2. Bundesliga

Korkuts besondere Erinnerung an Braunschweig

"Wir wussten nicht, was passiert"

Korkuts besondere Erinnerung an Braunschweig

0:3 verlor Tayfun Korkut (l.) 2014 mit 96 in Braunschweig - die Miene spricht Bände. Nach dem Spiel gab's ein Schlüsselerlebnis.

0:3 verlor Tayfun Korkut (l.) 2014 mit 96 in Braunschweig - die Miene spricht Bände. Nach dem Spiel gab's ein Schlüsselerlebnis. imago

Beim Gang zu den Fans hielt er sich stets zurück. "Eine Maxime nach dem Spiel ist", sagte Tayfun Korkut nach dem erfolgreichen Beginn seiner Bundesliga-Karriere in Hannover, "dass die Kurve den Spielern gehört." Einmal aber machte der heutige Coach des 1. FC Kaiserslautern eine spektakuläre Ausnahme, wenn auch nicht gleich nach dem Schlusspfiff.

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Es war der 6. April 2014, ein Sonntag, an dem in Niedersachsen das hochbrisante Bundesliga-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover anstand. Nur drei der vorherigen elf Rückrundenbegegnungen hatte 96 gewonnen und war der Abstiegszone damit empfindlich nahe gerückt. Gastgeber Braunschweig dagegen hatte sich von unten herangearbeitet. Der Aufsteiger zierte wie fast immer in jener Saison das Tabellenende, verkürzte jedoch mit dem furiosen 3:0-Heimsieg an jenem Tag den Rückstand auf den komplett enttäuschenden Erzrivalen aus der Landeshauptstadt auf nur noch vier Punkte. "Wir bleiben drin und ihr steigt ab", skandierten die Eintracht-Fans nach diesem Prestigesieg Richtung gegnerischen Anhang - und dieser reagierte empört. Ein wütender harter Kern wartete noch am Abend auf die Rückkehr des Busses mit den Versagern am Stadiongelände in Hannover.

Trainersteckbrief Korkut
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Korkut macht sich auf den Weg - mit Megafon

Und dann geschah es. Als der Mob vor dem Eingangstor Rechenschaft forderte, machte sich Korkut gefolgt von der Mannschaft aus den Katakomben auf den Weg. In der Hand ein Megafon, mit dem er auf den Zaun stieg. "Wir wussten nicht, was passieren wird. Draußen standen dann zwei Parteien, dazwischen Polizisten. Es wurde immer lauter, Gegenstände flogen", erinnerte er sich später. Seine Worte übers Megafon habe er sich nicht überlegt. "Sie kamen spontan." Und sie beruhigten die Lage.

Im Spiel darauf schaffte Hannover einen 2:1-Heimsieg gegen den von seinem 96-Vorgänger Mirko Slomka betreuten Hamburger SV. Es war der Wendepunkt zum Klassenerhalt in jener Saison - eine Woche nach dem Schlüsselerlebnis in Braunschweig, an das sich Tayfun Korkut trotz aller aktuellen Arbeit mit Kaiserslautern an diesem Montag bei seiner Rückkehr sicher erinnert.

Michael Richter