Spielt er oder spielt er nicht? Die Frage, die sich in Leverkusen um Ballack drehte, betraf beim FC Chelsea den kriselnden Ex-Torjäger Torres. Und Trainer André Villas-Boas gab ihm nach seiner Pause beim 2:1 in Sunderland wieder eine Chance von Beginn an. Doch nicht Jung-Stürmer Sturridge, sondern Anelka machte Platz. Außerdem begannen Mikel, David Luiz und Malouda für Ramires (Gelb-Rot-gesperrt) sowie Kapitän Terry (nicht im Kader) und Lampard (Bank), die angesichts des anstehenden Liga-Spiels bei Manchester United geschont wurden.
Auch Bayer-Coach Robin Dutt bejahte seine brisanteste Personalfrage, Ballack begann bei seinem langjährigen Ex-Klub wie beim 4:1 in Augsburg mit Rolfes und Bender - und wurde mit einjähriger Verspätung offiziell verabschiedet. Einzige personelle Wechsel: Kadlec und Schürrle verdrängten Schwaab und Renato Augusto auf die Bank.
Von der ersten Minute an ging es an der nicht ausverkauften Stamford Bridge temporeich und hochintensiv zur Sache, nach vier Minuten lag der Ball schon zweimal im Netz - jeweils zählte der Treffer aber zu Recht nicht. Erst hatte sich Toprak bei der ersten Leverkusener Ecke aufgestützt (3.), auf der Gegenseite stand Meireles nach Torres' Hacken-Abschluss im Abseits, auch wenn er die Kugel nicht mehr berührte (4.). Die größte Chance der Anfangsphase gehörte dem sehr agilen Torres, der nach Matas Zuspiel im Sechzehner an Lenos starker Fußabwehr scheiterte (10.).
Chelsea hatte insgesamt mehr vom Spiel. Die Leverkusener versteckten sich zwar nicht, mussten sich aber klar aufs Verteidigen konzentrieren: Lange begegneten sie den Blues im Mittelfeld gut sortiert, zweikampfstark erstickten Bender & Co. viele gegnerische Angriffe im Keim. Die Folge: Mehr als zwei Distanzschüsse von Sturridge - einmal parierte der souveräne Leno (32.), einmal fehlte ein Meter (43.) - sprangen beim zunehmenden Druck der Hausherren vor der Pause nicht heraus. Weil offensiv gegen Ende des Durchgangs allerdings jegliche Entlastung der Bayer-Offensive fehlte, war das 0:0 nach 45 Minuten etwas schmeichelhaft.
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Nach dem Seitenwechsel war es bald soweit: Leverkusen fand den Mut, mehr nach vorne zu machen, es entwickelte sich kurzzeitig ein Duell auf Augenhöhe. Schürrle steckte auf Ballack durch, der im Eins-gegen-eins an Cech scheiterte (57.), Leno lenkte Sturridges Abschluss aus wenigen Metern sensationell noch an den Pfosten (64.).
Dann wurde es emotional: Ballack, sehr präsent an alter Wirkungsstätte, machte unter tosendem Applaus für Renato Augusto Platz (66.), keine Minute später durften die Chelsea-Fans das Führungstor bejubeln! David Luiz trieb die Kugel nach vorne, bekam sie über Cole und Torres zurück und schlenzte sie mit rechts von der Strafraumgrenze aus perfekt ins rechte untere Eck (67.) - weil sich die Werkself zu passiv verhielt. Vier Minuten später hielt Leno seine Elf mit der nächsten Traumparade gegen Mata im Spiel (71.), zu einem Punktgewinn sollte es aber auch mit Joker Derdiyok nicht mehr reichen. Zwar baute Bayer noch einmal Druck auf, Cech musste jedoch nicht mehr ernsthaft eingreifen. Stattdessen machte Mata alles klar: Nach Torres' starker Vorarbeit über links musste der Millionen-Neuzugang nur noch einschieben (90.+2).
Letztlich verdient hat Chelsea also die drei Punkte im Westen Londons behalten und vor dem Liga-Topspiel am Sonntag (17 Uhr) bei Manchester United wichtiges Selbstvertrauen gesammelt - vor allem Doppel-Vorbereiter Torres. In der Champions League geht es am 28. September in Valencia weiter. Leverkusen fehlte nicht viel zu einem Punktgewinn, vor allem offensiv kam gegen den Favoriten aber zu wenig. Gegen Genk in zwei Wochen ist dann die Dutt-Truppe favorisiert, erst einmal kommt aber am Samstag (15.30 Uhr) Köln zum Derby.