Champions League

Der bittere Hattrick

Der Kommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Der bittere Hattrick

Es hat nicht sollen sein: Manuel Neuer und Xabi Alonso nach dem Halbfinal-Aus.

Es hat nicht sollen sein: Manuel Neuer und Xabi Alonso nach dem Halbfinal-Aus. Getty Images

Damit sind sie nach dem Triumph 2013 zum dritten Mal hintereinander im Halbfinale ausgeschieden. Dieser unsympathische Hattrick erfolgte nach einem fatalen Muster, drei Mal gelang im ersten Teil kein Auswärtstreffer, drei Mal gegen einen spanischen Konkurrenten: 2014 gegen Real Madrid, 0:1 und 0:4; im vorigen Jahr gegen Barcelona, 0:3 im Campo Nou und 3:2 zu Hause; und nun gegen den dritten der spanischen Großklubs, Atletico. Nachdem die Münchner gegen Real und Barcelona klar unterlegen gewesen waren, dominierten sie den diesjährigen Gegner aus der Primera Division in drei der vier Spielhälften, allein die erste Halbzeit im Stadion Vicente Calderon verpatzten sie und kassierten dort ein fatales Tor.

Gerade im diesjährigen Halbfinale II boten Kapitän Philipp Lahm und Kollegen eine furiose erste Halbzeit, mit Nonstop-Angriffen, mit der totalen Aggressivität, Dauerdruck und Turbopressing auf jedem Quadratmeter des Platzes. Da wurde Pep Guardiolas Prägung im Offensivspiel mit den weit aufrückenden Außenverteidigern Philipp Lahm und David Alaba, den dann immer wieder nach innen ziehenden Außen Douglas Costa und Franck Ribery und der Besetzung der Halbpositionen vorne mit Thomas Müller oder Arturo Vidal deutlich und effizient. Mit ihren Angriffslawinen erspielten sich die Münchner fünf feine Chancen, die größte vergab Thomas Müller, als er mit einem Elfmeter am großartigen Atletico-Keeper Jan Oblak scheiterte. Es war der zweite Fehlversuch Müllers in dieser internationalen Saison, der dritte in der Champions League bei sieben Treffern.

Guardiola setzte auf das richtige Personal

Dass ausgerechnet Müller dieses Malheur widerfuhr, ist schon so etwas wie die Ironie des Schicksals nach den heißen Diskussionen über dessen Verstoßung aus der Startelf im Hinspiel. An Müllers Wert für den FC Bayern ändert auch dieses Missgeschick nicht, zu großen Karrieren gehören auch solche Momente, für Spieler wie für Trainer.

So muss auch Pep Guardiola mit seinem dritten Scheitern im dritten Halbfinale fertig werden. An seiner Personalauswahl gab es dieses Mal überhaupt nichts auszusetzen. Es war mutig und richtig, Jerome Boateng nach langer Pause mit der Innenabwehr zu betrauen, trotz dessen Fehlpass vor dem 1:1-Ausgleich. Aber da folgten mehrere Fehler, der letzte von David Alaba. Und Fernando Torres im Zusammenspiel mit Antoine Griezmann setzten in dieser Aktion einen Konter wie einen Schlangenbiss. Sonst aber gestatteten die Münchner den Spaniern mit einer konzentrierten und engagierten Defensivarbeit keine Tempogegenstöße, der Elfmeter, den Torres vergab, entsprang einer falschen Entscheidung des Unparteiischen, da Martinez' Vergehen außerhalb des Strafraums stattfand.

Obwohl es ein famoser und begeisternder Vortrag des FC Bayern war, bleibt bei allem ideellen Wert die Statistik, das erneute Aus im bedeutendsten der drei Wettbewerbe. Und bei allem Flair und Glanz, den der weltweit renommierte Startrainer Guardiola nach München importierte, konnte er - obwohl ihm der in der Breite beste Kader des Kontinents zur Verfügung stand - die wertvollste Trophäe im europäischen Klub-Fußball nicht nach München dirigieren. Gerade über diesen Titel aber definiert sich der Weltklub FC Bayern München.

Über die baldige deutsche Meisterschaft, die 26. und die zum ersten Mal vierte in Serie, sollten sich die Münchner dennoch ehrlich freuen und sie nicht als Trostpreis begreifen.

Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

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