Bundesliga

Warum Streichs Schiri-Ärger nur zum Teil berechtigt ist

Freiburg: Kritik wegen Handspiel und geblocktem Abschlag

Warum Streichs Schiri-Ärger nur zum Teil berechtigt ist

Gewohnt emotional bei der Sache: SC-Coach Christian Streich.

Gewohnt emotional bei der Sache: SC-Coach Christian Streich. imago

Vorangestellt sei, dass Streich die Niederlage nicht am Referee festmachte. "Wir haben das Spiel gegen starke Mainzer in den ersten 30 Minuten verloren. Danach waren wir gut, haben aber unsere Chancen nicht genutzt, um noch einen Punkt zu holen", erklärte der Trainer. Er sagte aber auch: "Wir waren nicht glücklich, aber andere waren auch nicht glücklich. Es ist eine wahnsinnige Unruhe dadurch reingekommen." Auch wenn Stegemanns Namen nicht fiel, war klar, wer gemeint war.

Nicht gegebener Elfmeter – Punkt für Streich

Der größte Aufreger: Das nicht geahndete Handspiel des Mainzers Moussa Niakhaté nach einem Kopfball von Tim Kleindienst im Strafraum (30. Minute). Stegemann hatte weiterspielen lassen, in der nächsten Spielunterbrechung Funkkontakt mit Video-Assistent Daniel Siebert aufgenommen und auch nach diesem Austausch die Partie fortgesetzt. "Unglaublich, dass der Mensch in Köln auf die Idee kommt und sagt, es ist klar, es war kein Handspiel. Wie man darauf kommt, ich lasse nicht den Schiedsrichter entscheiden, sondern sage, das ist kein Handspiel... das ist Wahnsinn", ereiferte sich Streich in seiner typisch emotionalen Art.

Inhaltlich geht der Punkt in dieser Angelegenheit allerdings an ihn. Niakhatés Handspiel mit angewinkeltem und abgespreizten Arm hätte nach aktueller Regelauslegung des DFB Elfmeter geben müssen. Auch die Kritik an Siebert, der es entgegen der Anweisung in solchen Fällen versäumt hatte, Stegemann zur Entscheidungsfindung in die Review Area zu schicken, war also berechtigt.

Behinderung des Torwarts – Punkt für Stegemann

Doch Streich habe auch noch "ein paar andere Sachen überhaupt nicht verstanden". Exemplarisch nannte er eine Szene in der 62. Minute: "Chicco Höfler blockt den Ball, steht sechs, sieben Meter vom Torwart weg, es ist eine gefährliche Situation, dann kommt ein Pfiff – Freistoß. Keiner weiß warum. Sowas habe ich noch nicht gesehen seit ich Trainer bin."

In diesem Fall liegt Streich mit seiner Kritik allerdings daneben. Mainz-Keeper Zentner hat den Ball, läuft in Richtung Strafraum-Grenze, schlägt aus den Händen ab und der Ball wir von Höflers nach oben gezogenem Bein abgefälscht. Höfler stand jedoch nicht sechs, sieben Meter weit weg, sondern in direkter Nähe zur Strafraum-Linie.

In Regel 12, Punkt 2 "Indirekter Freistoß" heißt es unter anderem: "Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler den Torhüter daran hindert, den Ball aus den Händen freizugeben." Während dieser Text noch Interpretations- und Ermessensspielraum lässt, sind die Handlungsanweisungen des DFB in einem solchen Fall klar. Da der Torwart zum Abschlag seinen gesamten Strafraum nutzen darf, stellt ein gegnerischer Spieler in unmittelbarer Nähe und in blockender Haltung eine klare Behinderung da – also indirekter Freistoß. Die UEFA verlangt von ihren Schiedsrichtern in solchen Fällen gar eine Gelbe Karte, da sie in der Behinderung oder der versuchten Behinderung des Torwarts ein taktisches Mittel sieht, womit ein schneller Abschlag verhindert werden soll, damit die eigene Defensive mehr Zeit hat sich zu formieren. Anders wäre es gewesen, wenn sich Höfler tatsächlich sechs, sieben Meter vom Strafraum entfernt befunden hätte.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie SC Freiburg - 1. FSV Mainz 05