herum beteiligt sind". So wird auch Kovac nicht müde zu betonen, wie wichtig die tägliche Arbeit all seiner Spezialisten ist.

Niko Kovac (l.), Armin Reutershahn

Das Trainer-Duo bei der Eintracht: Niko Kovac (l.) und Armin Reutershahn. picture alliance

In die Chef-Rolle drängt es Reutershahn übrigens nicht. Glaubhaft versichert er: "Ich fühle mich total wohl in der Rolle, die ich innehabe, und möchte noch sehr lange in dieser Kombination weiterarbeiten." Dass er im Sommer gleich einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat, dokumentiert diesen Wunsch.

Die Zielsetzung vor dem Spiel gegen Hoffenheim ist klar: "Wir wollen unsere Heimbilanz ausbauen und die Fans mit einem Erfolg nach Hause schicken." Seit Kovac das Zepter übernommen hat, gab es erst eine einzige Heimniederlage. Am 29. Spieltag der vergangenen Saison verlor die Eintracht ausgerechnet gegen Hoffenheim mit 0:2. Einen Vorteil sieht er allerdings nicht darin, dass er bis vor wenigen Monaten noch mittendrin steckte im Hoffenheimer Innenleben. "Julian lässt sich vor den Spielen, aber auch während der 90 Minuten Dinge einfallen, mit denen man nicht rechnet", berichtet Reutershahn. Trotzdem sei die Mannschaft "auf alles vorbereitet".

Entscheidend wird sein, dass es der Eintracht gelingt, die Räume eng zu halten und gut in die Zweikämpfe zu kommen, damit die TSG ihr gefürchtetes Offensivspiel gar nicht erst aufziehen kann. "Wir wissen um die Gefährlichkeit der Pässe in die Tiefe", sagt der Co-Trainer. Gegen Top-Klubs wie Borussia Dortmund ( 2:1 ), Bayern München ( 2:2 ), Schalke ( 1:0 ) oder Bayer Leverkusen ( 2:1 ) ist das dem Team ganz gut gelungen. Die Vorzeichen stimmen also, um die in Flutlicht getauchte Arena erneut zum Beben zu bringen und Hoffenheim in der Tabelle zu überholen.

Julian Franzke