Juve-Coach Massimiliano Allegri veränderte seine Startelf nach dem 2:0 in Florenz auf zwei Positionen und brachte de Sciglio und den Ex-Münchner Douglas Costa anstelle von Lichtsteiner und Marchisio.
Ebenfalls zwei Wechsel nahm Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino an seiner Mannschaft vor: Im Vergleich zum 1:0 gegen Arsenal durften Aurier und Lamela für Trippier und Ex-Bundesliga-Legionär Son (Hamburg, Leverkusen) ran.
Rasante Premiere
Zum ersten Mal überhaupt trafen beide Teams in einem Pflichtspiel aufeinander. Welches Team die geballte Königsklassen-Erfahrung in sich vereinte, wurde sofort sichtbar. Als Tottenham noch in der Findungsphase weilte, chippte Pjanic den Ball bei einer Freistoßvariante überraschend in den Lauf von Higuain, der die Kugel anspruchsvoll per Direktabnahme im Tor unterbrachte (2.). Pech für die Gäste: Higuain war mit einem Bein im Abseits gestanden, der Treffer hätte nicht zählen dürfen. Die Spurs waren beeindruckt, Juve nutzte die Verunsicherung aus: Nach einer weiten Flanke von Mandzukic war Bernadeschi vor Davies am Ball, der den Italiener nicht im Blickfeld hatte und bei seinem Befreiungsversuch traf. Schiedsrichter Felix Brych zeigte zurecht auf den Punkt, und Higuain schnürte den Doppelpack (9.). Traumstart für Juve!
Juve agierte taktisch sehr variabel, zog sich immer wieder weit zurück, um dann blitzartig rauszurücken und Tottenham mit allen elf Feldspielern zu pressen. Erst Mitte des ersten Durchgangs fanden die Gäste besser ins Spiel, brachten mehr und mehr Zuspiele rund um den Strafraum der Turiner an den Mann. Die erste Chance der Spurs verbuchte Kane, scheiterte aber ganz untypisch fünf Meter vor dem Tor mit dem Kopf an Buffon (26.). Dass die Männer von der Insel auf einem extrem schmalen Grat wandelten, zeigte sich in der 30. Minute: Erst grätschte de Sciglio Alli in aussichtsreicher Position ab, dann setzte Higuain den Konter auf der Gegenseite Sekunden später nur Zentimeter am linken Pfosten vorbei.
Higuain zum Dritten?
Trotzdem verfestigte sich der Eindruck: Die Spurs hatten den Weg gefunden, um Juve unter Druck zu setzen. Immer öfter fanden vertikale Anspiele durchs Zentrum Abnehmer: Erst lenkte Buffon einen Kane-Schuss noch um den Pfosten (32.), dann zappelte das Leder im Netz: Chiellini verlor den Zweikampf, Alli schaltete schnell, und Kane umkurvte Buffon und schob ins leere Tor ein (35.). Beinahe hätte die Alte Dame allerdings noch einen Wirkungstreffer gesetzt: Higuain drosch einen von Douglas Costa herausgeholten Elfmeter an den Querbalken (45.+2).
Champions League, Achtelfinal-Hinspiele
Der zweite Durchgang startete naturgemäß etwas weniger aufregend als der erste. Tottenham war hellwach und setzte Juve früh unter Druck. Doch die Torchancen gingen an den Gastgeber, die immer wieder über Konter Gefahr ausstrahlten. Dementsprechend stand Lloris vermehrt im Fokus, der Franzose entschärfte die Gelegenheiten von Bernadeschi (57.) und Mandzukic (58.). Kurz darauf ging Khedira vom Feld, der deutsche Nationalspieler machte nach einem unauffälligen Auftritt Platz für den jungen Bentancur.
Eriksen überrascht Buffon
Juventus schien mit dem 2:1 einverstanden zu sein, die Spurs agierten etwas beherzter in Richtung gegnerisches Tor. Kane prüfte den nicht ganz souveränen Buffon aus der Distanz (70.), dann gab es Freistoß für die Gäste aus 20 Metern zentraler Position. Eriksen schnappte sich das Leder, schoss flach ins Torwarteck - und verlud Buffon mit diesem Trick (72.). Der Torwart-Altmeister hatte mit einem Heber über die Mauer gerechnet und war bereits in die andere Richtung unterwegs gewesen.
Ein 2:2 war so gar nicht im Sinne von Juventus, der italienische Serienmeister versuchte noch einmal etwas. Richtig zwingend wurde die Alte Dame jedoch nicht mehr: Bernadeschi scheiterte zum wiederholten Male am starken Lloris (77.). Brenzlig wurde es noch einmal in der 87. Minute, als Douglas Costa Slalom mit der Spurs-Hintermannschaft lief und Vertonghen die flache Hereingabe hauchzart neben das eigene Tor zur Ecke klärte. Dann war Schluss.
Mit dem Zwei-Tore-Vorsprung und dem verschossenen Elfmeter im Kopf dürften die Hausherren ganz und gar nicht glücklich sein über den Ausgang dieses Spiels. Ganz anders Tottenham, das sich eine sehr gute Ausgangslage für das Rückspiel am 7. März (20.45 Uhr) verschafft hat. Weiter geht es in den nationalen Wettbewerben: Juventus hat in der Serie A am Sonntag das Derby gegen Lokalrivale FC Turin vor der Brust. Die Spurs gastieren am Sonntag im FA-Cup-Achtelfinale bei AFC Rochdale.