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Skripniks Rückkehr zur Raute - doch wer wird die "Zehn"?

Bremen: Aycicek und Obraniak sind die Kandidaten

Skripniks Rückkehr zur Raute - doch wer wird die "Zehn"?

Zwei Kandidaten, ein freier Platz: Levent Aycicek (li.) und Ludovic Obraniak streiten sich um den Königsplatz in der Bremer Raute.

Zwei Kandidaten, ein freier Platz: Levent Aycicek (li.) und Ludovic Obraniak streiten sich um den Königsplatz in der Bremer Raute. imago

Aus Bremen berichtet Hans-Günter Klemm

Seine Sehnsucht nach einem Regisseur, der das Offensivspiel strukturiert und für die überraschenden Momente sorgt, hat Skripnik gleich an seinen ersten Arbeitstagen ausgedrückt. "Wie typisch Werder", sagte er in seinem gebrochenen Deutsch. Er meinte damit das dominante Angriffsspiel aus der glorreichen Zeit, die momentan längst Vergangenheit ist. Micoud und Diego - diese Namen erwähnte der 44-Jährige, der nun das Kommando an der Weser führt. Er hätte auch Herzog und Özil nennen können. Oder auch Aaron Hunt, der letzte aus der Reihe der Kreativspieler.

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Bekanntlich verließ Hunt im Sommer den Abstiegskandidaten, wechselte nach Wolfsburg, wo er in jeder Hinsicht bessere Perspektiven erblickte – sportliche und finanzielle. Einen Nachfolger haben sie bisher in Bremen noch nicht gefunden. Ein Umstand, der dem abgelösten Robin Dutt auch zum Verhängnis geworden ist. Skripnik begibt sich nun auf die Suche nach einem Hunt-Ersatz und hat dabei zwei Aspiranten im Blick, wie deutlich aus seinen bisherigen Stellungnahmen abzulesen ist.

Aycicek: Sein Plus ist die Einstellung

Kandidat Nummer eins: Levent Aycicek, das hochgelobte Eigengewächs, ihm bestens bekannt aus der Talentschmiede U 23, die Skripnik vor seinem Ruf zum Chef der Profis leitete. "Ich kenne ihn", sagt der Coach über den von ihm seit vier Jahren betreuten Youngster, "ich weiß, was er kann." Also schenkte Skripnik seinem Schützling das Vertrauen, gewährte ihm beim Pokal in Chemnitz das Debüt in der Startelf. "Kein Risiko", so Skripnik über seine überraschende Personalmaßnahme. Der 20-Jährige, seit sechs Jahren bei Werder, hatte sich in der 4. Liga behauptet, sieben Tore in zehn Partien für den Regionalligisten erzielt. Deshalb der Testlauf gegen den Drittligisten aus dem Erzgebirge.

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"Tierisch gefreut" habe er sich, erzählte Aycicek hinterher. Gefreut, dass der Trainer ihm das Vertrauen geschenkt habe. Bei Vorgänger Dutt hatte sich dieses Gefühl bei ihm nicht so eingestellt. Dieser hatte Aycicek immer vertröstet: Er brauche noch Zeit, solle behutsam aufgebaut werden. In dieser Saison kam der technisch veranlagte Mittelfeldmann somit nur auf einen Kurzeinsatz gegen Schalke, in der Vorsaison war er zweimal eingewechselt worden. Nun im ersten Skripnik-Spiel bei einem Pflichtspiel gleich ein Platz in der Startelf für Aycicek, der als Wechsel für die Zukunft betrachtet wird. "Er hat Talent", sagte Rouwen Schröder, der Sportdirektor, über ihn in dieser Woche. "Das war jetzt 3. Liga, wir müssen schauen, dass wir das in die Bundesliga transportieren." Was sie vor allem an dem Techniker schätzen, ist die Einstellung zum Beruf. Schröder nennt es Demut, Skripnik umschreibt es mit diesen Worten: "Ich weiß, dass Levent brennt."

Obraniak: Tragisches Ende nach vielversprechenden Ansätzen

Kandidat Nummer zwei: Ludovic Obraniak, der bei Dutt aussortierte polnische Nationalspieler. "Total von ihm überzeugt" ist weiterhin Geschäftsführer Thomas Eichin, der den Offensivspieler im Winter für rund 1,5 Millionen Euro aus Bordeaux geholt hat. "Als Spieler, der für eine gewisse Kreativität steht und vorausschauend als Hunt-Ersatz." Es fing gut an, es endete tragisch. Nach vielversprechenden Ansätzen verletzte sich Obraniak und spielte anschließend keine Rolle mehr im Duttschen Koordinatensystem.

Das habe ich teuer bezahlt. Darüber möchte ich nicht mehr reden.

Ludovic Obraniak zu seinen offenen Abwanderungsgedanken im Sommer.

"Ich denke, es waren eher menschliche als sportliche Gründe", erklärte dieser Tage der 29-Jährige zur der Nichtbeachtung durch den gefeuerten Trainer. Es habe ihn schon verletzt, zumal er noch nicht zeigen konnte, was er drauf habe. Auf das Abstellgleis rückte der auch nicht mehr für die polnische Ländermannschaft berücksichtigte Spielgestalter nach dem von ihm inszenierten Sommertheater. Obraniak flirtete mit einem Vereinswechsel, bei Dutt war er danach unten durch. Heute sagt der Spieler: "Das habe ich teuer bezahlt. Darüber möchte ich nicht mehr reden."

Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist Obraniak der Profiteur des Trainerwechsels: Abserviert und nur noch geduldet, kommt ihm nun die Rolle des Hoffnungsträgers zu. Schmutzige Wäsche will der Spieler mit der Nummer 7 dennoch nicht waschen. Er äußerte sogar ein gewisses Mitgefühl mit seinem Gegenspieler Dutt. "Ich wünsche keinem Menschen etwas Schlechtes. Ich hatte nicht gehofft, dass er gehen muss. Es tut mir leid."

Aycicek und Obraniak! Zwei, die für das Prinzip Hoffnung stehen, das die Ära Skripnik begleitet.