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Mit dem 6:6 ging alles los
Am 1. Mai 1984 wurde Olaf Thon 18 Jahre alt. Seine fußballerische "Geburtsstunde" erlebte der Schalker allerdings einen Tag später - beim legendären 6:6 im DFB-Pokal gegen den FC Bayern München, seinem zweiten Herzensklub. Eine Bilderstrecke zur Karriere des Weltmeisters - und verhinderten Fotomodels. imago images
Vokuhila, Oliba: So sah er aus, der junge Olaf Thon. Es dauerte nicht lange, bis sich der gebürtige Gelsenkirchener einen Namen machte. Von 1972 bis 1980 spielte er in den Jugendmannschaften der STV Horst-Emscher, dann schnappte sich Schalke 04 das Ausnahmetalent. imago images
Thons Talent blieb auch dem DFB nicht verborgen, hier ist er bei einem Jugendauswahlspiel 1983 zu sehen. Der um einiges größere Bursche rechts ist übrigens Michael Skibbe. imago images
Beim damaligen Zweitligisten Schalke sorgte Thon schnell für Furore. Am 5. August 1983 debütierte er für die Knappen als zweitjüngster Spieler der Geschichte der 2. Bundesliga. Der damals 17-Jährige bestritt alle 38 Partien, traf satte 14-mal und hatte entscheidenden Anteil am Wiederaufstieg. Doch seine absolute Sternstunde erlebte er in einem anderen Wettbewerb. imago images
Mittwoch, 2. Mai 1984, Parkstadion Gelsenkirchen: Thon ist am Vortag 18 Jahre alt geworden - und schenkt dem FC Bayern gehörig ein. Hier trifft er zum zwischenzeitlichen 2:2, nachdem er zuvor mit einem seiner typischen Haken zwei Gegenspieler hat aussteigen lassen. Die Bayern hatten schon 2:0 geführt. imago images
Der Wahnsinn nimmt an diesem Abend seinen Lauf. Thon trifft zum 3:3 - per Kopf! Die Bayern lassen aber nicht locker, Dieter Hoeneß macht in der 118. Minute der Verlängerung das 6:5. S04 kämpft weiter, wirft alles nach vorne. Und tatsächlich: In der 124. Minute bolzt Thon das Leder mit einem satten Volleyschuss zum 6:6 in die Maschen! Zwar verliert S04 das Wiederholungsspiel, gewinnt aber eine Vereinslegende bei diesem Wahnsinnskick. imago images
"Leute, macht doch mal das Bild frei", fleht Rolf Töpperwien die Fans an, die ihren Helden mit "Olaf, Olaf"-Sprechchören frenetisch feiern. "Wie erklären Sie sich ihre Kopfballstärke, obwohl Sie nur 1,60 Meter groß sind?", will der sichtlich gestresste Töpperwien wissen. "1,70, muss ich korrigieren", sagt Thon und hebt dabei den Finger, obwohl er sich in dem totalen Fan-Chaos kaum bewegen kann. Ein Interview, fast so verrückt wie das Spiel. imago images
Olaf Thon, das ist auch ein Stück Ruhrpott-Romantik, ein Vorzeige-Teenie der Achtzigerjahre. Als Mopeds von Pegasus noch "in" waren... imago images
...als es noch Röhrenfernseher, Platten und Fitness-Sets gab... imago images
...als das Ruhrgebiet seinen ureigentlichen Charme entwickelte... imago images
...als man beim 1. Luftwaffen-Ausbildungsregiment in Essen-Kupferdreh von Kompaniefeldwebel Addi Gittner angeleitet wurde, wie man die Betten macht... imago images
...und in den Discos Tina Turners Hits "Private Dancer" und "What's love got to do with it" in waren. imago images
Peter Alexander sang hingegen "Mexiko, mi Amor" mit der deutschen Nationalmannschaft, ehe sie 1986 zur WM aufbrach (ein Video, das man sich im Gegensatz zum Töpperwien-Interview nicht unbedingt anschauen sollte). Mit im Flieger: Olaf Thon. Zum Einsatz kam der Jung-Schalker allerdings nicht. Deutschland scheiterte erst im Finale an Diego Maradonas Argentiniern. imago images
Beim nächsten großen Turnier sah das schon anders aus. Bei der EM im eigenen Land 1988 kam Thon viermal zum Einsatz (ein Tor), im Halbfinale war gegen die Niederlande Schluss. Thon stand 90 Minuten auf dem Platz. imago images
1988 stieg Schalke ab: Thon in der 2. Liga, das war inzwischen undenkbar. Dass er als kleiner Junge in Bayern-Bettwäsche schlief, hatte Thon übrigens Töpperwien in dem Interview von 1984 ebenfalls verraten. Der Rekordmeister klopfte an - und der Jungstar ließ ihn herein. imago images
Trotz seiner Körpergröße und seiner filigranen Technik war Thon ein ausgezeichneter Zweikämpfer. Auch Erich Ribbeck erkannte dies und funktionierte den Mittelfeldspieler zum "letzten Mann" um. Ein 1,70 Meter großer Libero, das war eine kleine Sensation. Doch es funktionierte. picture alliance
Mit den Münchnern wurde Thon 1989 erstmals Deutscher Meister. Beim Feiern war Thon meist in der ersten Reihe zu finden, was nicht immer vorteilhaft war. Uli Hoeneß schaut vor dem anstehenden Bad nicht besonders glücklich drein, verdeckt aber immerhin noch Thons Blöße. imago images
1990 und 1994 folgten zwei weitere Meisterschaften mit den Münchnern. Hier feiert er mit Jürgen Kohler, Hansi Flick und Stefan Reuter (v. li.). imago images
Und in der Nationalmannschaft? Dort erlebte Thon 1990 seinen Höhepunkt. Unvergessen das WM-Halbfinale gegen England, das Deutschland im Elfmeterschießen mit 4:3 gewann. Thon spielte eine entscheidende Rolle: Illgner hielt gegen Pearce, Thon traf gegen Shilton, Waddle schoss drüber. Die DFB-Elf zog ins Finale ein. imago images
Thon hatte gegen die Engländer ein starkes Spiel abgeliefert, fand sich (für viele überraschend) dennoch im Finale auf der Bank wieder. Franz Beckenbauer setzte gegen Argentinien auf Pierre Littbarski. Schwamm drüber: Thon (links unten) war nach dem 1:0-Sieg Weltmeister! imago images
Bei den Bayern lief es mit der Zeit aber nicht mehr rund für den schussgewaltigen Techniker, in der Saison 1993/94 kam er nur noch auf 15 Einsätze. Was tun? Ab nach Hause, beschloss Thon. Die Fans waren begeistert, schließlich war S04 gerade in einer großen Krise. Die Ära Eichberg knabberte am Verein, die Mannschaft hatte den Abstieg nur knapp verhindert. Thon, der Heilsbringer? imago images
Und ob! Gemeinsam mit zahlreichen Neuzugängen (hier Radek Latal) brachte er wieder Schwung in die Schalker Bude - und hatte entscheidenden Anteil am größten Erfolg der Vereinsgeschichte. imago images
S04 hatte sich - damals schon überraschend genug - 1996 für den UEFA-Cup qualifiziert. Dass die Königsblauen im Folgejahr den "Pott in den Pott" holen würden, war aber schlicht sensationell! Am 21. Mai 1997 gewann Schalke das Finale von Mailand im Elfmeterschießen (Thon verwandelte den zweiten Elfmeter), das haushoch favorisierte Inter hatte das Nachsehen. imago images
Was Thon dieser Titel wert ist, zeigt folgende Aussage: "Der UEFA-Cup-Sieg mit Schalke war mit Abstand das Schönste, weil es völlig unerwartet war. Weltmeister mit Deutschland - das war machbar, Meister mit Bayern war normal, und die Pokalsiege am Ende waren nicht mehr meine." imago images
Auch danach blieb Thon Schalke treu, obwohl dieses Bild einen anderen Eindruck vermittelt. Schalkes Zeugwart hatte die Trikots zuhause liegen lassen, so musste S04 im April 1998 in den Ersatzhemden des KSC ran. imago images
Er erlebte auch das erste Feldtor eines Torhüters mit. Jens Lehmann traf am 19. Dezember 1997 per Kopf zum 2:2 bei Borussia Dortmund, Thon war erster Gratulant. imago images
Sogar eine Rückkehr in die Nationalmannschaft erlebte Thon. Doch die Weltmeister von 1990 waren keine Einheit mehr. Hier streiten sich Thon und Lothar Matthäus bei der WM 1998, Jürgen Kohler schaut auch nicht glücklich aus. Deutschland schied im Viertelfinale aus. imago images
Die wohl schlimmste Enttäuschung der Karriere sollte aber erst noch folgen. Im Jahr 2001 entriss der FC Bayern den Gelsenkirchenern die Meisterschaft in letzter Minute. Ein folgenreicher Pfiff des Schiedsrichters Dr. Markus Merk in Hamburg brachte Schalke um die Schale. S04 trauerte - und kochte gleichzeitig vor Wut: Merk pfiff danach übrigens nie wieder ein Spiel mit Schalker Beteiligung. imago images
Die Knappen gewannen 2001 dafür den DFB-Pokal und verteidigten den Titel ein Jahr später. Doch wie Thon schon sagte: Es waren nicht mehr seine Titel. Zahlreiche Verletzungen setzten ihn immer wieder außer Gefecht. Thon entschied 2002 und mit 36 Jahren: Für mich ist jetzt Schluss. imago images
Thons Abschiedsspiel an sich war eine etwas merkwürdige Veranstaltung. Der Schalker wollte ein "ernsthaftes" Spiel veranstalten, also ohne Mätzchen. Letztlich gewann der Gast Bayern München auf Schalke mit 1:0 dank eines Tores von Giovane Elber. Die geballte Schalker und auch internationale Fußball-Prominenz gab ihm die Ehre. imago images
Eine besondere Beziehung hat Thon zu "Stumpen-Rudi", seinem Weggefährten seit den Achtzigerjahren. "Rudi Assauer hat mich ans Händchen genommen und beschützt, und er hat sich um meine ersten Mücken gekümmert", sagte Thon, der sowieso nie um einen Spruch verlegen war. Ein paar Beispiele gefällig? imago images
"Mensch, mir ist kalt jetzt! Ehrlich. Boah." (Thon auf eine kritische Reporterfrage nach einem Spiel). "Wir lassen uns nicht nervös machen, und das geben wir auch nicht zu!" Oder auch: "Man darf das Spiel doch nicht so schlecht reden, wie es wirklich war." Und natürlich der Klassiker: "Ich habe ihn nur ganz leicht retuschiert." imago images
Nach der aktiven Laufbahn blieb Thon für Schalke 04 im Aufsichtsrat und im Marketing tätig. Er erwarb 2004 die Fußballlehrer-Lizenz. Thons Trainerkarriere beschränkte sich auf ein Kurzengagement beim früheren Oberligisten VfB Hüls (2010 und 2011). imago images
Und natürlich ist Thon dem aktiven Sport wie schon in jungen Jahren auf vielseitige Weise treu geblieben, auch wenn... imago images
...er es jetzt mitunter etwas ruhiger angehen lasst. imago images
Das runde Leder lässt ihn aber ebenfalls nicht los. Thon ist Repräsentant und Manager der Schalker Traditionsmannschaft. Hier scherzt er mit Schauspieler Peter Lohmeyer. imago images
52 Länderspiele, 521 Pflichtspiele mit 105 Toren, Weltmeister, Deutscher Meister, Pokalsieger, UEFA-Cup-Sieger und der unsterbliche Moment im Jahr 1984: Auf Schalke verehren sie Thon noch immer, zumal er stets die Bodenhaftung bewahrt hat. imago images