Für Guardiola war es der nächste Abend zum Vergessen, im dritten Halbfinale in Folge in seiner spanischen Heimat blieben die Bayern ohne eigenes Tor . Eine mögliche Erklärung hatte der Katalane vor spanischen Mikrofonen gefunden. "Die Zirkulation des Balles ist kaum möglich, weil der Rasen nicht mithilft. Er war extrem trocken", haderte der 45-Jährige: "Wir wussten aber schon, dass es so sein wird." Bei Bezahlsender "Sky" führte Guardiola später diesen Grund bereits nicht mehr an. "Der Rasen ist der Rasen. Wir müssen uns anpassen. Wenn die UEFA das akzeptiert, dann müssen wir das auch akzeptieren."
Gewohnt humorvoll brachte Thomas Müller seine Meinung in der Mixed Zone auf den Punkt. "Der Platz nimmt, vor allem bei Kopfballaufsetzern, ein bisschen Gas aus dem Ball. Wenn der aufkommt, musst du aufpassen, dass er dir nicht wieder ins Gesicht zurückspringt", erklärte der nur eingewechselte Offensivmann : "Der Platz wird uns in München sicher zugutekommen." Ob es so kommt, da sind sich die Atletico-Stars nicht sicher. "Das ist eben Fußball. Wir haben wie gewohnt mit unseren Waffen gekämpft, da können die sich über den Rasen beschweren, wie sie wollen", konterte Anführer Koke die aufkommende Bayern-Kritik.
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Wenn der aufkommt, musst du aufpassen, dass er dir nicht wieder ins Gesicht zurückspringt.
Thomas Müller über Kopfballaufsetzer im Vicente Calderon
Auch Linksverteidiger Filipe Luis relativierte die Klagen: "Für beide Mannschaften war der Rasen trocken. Für uns hat es das auch nicht einfacher gemacht. Wir kennen halt das Klima in Madrid." Mit solch kritischen Worten wollten sich die Rojiblancos ohnehin nicht aufhalten, stattdessen ließen Presse und Mitspieler den umtriebigen Torschützen Saul Niguez hochleben ("Better call Saul").
Simeone: "Er ist einfach ein kompletter Spieler"
Brachte das Calderon mit Koke auf den Schultern zum Kochen: Atleti-Youngster Saul Niguez (unten). Getty Images
Für Coach Diego Simeone kam die starke Performance freilich wenig überraschend: "Er hat eine Menge Varianten drauf, kann auf verschiedenen Positionen spielen. Er ist einfach ein kompletter Spieler." Für den erst 21-Jährigen war es ein traumhafter Abend, den er mit seinem Zaubertor garnierte . "Ich rannte mit dem Ball am Fuß los, hatte dann bereits zwei Gegenspieler abgehängt. Im Strafraum wollte ich die Kugel dann auf meinem starken Linken - und abschließen. Es ist mit Sicherheit das wichtigste Tor in meiner Karriere, und das schönste vielleicht noch dazu."
Den Treffer widmete der Linksfuß seinem Bruder Aaron, der in Portugal für Braga spielt und am Dienstag seinen 27. Geburtstag gefeiert hatte. Bei aller Freude über sein Tor haderte Saul Niguez auch. Gerne hätte er ein 2:0 mit nach München gebracht, doch Offensivpartner Fernando Torres traf nur den Pfosten. "Wir hatten kein Glück in dieser Situation, aber die Bayern sind ein starker Gegner, haben uns weit zurückgetrieben", gestand der Youngster: "Dank auch an alle, die uns nach vorne gepeitscht und geholfen haben, immer noch ein Stückchen weiter rennen zu können."
Speziell was Atletico in der ersten Hälfte an Kilometern abriss, war richtig stark. Das sah auch Simeone so: "Die erste Halbzeit war sehr nah an dem, was wir uns vorgenommen hatten. Die zweite Hälfte war dann das Gegenteil und sehr viel mehr die Idee, die die Bayern wohl von Anfang an verfolgt haben dürften." Dass die Münchner am Ende kein Tor mehr schossen, ist nicht sonderlich verwunderlich.
Denn: Der spanische Arbeiterverein hat im Vicente Calderon in den vergangenen sieben (!) Heimspielen in der K.-o.-Phase kein einziges Gegentor kassiert, darunter Gegner wie der FC Barcelona (zweimal), Real Madrid, der FC Bayern und der FC Chelsea. Die letzte Mannschaft, die bei Atletico traf, war der AC Mailand in der CL-Saison 2013/14 (4:1). Die letzten gegnerischen Glücksgefühle durchströmten im März 2014 einen gewissen Kaka.
