Bayerns Coach Pep Guardiola hatte in der Liga beim 1:1 gegen Mönchengladbach einigen Spielern eine Pause gegeben. Am Dienstag waren wieder alle Stammkräfte an Bord. Wie bereits gegen Gladbach (1:1) begann Boateng in der Innenverteidigung. Anders als im Hinspiel standen auch Müller und Ribery in der Startelf.
Auch Atleticos Trainer Diego Simeone rotierte in La Liga beim 1:0-Heimsieg gegen Rayo Vallecano kräftig durch. Gegen die Münchner liefen die Spanier wieder mit der vollen Kapelle auf. Mit Godin (nach Muskelverletzung) kehrte ein ganz wichtiger Mann in die Innenverteidigung der Rojiblancos zurück.
Die Gäste gingen zu Beginn des Spiels vorne drauf und störten mit den beiden Spitzen Griezmann und Torres den Spielaufbau der Bayern. Mehr als ein Distanzversuch von Gabi sprang jedoch nicht dabei heraus (6.). Die Bayern diktierten über die ersten 45 Minuten das Spiel und hatten viel Ballbesitz, Boateng sendete per Kopf eine erste Torannäherung (7.). Die Spanier standen mit ihren zwei Viererketten zunächst sicher und ließen wenig zu. So versuchte es Vidal zweimal aus der Distanz (14. und 18.).
Auch auf der Gegenseite kam Madrid nicht durch, Gabis Schuss war kein Problem für Neuer (15.). Der deutsche Rekordmeister erhöhte nun immer weiter die Schlagzahl und drückte Altetico tief in die eigene Hälfte. Nach einem schönen Anspiel von Boateng legte Müller frei im Strafraum quer auf Lewandowski, der aus spitzem Winkel an Oblak scheiterte (21.).
Alonso bricht den Bann - Müller zeigt Nerven
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Die Münchner erhöhten den Druck gefühlt im Minutentakt, der Führungstreffer schien eine Frage der Zeit. Riberys Distanzschuss ließ Oblak prallen, den Nachschuss brachte Lewandowski nicht aufs Tor (24.). Nachdem auch Lahm per Volley gescheitert war (28.), zappelte das Spielgerät wenig später doch in den Maschen. Xabi Alonso trat aus 18 Metern zum Freistoß an und setzte diesen in Richtung rechtes Eck - Gimenez fälschte unhaltbar für Oblak ab (31.).
Der FCB hätte beinahe für einen Doppelschlag gesorgt: Gimenez hielt Javi Martinez im Strafraum fest, Schiedsrichter Cüneyt Cakir zeigte auf den Punkt. Müller trat an, doch der Keeper der Rojiblancos roch den Braten und holte den Ball aus dem linken Eck (35.). Für Müller war es in dieser Champions-League-Saison schon der zweite Elfmeter, den er verschossen hat (zuvor beim 2:0 in Zagreb am 9.12.2015). Der letzte Spieler, der in einer CL-Saison gleich zwei Elfer verschießt, war mit Mesut Özil (2013/14 für Arsenal) ebenfalls ein Deutscher. Einige Minuten später ging es mit dem aus Madrids Sicht schmeichelhaften 0:1 in die Kabine.
Altetico schaltet blitzsauber um
Nach der Pause brachte Simeone mit Carrasco für Augusto einen neuen Mann – es wurde dadurch nominell etwas offensiver. Und nach wenigen Minuten in der zweiten Hälfte wurden die Gäste erstmals richtig gefährlich. Boateng verließ seine Position nach einem missglückten langen Ball, dadurch hatte Atletico etwas Raum und schaltete blitzsauber um. Torres steckte durch auf Griezmann, der aus abseitsverdächtiger Position alleine auf Neuer zulief und eiskalt einschob (53.). Das Tor hatte sich nicht unbedingt angebahnt, aber die Rojiblancos nutzten eine Unaufmerksamkeit des FCB eiskalt aus.
Lewandowski bringt Bayern wieder in Führung
Die Gäste waren nun mutiger, Juanfran verzog von der linken Seite (60.). Die Bayern mussten sich kurz schütteln, liefen dann aber weiter an. Javi Martinez‘ Kopfball ging über den Kasten (64.). Die Münchner mussten nun kommen und sie kamen. Alonso aus der Distanz (67.) und Lewandowski per Volley (70.) konnten Oblak aber nicht wirklich in Bedrängnis bringen. Doch wenig später belohnte sich der FCB für seine Bemühungen: Alabas Flanke legte Vidal im zweiten Pfosten quer auf Lewandowski, der das Spielgerät aus kurzer Distanz per Kopf nur noch über die Linie drücken musste (74.). Doch
Torres zeigt Nerven
Ein Tor brauchten die Münchner nun noch, um das Finale zu erreichen. Und die Hausherren spielten angepeitscht vom Publikum weiter nach vorne. Der eingewechselte Coman zog von rechts nach innen und drückte ab, zu zentral (83.). Im Gegenzug wäre fast die Entscheidung gefallen: Ein Foul von Javi Martinez an Torres verlegte Schiedsrichter Cakir in den Strafraum, Freistoß wäre richtig gewesen. Der Gefoulte trat selber an und scheiterte an Neuer, der die linke Ecke ahnte (84.).
Richtig spekuliert: Manuel Neuer pariert den Elfmeter von Fernando Torres. Getty Images
Die Gastgeber, die schon im Achtelfinale gegen Juventus mir zwei späten Toren das Aus abgewendet hatten, durften also noch hoffen und entwickelten in der Schlussphase ein Powerplay. Alabas abgefälschten Schuss holte Oblak aus dem rechten Eck (88.) und Coman verzog (89.). Bis zur letzten Sekunde warfen die Münchner alles nach vorne, doch da auch Coman erneut verzog (90.+3), war nach fünf Minuten Nachspielzeit Schluss.
Dadurch schafften die Rojiblancos den Sprung ins Finale, das am 28. Mai (20.45 Uhr) in Mailand stattfindet. Bayern München spielt am kommenden Samstag (15.30 Uhr) in der Bundesliga in Ingolstadt und kann Meister werden. Atletico spielt am kommenden Sonntag (17 Uhr) bei UD Levante.