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Neuer: "Hoffe, dass mir das nicht passiert"

Schürrle drängt in die Startelf

Neuer: "Hoffe, dass mir das nicht passiert"

Bundestorwarttrainer Andreas Köpke schloss einen Positionswechsel von Lahm nicht mehr aus.

Bundestorwarttrainer Andreas Köpke schloss einen Positionswechsel von Lahm nicht mehr aus. picture alliance

Köpke: "Wir halten nicht stur an einer Linie fest"

"Über Philipp Lahm müssen wir uns überhaupt keine Sorgen machen", antworteten Nationalkeeper Neuer sowie Angreifer André Schürrle unisono auf der Pressekonferenz des DFB am Mittwoch.

Spielersteckbrief Neuer
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Weltmeisterschaft - Viertelfinale
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Die Diskussionen um den Kapitän der deutschen Nationalelf nahmen nach der Algerien-Partie an Fahrt auf, nachdem Lahm wegen der Verletzung von Shkodran Mustafi wieder auf die rechte Abwehrseite zurückkehrte. Zumal ein Interview, das Joachim Löw der Wochenzeitung "Die Zeit" gegeben hatte, für zusätzlichen Zündstoff gesorgt hatte. Darin hatte der Bundestrainer ausgesagt, Lahm nur "im Notfall" wieder auf dessen langjährige Verteidigerposition zu beordern.

Nationalelf-Pressesprecher Jens Grittner bestätigte, dass das Interview bereits im Vorfeld des Algerien-Spiels geführt worden war: "Das Interview hat vor dem Algerien-Spiel stattgefunden", so Grittner: "Wir gestehen den Kollegen der Zeit aber zu, dass bis zur Veröffentlichung Zeit vergeht. Dazwischen ist einiges vorgefallen".

Und so schloss Bundestorwarttrainer Andreas Köpke eine Rückkehr Lahms auf die rechte Seite der Vierer-Abwehr-Kette auch nicht kategorisch aus: "Wir halten nicht stur an einer Linie fest, sondern diskutieren diese Dinge intern aus, durchaus auch kontrovers", so Köpke: "Dass Philipp Lahm auf der rechten Seite spielen kann, ist unbestreitbar."

Ich sehe da vielleicht diesen Helferinstinkt in mir.

Manuel Neuer über seine Ausflüge

Für das Trainerteam sei es das "Wichtigste", dass "wir die Mannschaft so aufstellen, dass wir Erfolg haben". Ob Lahm nun nach dem Aus von Mustafi, für den die WM wegen eines Muskelbündelrisses vorzeitig beendet ist, bereits am Freitag wieder rechter Verteidiger spielen wird, ließ Köpke aber offen: "Was gegen Frankreich das Beste sein wird, werden wir sehen", so der 52-jährige: "Wir dürfen das vor einem WM-Viertelfinale aber nicht öffentlich machen. Wir werden zu Lösungen kommen, von denen wir überzeugt sind."

Wenig überzeugend agierte die deutsche Hintermannschaft gegen Algerien, weshalb Neuer des Öfteren außerhalb des Strafraums Kopf und Kragen riskieren musste, um die Löcher zu stopfen. Für Köpke stellt die Spielweise seiner Nummer eins kein Problem dar: "Ich weiß, was Manuel Neuer kann. Es ist sein drittes großes Turnier. Ich bin da relativ ruhig, wenn er diese Ausflüge macht."

"Manu, der Libero" will Situation wie 1982 nicht erleben

Manfred Kaltz, Toni Schumacher und Patrick Battistion

1982 im Halbfinale von Sevilla: Der deutsche Nationalkeeper Toni Schumacher foult Patrick Battiston, links Manfred Kaltz. imago

Neuer sieht zwar die Gefahr, dass bei seinen waghalsigen Rettungstaten etwas schiefgehen könnte, doch er versucht stets, dass Risiko so klein wie möglich zu halten: "Dass ich Harakiri spiele, mal eine Rote Karte riskiere, ist mir schon bewusst. Ich versuch das aber zu kontrollieren, und bisher ist es ja auch gut gegangen", beruhigte der Bayern-Keeper. Er wolle sich dadurch nicht selbst in Szene setzen, sondern "der Mannschaft helfen, wenn ich sehe, dass gefährliche Situationen entstehen". Gegen die Franzosen soll sich "Manu, der Libero" aber laut Köpke wieder auf seine originären Aufgaben konzentrieren, und nicht mehr "sieben bis achtmal aus seinem Tor rennen".

Zumal - besonders gegen Frankreich - Ausflüge deutscher Torwarte immer Erinnerungen an jene Szene von 1982 hervorrufen, in der der damalige Nationalkeeper Toni Schumacher seinen Gegenspieler Patrick Battiston schwer verletzt hatte. "Das war schon eine brutale Szene", sagte Neuer, der hofft, dass ihm eine solche Situation nicht widerfährt. "Ich versuche es immer so einzuschätzen", erklärte Neuer, "dass ich den Ball gewinne. Ich will dem Gegner kein Leid zufügen."

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Gegen den westlichen Nachbarn wird eine Leistung wie gegen Algerien nicht zum Weiterkommen reichen. Frankeich, zu dem Köpke wegen seiner Zeit bei Olympique Marseille eine besondere Beziehung hat, stelle eine "spielstarke Mannschaft, die erfahrene Spieler in ihren Reihen hat". Der Europameister von 1996 ist aber überzeugt, dass die Nationalelf im berühmten Maracana als Sieger vom Platz gehen wird: "Uns ist klar, dass wir uns steigern müssen, und wir werden uns steigern! Wir werden in Rio ein richtig gutes Spiel machen und ich bin mir sicher, dass wir lange im Turnier bleiben werden."

Um im Turnier zu bleiben, könnten auch wieder Neuers Fähigkeiten als Elfmeterkiller gefragt sein. Deshalb nimmt ein mögliches Shootout in seinen Vorbereitungen den gebührenden Platz ein: "Für mich ist es so, dass ich mich vor jedem Spiel mit den Schützen des Gegners auseinandersetze, wer zum Beispiel welche Vorlieben hat", so Neuer. Zwar nutzt er im Vorfeld sämtliche Informationen und technischen Hilfsmittel, doch im Spiel selbst kommt dann wieder seine Intuition ins Spiel: "Man muss sich dann aber auch auf sein Gefühl verlassen können", so Neuer.

Schürrle drängt in die Startelf

André Schürrle würde bei einem Elfmeterschießen jedenfalls Verantwortung übernehmen. "Wenn ich auf dem Platz stehen sollte, würde ich mir das schon zutrauen", so Schürrle, der gegen Algerien die Weichen auf Sieg gestellt hatte. Der Chelsea-Angreifer fühlt sich "top in Form" und brennt auf sein Startelf-Debüt bei der WM. "Ich würde mich freuen, von Beginn an zu spielen und bin bereit, wenn der Bundestrainer auf mich setzen sollte", drängte er sich als Kandidat für die erste Elf auf.

Hummels und Podolski trainieren - Fiebriger Kramer mit im Flieger

Der Sprung in die Startelf könnte allerdings schwer werden, denn bis auf Mustafi dürften Löw am Freitag alle Spieler zur Verfügung stehen. Die zuletzt fehlenden Mats Hummels (grippaler Infekt) und Lukas Podolski (Zerrung) konnten am Nachmittag die Trainingseinheit ohne Probleme absolvieren . "Wir haben Fußballtennis gespielt und ein paar Läufe gemacht", so Köpke: "Alle haben mitgemacht und sind einsatzfähig".

Einzige Ausnahme war Christoph Kramer. Der Mönchengladbacher blieb mit einem leichten Schüttelfrost im Hotel, wird am Abend aber im Flieger sitzen, der die Mannschaft nach Rio de Janeiro bringen wird.