Es war die Jubiläums-Saison der 3. Liga. Seit mittlerweile einer Dekade gibt es die dritthöchste deutsche Spielklasse nun in dieser Form - und in dieser zehnten Spielzeit sollte sich einiges verändern. Nachdem zuvor nur ausgewählte Spiele in den Dritten Programmen der ARD übertragen wurden, stieg 2017 die Telekom in der Pay-TV-Sparte ein, die Folge: Erstmals wurden alle 380 Partien live gesendet. Im Vergleich zur Vorsaison bedeutete dies einen Übertragungs-Zuwachs von über 300 Prozent. In der laufenden Saison schauen im Mittel etwa 330.000 Menschen die Free-TV-Liveübertragungen der ARD-Anstalten (Spitzenwert: 1,24 Millionen beim Eröffnungsspiel zwischen Kaiserslautern und 1860 München im Ersten), Telekomsport kommt im Pay-Bereich auf Topwerte von über 100.000 Zusehern.
Vermarktungs-Maßnahmen zünden
Diverse Marketing-bedingte Neuerungen haben die 3. Liga auch durch die vom DFB betreute zentrale Vermarktung gestärkt. Mit bwin stieg ein zentraler Liga-Hauptpartner ein, durch den neuen TV-Vertrag und dem einheitlichen Spielball von Adidas wurden ebenso höhere Erlöse generiert, wie auch durch die Fußball-Simulation FIFA von EA Sports, in der die 3. Liga erstmals offiziell ins Programm aufgenommen wurde. "All dies unterstreicht, wie stark die 3. Liga an Attraktivität gewonnen hat", berichtete der für Spielbetrieb und Fußballentwicklung zuständige DFB-Vizepräsident Peter Frymuth. "Auf dieser Basis soll die Entwicklung der Liga weiter vorangetrieben werden."
Auch in puncto Zuschauerzahlen hat die Liga wieder ein Plus zu vermelden gehabt: Nachdem 2016/17 im Mittel 5943 Zuschauer ein Spiel besucht hatten, kletterte der Schnitt wieder über die Sechstausender-Marke (6132). Damit nimmt Deutschland im Vergleich der 3. Ligen europaweit einen starken zweiten Platz hinter der englischen League One (7754) ein. Den Spitzenplatz könnte Deutschland aller Voraussicht nach im kommenden Jahr einnehmen, schließlich locken die Traditionsklubs wie beispielsweise der 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig oder aber auch der TSV 1860 München große Mengen an Fans in die Stadien - aktuell liegt der Mittelwert daher bei noch nie dagewesenen 8341 Besuchern.
Negatives Eigenkapital bei elf von 19 Klubs
Allerdings gab es nicht nur Positives zu berichten. Die Liga stellt weiter eine große finanzielle Belastung dar - Negativbeispiele hierfür: Die beiden Insolvenzen der späteren Absteiger Rot-Weiß Erfurt und Chemnitzer FC, nachdem bereits 2016/17 zwei Klubs Zahlungsunfähigkeit anmelden mussten (FSV Frankfurt, VfR Aalen). Insgesamt wiesen zum Bilanzstichtag des Geschäftsjahres 2017/18 (31. Dezember) elf von 19 Teams - die Zweitvertretung des SV Werder Bremen fand in dieser Auflistung keine Beachtung - ein negatives Eigenkapital auf. Kumuliert verzeichneten die Teams ein Ungleichgewicht zwischen unternehmenseigenem Vermögen und Fremdkapital von 845.000 Euro. Ähnlich bescheiden fiel auch das mittlere wirtschaftliche Saisonergebnis 2017/18 von minus 662.000 Euro negativ aus.
Einige Klubs haben nicht den Willen, finanziell positive Ergebnisse zu erzielen.
Manuel Hartmann, Leiter des Drittliga-Zulassungsverfahrens beim DFB
Und das, obwohl den Klubs im Schnitt Erträge von etwa 7,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. "Das ist aus unserer Sicht genug, um Profisport anzubieten", sagt Manuel Hartmann, DFB Abteilungsleiter "Spielbetrieb Ligen und Wettbewerbe". Der DFB-Vertreter mahnt an, dass an vielen Standorten die Ausgaben nicht der Einnahmesituation angepasst würden und warnt vor einer neuen Dimension finanzieller Probleme in der Spielklasse. 2017/18 betrug das durchschnittliche Kaderbudget rund 3,1 Millionen. Trotz der häufigen Verluste rechnet Hartmann, der das Zulassungsverfahren leitet, nach seiner Analyse der aktuellen Spielerverträge mit einen 20-prozentigen Steigerung bei den Profietats. "Das ist nicht gerechtfertigt", kritisiert Hartmann: "Einige Klubs haben nicht den Willen, finanziell positive Ergebnisse zu erzielen."
Die Klubs kassieren 1,28 Millionen über den DFB
Im Hinblick auf diese alarmierenden Zahlen hat der DFB einen Maßnahmenkatalog zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der 3. Liga auf den Weg gebracht. In einem Nachwuchsfördertopf stellt der Verband nun mehr Geld, nämlich 2,95 Millionen Euro (zweckgebunden für die gemeinnützige Jugendarbeit der Klubs, 2017/18: 950.000 Euro) zur Verfügung, die für den Aufbau (pauschal 50.000 Euro) oder die Weiterentwicklung eines Leistungszentrums (100.000) sowie anteilig für Einsatzzeiten deutscher U-21-Spieler ausgeschüttet werden. Zudem haben die Drittligisten vor einigen Wochen ihr eigenes "Financial Fairplay" beschlossen: Hierbei handelt es sich um ein Belohnungssystem, "das gesundes und nachhaltiges Wirtschaften stärken" soll. Aus den TV-Erlösen wurden 550.000 Euro in einen eigenen Topf geleitet, die anteilig an jene Klubs fließen, die ein positives Saisonergebnis vorweisen können und/oder mit guter Planungsqualität ihre wirtschaftlichen Ziele erreicht haben. Insgesamt kassieren die Klubs in der aktuellen Saison im Schnitt 1,28 Millionen über den DFB. Darin sind neben den genannten Sondertöpfen die paritätisch aufgeteilten Erlöse aus der Zentralvermarktung (Ligasponsor und – ball etc.) und den TV-Rechten enthalten.
Wie man an den Zahlen sieht, kann aber nicht jeder Verein der Liga gut mit Geld umgehen. Daher wurde zusätzlich aus DFB- und Ligavertretern eine AG Finanzen gegründet. Dieser Arbeitskreis soll die Vereine wirtschaftlich beraten, ihnen Vergleichswerte liefern, Einsparpotenziale aufzeigen und sie vor Fehlentwicklungen warnen. Ob damit die nächsten Insolvenzen zu vermeiden sind? Abwarten.