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Koller: "Momentum nicht auf unserer Seite"

Österreich unterliegt Irland und sucht Ausreden

Koller: "Momentum nicht auf unserer Seite"

Hadert nach der Niederlage gegen Irland mit dem Schicksal: ÖFB-Coach Marcel Koller.

Hadert nach der Niederlage gegen Irland mit dem Schicksal: ÖFB-Coach Marcel Koller. picture alliance

Marcel Koller schickte seine Mannschaft mit dem Wissen, "dass es ein Geduldsspiel wird, dass die Iren sehr gut in der Defensive, grundsätzlich mit zehn Mann hinter dem Ball stehen" in die so wichtige Partie gegen das Team von der grünen Insel. Doch bis auf einen engagierten Beginn blieb die ÖFB-Elf einmal mehr einiges schuldig. Bayern-Akteur David Alaba, bei der Nationalmannschaft nicht auf der Linksverteidiger-Position, sondern im Mittelfeld aufgestellt, kritisierte die "fehlende Konsequenz bei unseren Torchancen".

Team Austria vom Glück verlassen

Während Aleksandar Dragovic ebenfalls Kritik übte ("Pech ist es nicht. Wir hatten wenige Torchancen und die leider nicht gemacht"), haderten seine Teamkollegen mit dem Schicksal. Österreichs Nummer eins, Ramazan Özcan, wollte keinem seiner Mitspieler "einen Vorwurf machen" - es sei wie verhext: "Ich habe das Gefühl, auch wenn wir noch zwei Stunden spielen würden, würde die Murmel noch irgendwie von der Linie wegspringen." Die einzige unglückliche Aktion der Österreicher war ein Lattentreffer von Sabitzer (39.), die auch gleich von Trainer Koller hervorgehoben wurde ("Wenn er getroffen hätte, hätten wir mehr Räume bekommen").

WMQ Europa - 4. Spieltag
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2016 nicht das Jahr der Österreicher

Der unterschlug allerdings die Tatsache, dass auf der Gegenseite die Iren ebenfalls Bekanntschaft mit dem Aluminium gemacht hatten (43.). Insgesamt kam Koller zu dem Schluss, dass "das Momentum nicht auf unserer Seite" sei. Man befinde sich aktuell in einer "schwierigen Phase". Laut dem Schweizer seien es aber nur "Kleinigkeiten", die in diesem Jahr den Unterschied über Sieg oder Niederlage ausmachen.

Bei denen war es nur lang und hoch und kämpfen und schlagen, alles was es gibt.

Marko Arnautovic über Irlands Spielweise.

Neben dem Schicksal suchte man auch die Schuld beim Gegner. Schalke-Profi Alessandro Schöpf ("Sie haben sehr kampfbetont gespielt und unser Spiel damit kaputt gemacht") beklagte sich ebenso wie Marko Arnautovic, der sich über die Spielweise der Iren echauffierte: "Bei denen war es nur lang und hoch und kämpfen und schlagen, alles was es gibt." Doch genau damit hatten die Hausherren Probleme. Dass die Gäste durch einfache Fehler - stellvertretend dafür Kevin Wimmers Ballverlust vor dem 0:1 - dazu eingeladen wurden, gefährliche Konter zu fahren, wurde von Koller verharmlost: "Wenn man ganz vorne den Ball verliert und der Gegner dann über den Platz marschiert, hat es auch in anderen Bereichen nicht geklappt."

Marko Arnautovic

Kam mit Irlands Spielweise nicht klar: Marko Arnautovic. Getty Images

Betrachtet man die letzten zehn Begegnungen, stehen nur zwei Siege (jeweils 2:1 gegen Malta und Georgien) bei zwei Remis (0:0 gegen Portugal, 2:2 gegen Wales) und sechs Niederlagen auf der Haben-Seite. Doch aufgeben ist in Österreich ein Fremdwort. Für Alaba wird erst "am Ende abgerechnet", auch Koller legt seine Hoffnung auf die kommenden sechs Quali-Spiele: "Es sind noch 18 Punkte zu vergeben. Es wird eng werden, wir müssen noch mehr zusammenrücken."

Trainerdiskussion im Keim erstickt

Diese sechs Spiele sollen dem 56-Jährigen auch den Job retten. Denn: Im Nachbarland droht die Stimmung zu kippen. "Seit der EURO in Frankreich ist das Nationalteam nur noch ein Schatten seiner selbst", schrieb die "Kronen-Zeitung", Koller steht seit Monaten "wegen seiner Aufstellungen, Täusche und taktischen Vorgaben" im Fokus der Kritiker. Im Fußball-Business ist es nun einmal so, dass der Trainer das schwächste Glied ist: "Als Trainer braucht man Ergebnisse. Wenn man nicht gewinnt, ist es so, dass der Trainer infrage gestellt wird", analysierte Koller die Situation um seine eigene Leistung. Doch darüber braucht er sich laut ÖFB-Präsident Leo Windtner ("Eine Teamchef-Diskussion ist so notwendig wie ein Kropf") wohl vorerst keine Gedanken machen. Über den Winter - zuvor steht am 15. November noch ein Test gegen die Slowakei an - werde Koller Ursachenforschung betreiben und alles, auch sich selbst, hinterfragen. Eine gewisse Gelassenheit kann man dem ehemaligen Kölner und Bochumer Trainer allerdings ansehen: "Ich habe schon andere Gewitter erlebt."

kög