Bundesliga

Kovac: Der Retter in höchster Not

Kommentar: "Krieger" Seferovic hält die Eintracht in Liga eins

Kovac: Der Retter in höchster Not

Rettete die Eintracht und hielt den Verein in der Bundesliga: Trainer Niko Kovac.

Rettete die Eintracht und hielt den Verein in der Bundesliga: Trainer Niko Kovac. imago

Ein Kommentar von kicker-Reporter Julian Franzke

Im Sommer 2015 wähnte sich Eintracht Frankfurt auf dem Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Bis auf Kevin Trapp konnten nach Platz 9 und 43 Punkten in der vergangenen Saison alle wichtigen Spieler gehalten werden, Neuzugänge wie David Abraham, Luc Castaignos oder Stefan Reinartz versprachen eine weitere Qualitätssteigerung. Was ist also schiefgelaufen, dass Frankfurt ein Jahr später erst über den Umweg in der Relegation den bitteren Gang in die 2. Liga verhindern konnte?

Trainersteckbrief Kovac
Kovac

Kovac Niko

Trainersteckbrief Veh
Veh

Veh Armin

Spielersteckbrief Seferovic
Seferovic

Seferovic Haris

Eintracht Frankfurt - Vereinsdaten
Eintracht Frankfurt

Gründungsdatum

08.03.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

mehr Infos
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Der Kardinalfehler war, Armin Veh zurückzuholen. "Von der alten Liebe zur heißen Liebe – geht das gut?", fragte der kicker schon am 18. Juni 2015. Es ging nicht gut. Und bei genauerer Betrachtung überrascht das gar nicht so sehr. Veh wollte mit Ballbesitz- und attraktivem Angriffsfußball den erfolgreichen Weg seines Vorgängers Thomas Schaaf fortsetzen – es sollte ein frommer Wunsch bleiben.

Schon früh in der Saison erkannte er, dass es der Mannschaft speziell im Mittelfeld an Tempo mangelt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass er den Kader im Sommer falsch eingeschätzt hatte. Zeitweise verordnete er seinem verunsicherten Team eine defensivere Spielanlage, tat dies aber kurz darauf wieder als "Defensivmist" ab. Im Winter-Trainingslager, das die Eintracht in Saus und Braus in Abu Dhabi verbrachte, kündigte Veh an, wieder auf Offensivfußball setzen zu wollen. Der 55-Jährige verlor dieses Spiel mit dem Feuer, zu defensiver Anfälligkeit - Stichwort fehlende Balance - gesellte sich mit zunehmender Verunsicherung offensive Harmlosigkeit. Vehs Entlassung war der logische Schritt der Abwärtsentwicklung, doch er erfolgte beinahe zu spät.

Kovac impft der Eintracht die Grundtugenden ein

Mit Niko Kovac kam der richtige Mann. Zwölf Punkte aus neun Ligaspielen sind eine ordentliche Bilanz, zumal Frankfurt auf Gegner wie Bayern, Dortmund, Leverkusen und Gladbach traf. Obwohl der Rückstand zu Platz 16 am 30. Spieltag schon vier Punkte betrug, behielt Kovac zumindest äußerlich die Ruhe und lebte einen unerschütterlichen Optimismus vor. Auf diese Weise schaffte er es, die Mannschaft mitzureißen, Siege gegen Mainz, Darmstadt und Dortmund folgten. In der Relegation behielten die Spieler gegen den Underdog aus Nürnberg schließlich die Nerven und verhinderten den "Super-GAU".

kicker-Reporter Julian Franzke

kicker-Reporter Julian Franzke kicker

Kovac lag richtig, zunächst Vehs Versäumnisse aufzuarbeiten, indem er der Mannschaft die Basics vermittelte und defensive Automatismen einschliff. Die beim kleinen Nachbarn in Darmstadt vielzitierten Grundtugenden des Fußballs impfte der 44-Jährige den Eintracht-Profis gerade noch rechtzeitig ein.

Rollen Köpfe?

Ende gut, alles gut? Keineswegs! Intern ist jetzt eine offene, selbstkritische Analyse gefragt, in der es keine Tabus geben darf. Die Köpfe müssen rauchen, einige vielleicht auch rollen. Allen voran Bruno Hübner gehört auf den Prüfstein. Der Sportdirektor versäumte es im Sommer, einen guten Linksaußen und Rechtsverteidiger zu verpflichten – und damit die größten Vakanzen zu beseitigen. Von den fünf Winter-Transfers Huszti, Regäsel, Ben-Hatira, Fabian und Ayhan entpuppte sich keiner konstant als Verstärkung, was einer verheerenden Ausbeute gleichkommt.

Spielberichte

Man darf gespannt sein, ob der neue Sportvorstand auf eine weitere Zusammenarbeit mit Hübner Wert legen wird. Insgesamt hat die Führungsriege in der zurückliegenden Saison nicht den Eindruck vermittelt, dass sie das seriöse Image, das der scheidende Vorstandsboss Heribert Bruchhagen der einst launischen Diva verliehen hat, konservieren kann.

Und doch gibt es auch Grund zur Zuversicht - nicht zuletzt aufgrund der durchgestandenen Relegation gegen Nürnberg ( 1:1 und 1:0 ). Niko und Robert Kovac ist es zuzutrauen, einzelne Spieler weiterzuentwickeln und das Team mit gezielten Verstärkungen in eine gesichertere Tabellenregion zu führen. Das ist nicht zuletzt zum Beispiel bei Haris Seferovic gelungen, der unter Veh in Ungnade fiel und unter Kovac im Rückspiel in Nürnberg zum gefeierten Helden aufstieg. Kovacs martialisches Zitat über den Schweizer: "In solchen Spielen braucht man Krieger - und er ist ein Krieger."

Bilder zur Partie 1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg