Bundesliga

Derbyjahr 2009: Als der HSV vom Nordgipfel fiel

Papierkugel besiegelt HSV-Aus im UEFA-Cup

Derbyjahr 2009: Als der HSV vom Nordgipfel fiel

Kugel-Jubel: Die Bremer Fans feiern im letzten von vier Derbys 2009 mit einer übergroßen Nachbildung der Papierkugel.

Kugel-Jubel: Die Bremer Fans feiern im letzten von vier Derbys 2009 mit einer übergroßen Nachbildung der Papierkugel. imago

"Ich habe zu meiner Frau Natalie gesagt, ich gehe hier nicht ohne Titel weg!" gibt sich HSV-Stürmer Ivica Olic, schon einig mit dem FC Bayern, im Frühjahr 2009 gewohnt kämpferisch. Am 22. April 2009 steigt an der Elbe der erste von vier Derbykrachern gegen Werder in 18 Tagen. Im Halbfinale des DFB-Pokals möchte der HSV die bisher herausragende Saison fortsetzen, Bremen sucht über den Pokal seine Chance auf das internationale Geschäft.

Gepeitscht vom Willen beider Seiten, zum Finale nach Berlin zu fahren, entwickelt sich eine körperbetonte Partie - Schiedsrichter Knut Kircher zückt fünf Gelbe Karten und einmal glatt Rot für ein grobes Foul von David Jarolim zum Ende der regulären Spielzeit. Mit einem 1:1 geht es in die Verlängerung, die Hamburg mit zehn Mann über die Zeit bringt. Es geht ins Elfmeterschießen, das einen Helden hervorbringt: Mit drei parierten Elfmetern verleiht Tim Wiese den Titelambitionen Nachdruck. Werder gewinnt 3:1 im Elfmeterschießen.

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Weiter geht's Schlag auf Schlag - Runde zwei im Derby-Showdown. "Wir hatten zu knabbern am Aus im Elfmeterschießen", erinnert sich HSV-Manager Dietmar Beiersdorfer nach dem DFB-Pokal-Krimi. Es ist der 30. April, Werder begrüßt Hamburg im Weserstadion zum Hinspiel im UEFA-Pokal-Halbfinale. Geburtstagskind Thomas Schaaf - Bremens Coach wird an diesem Tag 48 - will seinem Gegenüber Martin Jol weiterhin die Laune vermiesen. Diesmal jedoch behalten die "Rothosen" die Oberhand. Mit Wut im Bauch gelingt dem HSV ein 1:0-Auswärtssieg. Doch Klaus Allofs, damals Werder-Manager, glaubt weiter an die Mannschaft: "Sie hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass sie in solch entscheidenden Spielen nervenstark ist."

Gravgaard und die Papierkugel

Der Schicksalsmoment in Bildern: Der Ball springt über die Kugel, Hamburgs Michael Gravgaard verursacht die Ecke.

Allofs sollte Recht behalten. Erneut zu Gast in Hamburg, muss Bremen im Rückspiel am 7. Mai in der zwölften Minute den Rückstand durch Olic, der später nochmals trifft, verkraften. Doch die Grün-Weißen kämpfen sich zurück in die Partie. Diego, Claudio Pizarro und Frank Baumann schießen Werder auch international ins Finale. Helfen muss beim 3:2-Sieg eine Kuriosität, die Baumanns drittem Tor vorausgeht und ihren Platz in der deutschen Fußballgeschichte findet. Dem Hamburger Innenverteidiger Michael Gravgaard rutscht ein harmloser Ball über den Fuß, weil dieser zuvor über eine Papierkugel, aufs Feld geworfen von Hamburger Fans hinter dem Tor, rollt. Die folgende Ecke lässt alle Hamburger Träume verpuffen. "So viel Pech kann man doch gar nicht haben", macht Gravgaard seinem Ärger Luft, während Klaus Allofs strahlend verkündet, dass die ominöse Kugel ins Werder-Museum kommen wird.

Wieder in Bremen, entscheidet die Schaaf-Elf mit den enorm wichtigen Siegen im Rücken auch das letzte Duell, diesmal um Bundesliga-Punkte, für sich. Ein Doppelpack von Hugo Almeida holt den Hamburger SV am 10. Mai beim 2:0 endgültig vom Nordgipfel und auf den Boden der Tatsachen zurück. 3:1 heißt es am Ende nach Spielen für Werder in den verrückten Wochen vom Frühjahr 2009, als die norddeutsche Fußballwelt Kopf steht.

Marvin Behrens