Enorm hohe Kantersiege oder Schützenfeste auf Länderspielebene? "Diese Zeiten sind vorbei, dass man einen Gegner so hoch schlägt", findet Joachim Löw klare Worte vor dem Gastspiel am Freitagabend in San Marino. "Die Spieler sind in Italien ausgebildet und deswegen taktisch gut. Sie können ordentlich verteidigen", so Löw weiter. Das Ziel der DFB-Elf sei "ohnehin nicht, einen neuen Rekord aufzustellen – und arrogant auftreten wollen wir auch nicht. Wir wollen ein gutes Spiel abliefern – wie viele Tore wir machen, liegt am Ende an uns."
Sami Khedira pflichtet seinem Trainer in diesem Punkt absolut bei: "Wir nehmen es nicht mit einem neuen Rekord auf." Klare Vorgaben gibt es vor dem Duell des amtierenden Weltmeisters beim krassen Außenseiter trotzdem: "Wir wollen viele Tore erzielen und das Spiel gewinnen. Wir respektieren San Marino und wollen wie gegen jeden Gegner auch mit vollem Respekt auftreten. Dennoch wissen wir um unsere Stärken - und die wollen wir auf dem Platz zeigen."
Khedira geht voran
Mithelfen sollen dabei auch etliche neue Nationalspieler, die Löw jüngst nominiert hat : Benjamin Henrichs (19) von Bayer Leverkusen, Yannick Gerhardt (22) vom VfL Wolfsburg oder Serge Gnabry (21) aus Bremen. Ob einer der Jungspunde direkt auflaufen darf, ist noch nicht bekannt. Für die Weiterentwicklung des Teams seien solche Akteure aber immens wichtig, so Khedira. "Sie sind alle heiß."
Die etablierten Nationalspieler können den neuen Jungs fortan bei der Integration helfen und diese wiederum das gesamte DFB-Team in den nächsten Jahren in Schwung halten. Khediras Rolle hierbei ist klar: "Ich bin nicht der Oberlehrer, der sagt: Ich zeig' euch was oder helf' euch. Auf dem Feld aber möchte ich natürlich als Führungspersönlichkeit vorangehen."
Khedira: "Der Terminplan ist voll"
Am Rande der Pressekonferenz kam Khedira derweil noch auf ein anderes Thema zu sprechen: "Ich bin zum Glück kein Funktionär und habe mich deswegen nicht hingesetzt und mir Gedanken um den Spielplan gemacht. Es ist aber klar, dass der Terminplan enorm voll ist. Die Termine werden auch nicht weniger - genauso wenig wie die körperliche und mentale Einstellung." Dennoch mache "es mir immer wieder enormen Spaß, mit der Nationalmannschaft zu spielen. Das allein zählt."
Geht als Führungsspieler voran: Sami Khedira (2.v.l.). picture alliance
Der Italien-Legionär erläutert dies genauer - wenngleich das Bild zugegebenermaßen durch einige Verletzungen des Mittelfeldspielers entzerrt wird: "Ich habe letztes Jahr 24 Pflichtspiele für Juventus Turin gemacht - wenn ich morgen spiele, sind es in drei Monaten schon 17. Ich denke, das sagt schon alles." Mit 29 Jahren sei es für Khedira zudem wichtig, "eine ganze Saison zu spielen, weil wir auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene noch viele wichtige Spiele vor uns haben und ich bis zum Ende mithelfen will. Deswegen ist es für mich auch wichtig, mal das ein oder andere Spiel pausieren zu dürfen."
Kapitän Khedira?
Ein Einsatz am Freitag in San Marino gilt aber als sehr wahrscheinlich - eventuell sogar als Kapitän in Vertretung des fehlenden Manuel Neuer: "Ob ich morgen die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen werde, weiß ich noch nicht. Manu ist jedenfalls nicht dabei, es spricht deswegen einiges dafür." Gewohnt bescheiden fügt der ehemalige Madrilene und Stuttgarter an: "Doch wir haben auch andere Spieler, die das übernehmen könnten. Für mich persönlich ist das jedenfalls nicht das Wichtigste." Er möchte schließlich einfach nur helfen und "als Führungspersönlichkeit vorangehen".