Champions League

Atleticos Taktik: Bissig ohne Grätschen

Warum Bayerns Gegner so defensivstark ist

Atleticos Taktik: Bissig ohne Grätschen

Genießt vorne alle Freiheiten: Atletico-Stürmer Antoine Grizemann.

Genießt vorne alle Freiheiten: Atletico-Stürmer Antoine Grizemann. imago

Nur 16 Gegentore in 35 Ligaspielen, nur fünf in zehn Champions-League-Spielen, nur zwölf in 25 Heimspielen. Das belegt: Atletico Madrids defensive Organisation im 4-4-2 ist außergewöhnlich. Die Bayern treffen im Halbfinale auf Spieler, die im Eins-gegen-eins herausragend geschult sind, die bei aller Bissigkeit nur selten grätschen und die etwas von Kompaktheit verstehen - in Ballnähe, aber auch generell auf dem Feld. So haben die Gegenspieler kaum Raum und Zeit oder werden in ungefährlichere Zonen gedrängt.

Das liegt auch daran, dass die Außenverteidiger Juanfran und Filipe Luis im Vergleich zu Bayern oder Barcelona generell eher tief stehen. Beide schalten sich meist nur dann, wenn der Weg praktisch frei ist, in die Offensive mit ein - augenscheinlich beim entscheidenden 2:0 im Viertelfinal-Rückspiel gegen Barça, als Filipe Luis durchlief, Andres Iniesta den Ball per Hand stoppte und Antoine Griezmann den Elfer zum Endstand verwandelte. Stößt einer der beiden Außenverteidiger in die Spitze, besetzt Kapitän Gabi den entstehenden Raum - oder Augusto.

Koke und Saul Niguez rochieren

Generell für Überzahl im Mittelfeld sollen die Außenverteidiger aber nicht sorgen. Dafür haben die Rot-Weißen weiteres hochklassiges Personal - quasi alle außer Gabi, der im Mittelfeld der Mann mit der defensivsten Ausrichtung ist.

Koke, Saul Niguez oder Yannick Ferreira-Carrasco haben ihre Stärken in der Offensive. In den vergangenen Wochen startete Koke meist rechts, Saul Niguez links, doch schon nach wenigen Minuten beginnen beide, zu rochieren - auch, um Linksfuß Niguez von rechts und den beidfüßig starken Koke (oder Ferreira-Carrasco) von links kommend den diagonalen Abschluss zu erleichtern.

Griezmann lässt sich gern zurückfallen

Gut möglich, dass gegen die im Mittelfeld dominant erwarteten Bayern statt Ferreira-Carrasco (oder Niguez) der defensiv stärkere Augusto in der Startformation steht, als eine Art Doppelsechs vor der Abwehr. Vorne genießt Griezmann, als Linksfüßer über rechts startend, alle Freiheiten. Beim punktuellen frühen Attackieren ist er wie alle anderen Offensivkräfte gefordert, bei eigenem Ballbesitz lässt er sich oft zurückfallen und lanciert selbst die Spielzüge. Koke indes rückt als Regisseur auf die Zehn vor, phasenweise ergibt sich so ein 4-3-1-2.

wol/jpe