Bundesliga

Das Problem von Bayer Leverkusen vor der Partie bei RB Leipzig

Werkself in Leipzig unter Zugzwang, um Aufholjagd zu starten

Bayers Problem: Zur Pirsch braucht es einen Knalleffekt

Spielt er vielleicht schon wieder? Charles Aranguiz.

Spielt er vielleicht schon wieder? Charles Aranguiz. imago

Das Vorhaben ist ein großes. Nach dem 1:0-Erfolg in der Europa League gegen den FC Zürich möchte Heiko Herrlich mit seiner Mannschaft auch am Sonntag zu Null spielen. "Unser Ziel ist es, wieder kein Gegentor zu bekommen", sagte der Trainer vor der Partie in Leipzig. Allerdings ist der Tabellenvierte eine ganz andere Kategorie als der Schweizer Erstligist. Leipzig hat den Status erreicht, den man sich bei Bayer selbst wünscht. In den jüngsten vier Ligaspielen blieb RB ohne Gegentreffer. In den vergangenen sieben Ligaspielen hat Leipzig, das seit dem 2. Spieltag national ungeschlagen ist, insgesamt nur zwei Gegentreffer zugelassen und zweimal nicht gewonnen. Ein Erfolg der Werkself in der Messestadt wäre also ein mittelgroßer Paukenschlag.

Doch ein solcher ist der Mannschaft in der Endphase der Vorsaison gelungen. 4:1 siegte Bayer in seinem wohl besten Rückrundenspiel. Ein Fakt, der durchaus einen Effekt bewirken kann, wie Herrlich hofft: "Auf jeden Fall spielt es dahingehend eine Rolle, dass es nicht so lange her ist, dass die Spieler sich erinnern können, dass man auch in Leipzig gewinnen kann. Auch wenn uns das damals so auch keiner zugetraut hat."

Trainersteckbrief Herrlich
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Ob Hasenhüttl oder Rangnick: "Spielanlage ist fast identisch"

Damals war noch Ralph Hasenhüttl Trainer bei RB, jetzt ist es Ralf Rangnick. Für Herrlich ändert das nicht viel. "Die Spielanlage ist fast identisch", sagt der 46-Jährige, der darauf setzt, dass Bayer am Sonntag wie damals die richtigen Antworten auf Leipzigs Gegenpressing und das folgende schnelle Umschaltspiel findet. Herrlich: "Wir haben es damals geschafft, uns daraus zu befreien und wollen dort etwas mitnehmen."

Doch etwas, nämlich ein Punkt, dürfte zu wenig sein. Schon nach dem 1:4 gegen Hoffenheim hatte Kapitän Lars Bender trotzig erklärt: "Jetzt müssen wir eben in Leipzig gewinnen." Und auch Torhüter Lucas Hradecky sah einen Sieg fast als unumgänglich an, um den Anschluss nach oben noch zu finden. "Eigentlich müssen wir gewinnen", weiß der Finne.

Herrlich schiebt alle Rechenspiele von sich weg. Eine Vorgabe, wo er seine Mannschaft zur Winterpause in der Tabelle sehen möchte, will er nicht abgeben. "Klar ist, dass wir Nachholbedarf haben, dass wir punkten müssen, um wieder Anschluss zu finden", sagt der Trainer, "aber ein Ziel, wie viele Punkte wir dann haben möchten, haben wir nicht." Kein Wunder, selbst nur um Kontakt zu Platz 6 aufzunehmen, müsste der Champions-League-Anwärter wohl eher mindestens fünf als vier der sieben Spiele gewinnen. Außer Leipzig heißen die Gegner Stuttgart, Nürnberg, Augsburg, Frankfurt, Schalke und Berlin.

Aranguiz müsste eigentlich pausieren, aber...

Der erste Schritt muss in Leipzig erfolgen. Dort kann Herrlich wohl aus dem Vollen schöpfen. Selbst bei dem derzeit in Topform aufspielenden Karim Bellarabi (Oberschenkelprobleme), der am Freitag nur individuell trainierte, ist der Trainer "optimistisch, dass er am Sonntag zur Verfügung steht." Der Flügelstürmer würde dann genauso in die Elf rotieren, wie die gegen Zürich ganz oder zumindest anfangs geschonten Kevin Volland, Kai Havertz, Jonathan Tah sowie Sven und Lars Bender. Von den sechs gegen Zürich ins die Elf rotierten Akteuren haben der überzeugende Aleksandar Dragovic, diesmal als linkes Glied der Dreierabwehrkette, sowie Julian Baumgartlinger als einer der beiden Sechser im 3-4-3 die größten Chancen, ihren Startelfplatz zu behalten.

Dass auch Charles Aranguiz in der Doppelsechs beginnt, plant Herrlich offenbar nicht ein. Zwar reagierte dessen Patellarsehne am Knie, die ihn aufgrund einer Reizung seit dem Vorbereitungsstart fast komplett fehlen ließ, nach dem gut einstündigen Comeback gegen Zürich nicht auf die Belastung. Doch den Strategen drei Tage später erneut von Beginn an zu bringen, wäre wohl zu früh, wie der Trainer durchblicken ließ. "Wir müssen am Samstag sehen, inwieweit er sich regeneriert hat", erklärte Herrlich, "ob ein Startelfeinsatz Sinn macht, muss man sehen." Ein Risiko wäre der Einsatz des Chilenen, dessen letzter 90-Minutenauftritt für Bayer gut sechs Monate zurückliegt, in mancherlei Hinsicht. Doch andererseits wird Herrlich in Leipzig auch ein gewisses Risiko eingehen müssen. Damit die Pirsch nicht endet, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Stepan von Nocks