Glanz und Glamour sind diesem Mann wesensfremd. Klar sei es auch schön gewesen, seinen alten Trainer und jetzigen Kollegen Thomas Schaaf Samstag beim Spiel gegen Frankfurt wiederzutreffen, räumte Viktor Skripnik ein. Aber: "Ehrlich, ich habe mich nur über die drei Punkte gefreut", so der Werder-Coach. "Wir sind froh, dass sie hier bleiben - nicht mehr, nicht weniger."
Wie fast immer still und ohne die ganz großen Ausführungen genoss der 45-Jährige den 1:0-Sieg. Sein Kommentar zum überragenden Kapitän Fritz? "Clemens war echt produktiv." Zur Torgefährlichkeit des scheidenden Davie Selke? "Wir wollen sie noch so viel wie möglich nutzen." Zu seiner Entscheidung, Izet Hajrovic von Beginn an zu bringen? "Ganz einfach. Ich habe gesagt: Wer gut drauf ist, wird spielen. Warum soll ich meine Worte nicht bestätigen?"
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Trainersteckbrief Skripnik
Skripnik liegt vor "König" Otto Rehhagel
Gutes tun und kaum darüber sprechen - Viktor Skripnik fährt bestens damit. Dass er den SV Werder seit seiner Amtsübernahme Ende Oktober 2014 mächtig aufpoliert hat, verrät allein schon die Statistik. Mit elf Siegen aus 22 Bundesligaspielen (dazu kommen fünf Unentschieden und sechs Niederlagen) verfügt Skripnik aktuell über eine 50-Prozent-Siegquote, die innerhalb einer Amtszeit in Bremen letztmals vom legendären Kuno Klötzer (20 Siege in 28 Spielen 1980/81) übertroffen wurde. "König" Otto Rehhagel holte in seiner zweiten Zeit an der Weser zwar 241 Siege in 480 Spielen, kommt aber zusammen mit seiner ersten Trainertätigkeit in Bremen 1976 auf insgesamt 245 Siege in 493 Spielen. Thomas Schaaf feierte auf der Bremer Bank in 479 Spielen 223 Erfolge.
Rehhagel und Schaaf haben sich als Meistertrainer im Klub unsterblich gemacht, buchstäblich auf leisen Sohlen steuert Viktor Skripnik nunmehr immerhin auf einen Europa-League-Platz zu. Hochgerechnet auf die Gesamtsaison wäre womöglich sogar die Champions League drin gewesen, wie die Zahlen verraten. Seit er in Bremen am 10. Spieltag die sportliche Verantwortung übernahm, sammelte er 38 Punkte. Nur der FC Bayern (55), Mönchengladbach (47), Wolfsburg (45) und Leverkusen (42) holten in diesem Zeitraum mehr.
Michael Richter