Bundesliga

Sammers Aufgabe: Bayern, the next generation

München: Sportvorstand verlängert bis 2018

Sammers Aufgabe: Bayern, the next generation

Seine Bilanz lässt wenig Zweifel zu: Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer.

Seine Bilanz lässt wenig Zweifel zu: Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer. picture alliance

Aus München berichtet Mounir Zitouni

Da saß er nun im kleinen Presseraum der Bayern. Matthias Sammer. Rechts neben ihm Markus Hörwick, Mediendirektor, links Präsident Karl Hopfner. Ein letzter großer Schluck aus der Wasserflasche, dann wurde das verkündet, was alle erwartet hatten. Der Klub verlängert den Vertrag mit dem Sportvorstand über 2015 hinaus für drei Jahre. Vorletzte Woche war man sich einig geworden, nachdem der Aufsichtsrat einstimmig diese Personalie durchgewunken hatte. Der Verein darf sich also auf dreieinhalb weitere Jahre mit dem in der Öffentlichkeit durchaus umstrittenen aber hoch dekorierten Ex-Fußballer und - Trainer freuen.

Zweieinhalb Jahre sind seit seinem Kommen vergangen. Die Zeit beschreibt Sammer "als intensiv, aber erfolgreich". Das war sie und das ist der große Unterschied zu den Jahren, die unmittelbar vor seinem Amtsantritt lagen. Man muss sich in Erinnerung rufen. Im Sommer 2012 hatte man beinahe so etwas wie Mitleid in Deutschland mit dem ruhmreichen FC Bayern. Zum zweiten Mal in Folge verpasste man die Meisterschaft, eine peinliche 2:5-Klatsche im Pokalfinale gegen Dortmund und dann dieses verlorene Champions-League-Endspiel gegen Chelsea, das den Verein in seinen Grundfesten erschütterte.

Doch dann kam Sammer. Er sollte dem Klub helfen, sich neu aufzustellen. Präsident Uli Hoeneß selbst hatte sich im Mai 2012 für eine Ablösung von Christian Nerlinger eingesetzt und den DFB-Sportdirektor mit viel Mühe und Überzeugungsarbeit verpflichtet. Für Rummenigge war 2012 klar: "Er ist das Herzstück des FC Bayern." Als solches hat Sammer – im Lizenzspielerbereich - bislang fast ausschließlich Erfolge vorzuweisen.

Sammers Bilanz ist erstklassig

Mit ihm gelang 2013 der Triple-Erfolg, 2014 folgte das Double, hinzu kamen 2013 die Klubweltmeisterschaft und der europäische Supercup. Sein Einfluss darauf? Nicht wegzudiskutieren, auch wenn es nicht wenige gibt, die so denken wie BVB-Coach Jürgen Klopp, der im März 2014 sagte: "Als Matthias Sammer würde ich jeden Tag Gott danken, dass man ihn dazu geholt hat. Ich glaube nicht, dass Bayern München einen Punkt weniger hätte, wenn Matthias Sammer nicht da wäre." In der Öffentlichkeit wird gerne über den ewigen Nörgler diskutiert. Sammer polarisiert, legt immer dann den Finger in die Wunde, wenn es keiner hören will. Auch unter den Spielern ist der 47-Jährige umstritten. Viele mögen ihn, haben allein aufgrund seiner sportlichen Vita einen immensen Respekt, andere reagieren genervt. Doch er ist stets da.

Sammer schaut sich nach wie vor jedes Training an, jeden Tag. Seinen Blicken entgeht nichts, ein Trainer wie Jupp Heynckes musste sich erst daran gewöhnen. Doch auch er schätzte irgendwann den Fußballexperten an seiner Seite. Das Hauptproblem: Intern kamen wiederholt mahnende Äußerungen von Sammer in der Öffentlichkeit nicht immer gut an. Dazu sah man es im Verein nicht gerne, dass die Unterstützung Sammers bei langwierigen Aushandlungen von Verträgen ausblieb, weil das nicht Sammers Welt war. Er sah sich für solche Dinge nicht zuständig. Auch deshalb wurde in diesem Sommer ein Transferexperte wie Michael Reschke von Bayer Leverkusen geholt.

Nachholbedarf in der Jugendabteilung

Im Nachgang stärkte die Verpflichtung Reschkes aber eher die Position Sammers als dass sie geschwächt wurde. Mit ihm kann sich Sammer nun noch mehr auf die Weiterentwicklung des Profiteams aber auch des Jugendbereichs konzentrieren. Gerade in der Jugendabteilung gibt es noch viel zu tun. Dort sind die Ergebnisse noch lange nicht befriedigend, auch wenn zuletzt mit Lucas Scholl, Gianluca Gaudino, Julian Green, Emre Can oder Pierre-Emile Höjbjerg einige Talente den Sprung zu den Profis packten. "Bei der Entwicklung des neuen Nachwuchsleistungszentrums wird er ein gewaltiges Wort mitreden", kündigte Präsident Hopfner schon an.

Sammer will Strategien festzurren, Spielertransfers allerhöchstens einfädeln, ausarbeiten sollen das andere. Er möchte dem Trainer als kompetenter Fachmann zur Seite stehen und ihn medial entlasten. Er redet gern und viel mit den Spielern, kann dabei Dinge ansprechen, für die der Coach fast nie Zeit hat. Im Juli 2012 sagte Sammer zu seinem Amtsantritt: "Ich werde dem Trainer in keine Tagesarbeit hineinreden oder in Aufstellungen. Ich werde Partner für ihn sein. Er kann sich meiner ganzen Unterstützung bewusst sein. Ich kann viele Dinge raus lesen."

Guardiola schätzt Sammer

Und so kam es auch. Messbar ist das alles nicht. Doch besonders Pep Guardiola schätzt seinen Mitstreiter. Er sagte vor kurzem: "Wenn er verlängert, wäre das eine super, super Nachricht für uns. Seitdem er hier ist, hat Bayern München alles gewonnen. Er hat mir von Anfang an viel geholfen. Ich freue mich, mit ihm zu arbeiten. Wir verstehen uns nur von den Augen her", so Guardiola.

Sammer sucht die "next generation"

Die Marschrichtung mit Sammer ist klar: Weitere Erfolge müssen her. Hopfner machte schon mal eine Rechnung auf: "Wir haben acht Titel in den ersten zwei Jahren mit ihm gewonnen. Macht vier pro Jahr. Wenn man dieses Jahr noch rechnet und die nächsten drei dazu, dann macht das vier. Vier mal vier ist 16, dann weiß man, welche Vision erwartet wird. Ein bisschen Druck schadet nicht“, sagte er lachend. Doch hinter dieser Aussage steckt mehr Ernst als man glaubt. Sammer hat die Messlatte immens hochgelegt. Die Fallhöhe ist nicht zu unterschätzen. Doch neben den Erfolgen muss Sammer die Mannschaft in den nächsten ein bis zwei Jahren personell so aufstellen, dass sie auch nach Ribery, Schweinsteiger und Co. weiter erfolgreich Fußball spielt. Dafür bedarf es einer klugen und durchdachten Personalpolitik. Bayern, the next generation – für Sammer wird dieses Ziel zur Herkulesaufgabe bis 2018 werden.