WM

Streikende Löwen: Kameruner fliegen verspätet

Prämienstreit mit dem Verband inzwischen geklärt

Streikende Löwen: Kameruner fliegen verspätet

Gestörte Vorbereitung: Kameruns Spieler (hier beim Test gegen Deutschland) verweigerten den Abflug zur WM.

Gestörte Vorbereitung: Kameruns Spieler (hier beim Test gegen Deutschland) verweigerten den Abflug zur WM. imago

Abflug Sonntagabend 21.30 Uhr ab Yaoundé. Das ist das Resultat einer Krisensitzung im Mannschaftshotel Mont Fébé. "Es mussten noch einige Dinge geklärt werden", meinte Sportminister Adoum Garoua nach der Zusammenkunft mit der Mannschaft, "jetzt müssen wir nur darauf warten, dass das Flugzeug und die Piloten startklar sind." Man habe alle Unklarheiten beseitigt, gab sich der Minister optimistisch. Jeder Spieler erhält 50.000.000 CFA-Francs (umgerechnet gut 75000 Euro), das sind fünf Millionen (7500 Euro) mehr als 2010 in Südafrika. Sollte die Maschine pünktlich starten, kämen die "unzähmbaren Löwen" gerade noch im Rahmen der von der FIFA vorgegebenen Zeiträume in Brasilien an.

"Wir werden heute noch fliegen", hatte sich am Sonntagmorgen der deutsche Trainer Volker Finke (66) in einem Gespräch mit dem kicker noch geäußert. Dass Finke aktuell ähnliche Erfahrungen machen muss wie 2002 auch schon Winnie Schäfer bei der Anreise zur WM nach Japan und Südkorea, darf nicht verwundern. Seit Jahren schon schwelt der Streit zwischen den von Samuel Eto'o angeführten Streit um Prämien mit dem Verband. Doch der wird momentan von einem so genannten Normalisierungs-Komittee vertreten - und auch das hatte wohl die Tragweite dieser in Kamerun ewigen Problematik unterschätzt.

Bei all dem Treiben war Finke trotz allem froh, dass ihm der 1:0-Sieg am Samstag gegen Moldawien noch wichtige Aufschlüsse gegeben hatte. So konnte Innenverteidiger Chedjou (Galatasaray Istanbul) erstmals wieder mitwirken und Rechtsverteidiger Nyom gemeinsam mit dem flotten Moukandjou Impulse setzen. Weltstar Samuel Eto'o musste dagegen eine Pause einlegen - vielleicht ja auch nur, um sich für die Prämiengespräche zu schonen...

Zuletzt hatte Berichten zufolge nach einem Trainingsstreik zwischenzeitlich sogar eine Absage des Testspiels gegen Deutschland (2:2) am vergangenen Sonntag zur Debatte gestanden. Letztlich sei das Team in der Hoffnung auf eine baldige Einigung aber angetreten. Diese konnte am Sonntag nach zwischenzeitlicher Zuspitzung des Streits nun doch erzielt werden.

Nach dem Schlusspfiff war es am Samstag in Yaoundé schon zum Durcheinander gekommen, als die Spieler die vor einer WM traditionelle Übergabe der Nationalflagge durch den Premierminister verweigerten und die Fahne kurzerhand Finke in die Hände gedrückt wurde.

Auftaktgegner Kameruns bei der WM in Brasilien ist am Freitag Mexiko (18 Uhr MESZ, LIVE! bei kicker.de). Die weiteren Gegner der "unzähmbaren Löwen" in der Gruppe A sind Gastgeber Brasilien und Kroatien.

Vor zwölf Jahren hatte ein Streit um Bonuszahlungen schon einmal die WM-Vorbereitung der Kameruner empfindlich gestört. Wegen ausstehender Zahlungen war das damals von Schäfer trainierte Team vor der WM in Japan und Südkorea in den Streik getreten und erst mit einiger Verspätung nach Asien gereist. Es folgte das Aus in der Vorrunde. Hardy Hasselbruch