Da stand Manuel Neuer also und sollte am Sky-Mikrofon erklären, warum der FC Bayern nur 1:0 gegen Benfica gewonnen hatte. Nicht trotzig, aber doch bestimmt sagte er: "Woche für Woche geht jeder von einem Kantersieg aus. Es muss auch mal ein 1:0 reichen. Wir wussten, dass es eine enge Kiste wird."
Mit der bajuwarischen Dominanz ist es so eine Sache. Zum einen lässt sie die Ansprüche der Fans sowie die Erwartungen der Medien mehr und mehr steigen. Ein Sieg heißt noch lange nicht, dass es keine Kritik hagelt. Drei Punkte? Gut. Doch auch den Ästheten muss der Fußball munden.
Spielbericht
Zum anderen verleitet sie dazu, Münchner Warnungen vor dem Gegner als taktischen Kniff abzutun. Benfica soll die momentan vielleicht beste Viererkette Europas haben? Wie kommt dieser Guardiola nur darauf? Sicher nur eine Masche, um sein Team nach dem Spiel für seine "Top-Top-Top-Leistung" loben zu können. Als der Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel aber die Gegenfrage stellte, nämlich wer von den Journalisten genau Bescheid wisse über Benfica, da sah der Katalane einige mit den Schultern zuckend. Guardiolas Frage hatte seine Berechtigung. Ebenso wie seine Einschätzung zur Abwehrreihe der Portugiesen.
Denn abgesehen von der Anfangsphase ließ Benfica kaum etwas zu. Auch Neuer war am anderen Ende des Spielfelds nicht verborgen geblieben, dass der Gegner "sehr gut stand. Die Viererkette funktioniert sehr gut bei ihnen". Nach anfänglichem Powerplay, in dem die Portugiesen von einer Verlegenheit in die andere taumelten, büßten die Münchner an Souveränität ein. Zwar hatten sie noch immer ein Mehr in Sachen Ballbesitz, doch der Spielwitz ging ihnen ab.
Bayern schrammt knapp am Gegentor vorbei
Und in der zweiten Halbzeit boten sich Benfica gar zwei exzellente Chancen zum Ausgleich (57., 64.). In dieser Phase drohte die Partie zu kippen. Nach 90 Minuten hatten es die Gäste auf beachtliche zehn Torschüsse gebracht - auch ein Indiz dafür, dass die Bayern nicht so abgeklärt auftraten wie gewohnt. Allerdings darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass Benfica keinesfalls zu Unrecht im Viertelfinale steht.
Sicher hat Guardiola schon einige Gegner stärker geredet als sie tatsächlich sind. Trotzdem haben die 90 Minuten gegen Benfica gelehrt: Aus der Übermacht des FCB Siege in der Königsklasse als selbstverständlich zu deklarieren, ist nicht angebracht.
Wir haben zu Null gespielt, das war unser Ziel, und wir haben gewonnen. Die Ausgangsposition fürs Rückspiel ist gut.
David Alaba
Als später David Alaba zum Spiel befragt wurde, sah auch er keinen Anlass, die Partie zu kritisch zu beäugen. "Wir haben zu Null gespielt, das war unser Ziel, und wir haben gewonnen. Die Ausgangsposition fürs Rückspiel ist gut", sagte der Österreicher. Eine Meinung, die Thomas Müller teilte. Doch der Weltmeister ergänzte: "In Lissabon müssen wir mit ein bisschen mehr Esprit spielen." Dann kann Guardiola seine Mannschaft wieder zu einer "Top-Top-Top-Leistung" beglückwünschen. Und vielleicht zum Einzug ins Halbfinale.