Champions League

Bayern-Besiktas in der Champions League: Erinnerungen an den "Aldi"-Skandal 1997

Als sich der FCB in Zeitungsanzeigen entschuldigen musste

Bayern-Besiktas: Erinnerungen an den "Aldi"-Skandal

Vor allem dieses Bild blieb vom bisher einzigen Bayern-Heimspiel gegen Besiktas: FCB-Fans mit "Aldi"-Tüten.

Vor allem dieses Bild blieb vom bisher einzigen Bayern-Heimspiel gegen Besiktas: FCB-Fans mit "Aldi"-Tüten. picture alliance

Die Anhänger des 1. FC Köln hatten eine wichtige Mitteilung zu machen: "FC-Fans kaufen bei Aldi", vermeldeten sie am 20. September 1997 im Müngersdorfer Stadion stolz via Spruchband, und das hatte mit dem Gegner auf dem Platz zu tun, dessen Fans und dem, was sich einige von diesen drei Tage zuvor geleistet hatten. Es war die Reaktion auf einen handfesten Skandal, der beinahe zu einer diplomatischen Krise geführt hatte.

Am 17. September 1997 nämlich hatte der FC Bayern München - wie am 20. Februar 2018 wieder - Besiktas Istanbul in der Champions League zu Gast, damals in der Gruppenphase und noch im Olympiastadion ( Endstand: 2:0 ). Und einige Heimfans begrüßten diesen Gast vor einem Millionen-Fernsehpublikum so: Sie hielten zahlreiche "Aldi"-Plastiktüten in die Höhe und ein Banner mit der Aufschrift "Aldi grüßt Kunden". Dazu sangen sie unter anderem "Ihr könnt zum Aldi fahren".

"Speziellen Humor" erkannten da nur die Macher der Aktion: "Rassismus auf der Tribüne", titelte die "Hürriyet", "diskriminierend, dümmlich", schrieb der kicker, und schon bald schaltete sich auch die Politik ein. Etwa Cem Özdemir, damals 31 Jahre junger Bundestagsabgeordneter, der es in der "Berliner Zeitung" als "bedenklich" erachtete, dass sich die Mehrheit im Stadion gefallen ließ, dass "ein kleiner Haufen von Verrückten eine ganze Tribüne, ja den gesamten Fußball ins schlechte Licht" rückte: "Hier wurden zwei Millionen Türken vor der Weltöffentlichkeit beleidigt, denn diese Provokation zielte auf alle in Deutschland lebenden Türken."

Rummenigge entschuldigte sich beim türkischen Generalkonsul

Der FC Bayern entschuldigte sich mit großformatigen Anzeigen in türkischen Zeitungen, Karl-Heinz Rummenigge beim türkischen Generalkonsul, einige Fans mit einem Transparent danach in der Liga. Und identifizierte Initiatoren wurden bestraft. Heute gilt der harte Kern der Bayern-Fanszene als antirassistisch, die Ultra-Gruppe "Schickeria" erhielt 2014 sogar den Julius-Hirsch-Preis des DFB .

Schon 1997 kam es in deutschen Stadien zu legendären Gegenreaktionen: Die Kölner Fans präsentierten ihr besagtes Spruchband-Bekenntnis, und die Dortmunder hielten im Heimspiel gegen Bayern am 11. November zur Begrüßung ihrerseits Gegenstände in die Höhe: "Lidl"-Tüten.

jpe