Bundesliga

Breitenreiter gefrustet, Heldt sieht die Chance

Verkauf von Draxler sorgt für Unruhe auf Schalke

Breitenreiter gefrustet, Heldt sieht die Chance

Geht das gut? Manager Horst Heldt verkaufte Julian Draxler, ohne Ersatz zu besorgen - zum Leidwesen von Trainer André Breitenreiter.

Geht das gut? Manager Horst Heldt verkaufte Julian Draxler, ohne Ersatz zu besorgen - zum Leidwesen von Trainer André Breitenreiter. imago

Viel wurde diskutiert über die finanzstarken Engländer, die in dieser Transferphase so viel Geld wie nie investierten . Am Ende war mittelbar auch der FC Schalke betroffen. Wolfsburg konnte dem millionenschweren Angebot für Kevin De Bruyne von Manchester City nicht widerstehen und hatte dadurch das nötige Kleingeld, um Draxler von Schalke loszueisen. In Gelsenkirchen kam die Geldwelle zum Erliegen - und genau das stört viele Schalker Fans. Warum wurden die Millionen für Draxler nicht sofort reinvestiert? Wieso landeten ein paar davon nicht zum Beispiel beim VfB Stuttgart, um Filip Kostic als Ersatzmann für Draxler loszueisen?

Heldts Antworten sind nicht für jeden S04-Anhänger befriedigend. Am Mittwoch betonte er einmal mehr, dass der VfB einem Transfer einen Riegel vorgeschoben habe und ein Wechsel Kostics daran gescheitert wäre. Allerdings war diese Tatsache schon länger bekannt, einen Plan B gab es offensichtlich nicht. "Wir hauen nicht einfach das Geld so raus", begründete Heldt sein Vorgehen und verwies auf den finanziellen Gewinn. "Jule ist von null Euro gekommen, wir haben ihn ausgebildet und jetzt für 40 Millionen verkauft", sagte der Manager der Königsblauen dem SID: "Wir haben den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte realisiert."

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Choupo-Moting als Kandidat für die linke Seite

Teuer zu stehen kommen könnte Schalke Draxlers Abgang im sportlichen Sinne. "Es ist ein Qualitätsverlust, das wissen wir", erklärte Heldt. Coach Breitenreiter formulierte die Situation um einiges drastischer - und war sich offenbar lange nicht bewusst, dass der Abgang des Leistungsträgers Richtung Wolfsburg bevorstand. "Mit Julian haben wir unseren besten Spieler verloren, die Qualität ist geschwächt. Ich habe bis zum Wochenende geglaubt, dass er bleibt. Hätte ich Donnerstag gewusst, dass er geht, hätte er Freitag in Wolfsburg nicht mehr gespielt", sagte Breitenreiter. "Verein und Umfeld müssen sich nun fragen, warum ein Julian Draxler geht."

Tatsache ist aber nun einmal: Draxler ist weg. Und es wird (zumindest bis zur Winterpause) kein Ersatz kommen, der Verlust muss aus den eigenen Reihen aufgefangen werden. Gut möglich, dass Eric Maxim Choupo-Moting künftig die linke Seite besetzt, wie er es auch schon zu Mainzer Zeiten bisweilen getan hat. Auf rechts wäre der Weg für Youngster Leroy Sané (19) frei. Je nach System könnten sich neue Möglichkeiten für Max Meyer (19), Leihgabe Pierre-Emile Höjbjerg (20) oder Sidney Sam (27) ergeben. Leon Goretzka (19) ist ebenfalls auf einem der Flügel einsetzbar.

Wir wollen jungen Spielern Raum geben. Es ist eine Chance für die anderen.

Horst Heldt.

Dass bis auf Sam keiner sein 21. Lebensjahr vollendet hat, gibt jedoch Anlass zur Skepsis. Zu viel Druck, zu viel Verantwortung bei zu wenig Erfahrung - und das bei einem Klub wie Schalke. "Die jungen Spieler werden heutzutage sehr gepudert und gehyped. Das ist ein schmaler Grat, denn trotzdem brauchen sie Zeit, um sich zu entwickeln", gibt Breitenreiter zu bedenken. "Wir alle müssen uns in die Pflicht nehmen, denn diese Jungs sind oftmals sehr sensibel. Wir dürfen die jungen Talente nicht verbrennen." Ganz anders, positiver, beschreibt Heldt die Lage: "Wir wollen jungen Spielern Raum geben. Es ist eine Chance für die anderen."

Teil der Draxler-Millionen wandert in die Schuldentilgung

Der "satte Transferüberschuss" (Heldt) wandert nun zum Teil in die Schuldentilgung. Der Traditionsklub war Ende 2014 noch immer mit 163,9 Millionen Euro verschuldet. Wohl auch ein Grund, warum Heldt keinen unkontrollierten Schnellschuss bei der Draxler-Nachfolge riskieren wollte, und aus diesem Aspekt heraus nachvollziehbar. Auch die durchaus sinnvollen Verpflichtungen von Franco di Santo, Johannes Geis und Höjbjerg werden gerne vergessen, wenn es um Heldts Arbeit in diesem Sommer geht. Dass es nicht gelungen ist, die von ihm verpflichteten und teils verletzungsanfälligen Großverdiener wie Kevin-Prince Boateng, Sidney Sam oder Felipe Santana von der Gehaltsliste zu streichen, ist die Kehrseite der Heldt'schen Transfer-Medaille.

Man darf gespannt sein, ob Schalke den Ausfall Draxlers verkraften kann. "Das Ergebnis“, sagt Heldt selbst, "werden wir erst noch sehen." Ist es positiv, hat Heldt alles richtig gemacht. Wenn nicht, wird er wie auf Schalke üblich ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Denn spätestens dann wird die Frage wieder aufkommen, warum er keinen adäquaten Nachfolger präsentieren konnte.

Was der Draxler-Deal Schalke bringt, wie viel Juventus Turin wirklich für ihn bot, was Heldt zu den Gerüchten um eine Verpflichtung von Dortmunds Jakub Blaszczykowski sagt und warum das Thema Filip Kostic noch nicht erkaltet ist - am Donnerstag im kicker-Sportmagazin.

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