Champions League

Real 2016: Dank Zidane durchaus königlich

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jörg Wolfrum

Real 2016: Dank Zidane durchaus königlich

Champions-League-Sieger nach fünf Monaten im Amt: Reals Trainer Zinedine Zidane wird gefeiert.

Champions-League-Sieger nach fünf Monaten im Amt: Reals Trainer Zinedine Zidane wird gefeiert. Getty Images

Wie in Lissabon erzielte Cristiano Ronaldo das letzte Tor, wieder per Elfmeter. Damals war er zum finalen 4:1 nur Beiwerk, diesmal war es der entscheidende Schuss zum 5:3 im Shoot-out. Der Portugiese hat irgendwie immer das letzte Wort, auch wenn er, beide Male, eine erschreckend schwache Leistung bot, diesmal augenscheinlich unfit ins Spiel gegangen. Sein Elfer entschied ein Finale, das spätestens mit Beginn der Verlängerung nur noch von der Spannung, längst aber nicht mehr von großen Aktionen lebte.

"Laufen, laufen, laufen" hatte Trainer Zinedine Zidane in seherischer Gabe am Vortag als Grundstock für den Erfolg gefordert. Sein Team hat geliefert. Auch Toni Kroos, auch genau in diesem Aspekt, als nimmermüder Rackerer und Wegezusteller, nicht nur als längst anerkannter Passgeber. Seine Auswechslung, völlig erschöpft, tat dem Team nicht gut.

Nach nur fünf Monaten als Chefcoach hat damit nun der ehemalige Weltfußballer und Weltmeister Trainer Zinedine Zidane den größten Titel im Vereinsfußball gewonnen. Er hat Real Madrid nicht etwa spielerisch weiterentwickelt wie einst als Profi, geht auch gar nicht in so kurzer Zeit, aber er hat den zuvor schlingernden Tanker in der Spur gehalten. Dank seiner Persönlichkeit, dank seiner Gabe, aus dem Kader das Beste herauszukitzeln. Auch das muss man können. Rafa Benitez – ein ausgewiesener Erfolgstrainer - war daran gescheitert.

Wie zur Jahrtausendwende holt sich damit Real zuletzt in Zweijahres-Abständen die ganz großen Titel. Bayern München und der FC Barcelona mögen als stilbildend und qualitativ hochwertiger gelten in den vergangenen Jahren, allein: das Runde muss ins Eckige. Der Titel geht zum zweiten Mal in drei Spielzeiten ins Bernabeu. Das ist durchaus königlich.

Atleticos Niederlage mag vielen Underdog-Freunden leidtun, andere mögen durchatmen, dass sich ein Spielstil "à la Chelsea oder Inter" nicht erneut durchsetzte wie zuletzt 2012 oder 2010. Andererseits: Die gekonnte Defensive, wie über weite Strecken gegen Barca im Viertel- und Bayern im Halbfinale (mitunter auch glückhaft) gezeigt, mag für viele nicht stilbildend sein, verboten ist sie nicht. Ewiger Zweiter? Zum dritten Mal im Finale gescheitert nach zuvor 1974 und 2014, ja. Längst aber ist dieser Klub aus dem vereinsinternen Chaos zurück, in das man um die Jahrtausendwende gerutscht war. Auch das ist ein Erfolg.

kicker-Redakteur Jörg Wolfrum

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