Champions League

Ter Stegen gibt die Richtung vor und wird gelobt

Barcelona gibt sich vor Finale locker

Ter Stegen gibt die Richtung vor und wird gelobt

Kann sich in Berlin am Samstag seinen dritten Titel in der Debütsaison schnappen: Marc-André ter Stegen.

Kann sich in Berlin am Samstag seinen dritten Titel in der Debütsaison schnappen: Marc-André ter Stegen.

Aus Berlin berichtet Jörg Wolfrum

Vorneweg ging er, und ein wenig stolz wirkte er dabei durchaus. Einmal hat er sich dann sogar umgeguckt, ob sie ihm denn wirklich alle folgen, die Iniestas, Xavis, Messis. Als ob er es selbst nicht glauben konnte, dass er dieses Superteam anführt. Und sie folgen ihm tatsächlich, ganz am Ende das Trio vom Rio del la Plata: der vermutlich angehende neue Weltfußballer Lionel Messi, sein Landsmann Javier Mascherano und der Uruguayer Luis Suarez. Alle folgten sie einem 23-Jährigen, der so etwas wie den Gastgeber spielte in der deutschen Hauptstadt: Marc-André ter Stegen.

Spielersteckbrief ter Stegen
ter Stegen

ter Stegen Marc-André

FC Barcelona - Vereinsdaten
FC Barcelona

Gründungsdatum

29.11.1899

Vereinsfarben

Blau-Rot

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Juventus Turin - Vereinsdaten
Juventus Turin

Gründungsdatum

01.11.1897

Vereinsfarben

Weiß-Schwarz

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Der Ex-Gladbacher führte seine Mannschaft bei der Ankunft im Olympiastadion am Freitag um 19.30 Uhr zum Abschlusstraining durch die Katakomben des Stadions in die Barça-Kabine. Vorneweg. In seiner ersten Saison beim spanischen Doublegewinner, dem aktuell spektakulärsten Team auf diesem Planeten. Und, von oben betrachtet, lag das Olympiastadion am Freitag ja fast auch da wie ein Raumschiff und wartete darauf, dass der spanische Double-Gewinner schon mal ein wenig Berliner Luft schnupperte am Abend vor dem großen Showdown, der zum Triple führen könnte, dem zweiten nach 2009.

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Dass die Sonne so langsam unterging während der Übungseinheit von ter Stegen und seinen Followern passte da ins Bild. Als Sundowner gab's dann aber keinen Cocktail, die Happy-Hour bot vielmehr schon Ballstafetten auf der Rolltreppe hin von der Kabine zum Rasen und Dani Alves machte dabei eine Art Kopfstand – und auf dem Platz sah man dann einen allerbestens aufgelegten Xavi, der am Tag vor dem letzten Einsatz für Barça besonders laut und oft lachte.

Dass einige Spieler beim Abschlusstraining mit Bikini-artigen Oberteilen ausgestattet waren (GPS-Westen, die präventiv vor Verletzungen durch Ermüdungserscheinungen warnen und schützen), dass Adriano und Dani Alves auf dem Platz filmten und fotografierten, als wären sie Fans, dass es immer wieder kollektiven Applaus untereinander gab, sollte aber nicht täuschen: ein von ter Stegen angeführter Wandertag war das dann doch nicht für den Favoriten. Und als ob sie das unterstreichen wollten, ließen es zunächst vor allem die Keeper krachen auf dem olympischen Rasen: auch da vorneweg im Tor der Deutsche, der von seinem Kontrahenten Claudio Bravo und Torwarttrainer José Ramon de la Fuente warmgeschossen wurde für das Duell mit Juventus.

kicker-Redakteur: Jörg Wolfrum.

kicker-Redakteur: Jörg Wolfrum.

Für ter Stegen wäre es in seiner Debütsaison für Barça gleich der maximale Erfolg. Gerard Piqué war schon 2009 beim Triple dabei, die Fragen danach nervten den Abwehrchef, der sich in den vergangenen Tagen so vehement lobend über seinen Keeper geäußert hatte ("Unglaublich gutes spielerisches Niveau, toller Charakter") jedoch fast ein wenig: "Ich weiß nicht, ob wir besser oder schlechter spielen als damals." Das aktuelle Barça, so der Oberkatalane, sei "ein anderes Team, auch wenn viele Spieler noch dabei sind". Und: "Manche finden es besser, wie wir damals spielten, andere, wie wir jetzt spielen." Wird ja eh alles unter den Tisch fallen, wenn es klappen sollte am Samstag von 20.45 Uhr an mit dem Coup. "Wir müssen uns auf unser Spiel fokussieren. Dann haben wir gute Chancen."

Gleichgewicht als Schlüssel

"Das ist der beste Moment, seit ich hier bin", betont Neymar. Zwei Jahre ist er nun bei Barça, titellos in der Vorsaison, in wenigen Stunden gar titelüberhäuft? Trainer Luis Enrique nahm den Druck etwas von seinem Offensivtrio. Und stützte zugleich den Rest des Teams: "Nur mit den Dreien wären wir nicht hier." Allerdings räumte der bis in den Winter hinein so viel Kritisierte ein: "Mit den anderen acht allein aber auch nicht." Es brauche eben das Gleichgewicht. Trotz einer so "einzigartigen Generation von Spielern".

Deren Rückhalt wird im Showdown am Samstag ter Stegen sein. Als gegen Ende des Abschlusstrainings einige wenige Kollegen, darunter Messi und Dani Alves, noch ein paar Elfer übten, verließ der Deutsche bereits den Rasen. Er hatte seinen Kameraden ja zuvor den Weg gewiesen. Jetzt konnte er sie allein lassen mit seinem Co-Keeper in der Champions League, mit Bravo.

Ein "bravo" holten sich kurz darauf beim Abgang von den Mädels auf den Rängen vor allem Neymar und Piqué ab, der den Fans seinen (und Shakiras) Nachwuchs präsentierte. Dani Alves gab noch einmal den Clown. Und dann waren sie weg, ließen ihren Trainer zurück auf der Bank.

Piqué: 90 Minuten zur Perfektion

Ob das am Samstag die größte Herausforderung seiner Karriere werde, war der eine Stunde zuvor bei einer Pressekonferenz gefragt worden. Die Antwort: "Nein. Die kommt hoffentlich noch." Was noch bleibt von diesem Warmmachen des Favoriten? Ein Satz von Piqué: "Es fehlen noch 90 Minuten zur Perfektion." Sollte es klappen, kann sich Neymar seinen großen Wunsch erfüllen: "Dem Pokal ein Küsschen geben."

atr

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