Bundesliga

Leon Baileys Jamaika-Posse: Jetzt spricht Rudi Völler

Berater sorgt via Facebook für den nächsten Akt

Baileys Jamaika-Posse: Jetzt spricht Völler

Kommt er wieder in die Spur? Leon Bailey.

Kommt er wieder in die Spur? Leon Bailey. imago

Als Heiko Herrlich Anfang der Woche davon erfuhr, mit welcher Begründung Leon Bailey in der Zeitung "Jamaica Gleaner" trotz ursprünglich anderer Absicht seinen ersten Einsatz für das A-Nationalteam Jamaikas verweigert hatte, sorgte dies beim Trainer der Werkself für Entsetzen. Dass Bailey sein Mitwirken im Nationalteam von der Bedingung abhängig gemacht hatte und weiterhin noch macht, dass auch sein Stiefbruder Kyle Butler (20) für Jamaika spielen dürfe, der es bislang auf zehn Erstligaeinsätze auf Malta gebracht hat, passt weder zu Herrlichs Credo, noch spricht es dafür, dass der fußballerisch hochbegabte Bailey auch das nötige Umfeld und die Reife besitzt, um eine große Karriere zu machen.

Die im Raum stehenden Äußerungen Baileys haben diesen ins Abseits befördert. Doch statt mit einer Entschuldigung oder zumindest einer nachvollziehbaren Erklärung reagierte nun Baileys Berater und Stiefvater Craig Butler via Facebook mit einer Anklage: Die Aussagen Baileys, der aus Butlers Sicht "ein faires Auswahlverfahren in der Nationalmannschaft" zum Ziel hatten, seien "manipuliert und falsch ausgelegt worden, um ein negatives Bild von ihm, seinem Bruder und mir" zu zeichnen.

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Die Pressemitteilung des Beraters enthält heftige Worte ohne Substanz

Harter Tobak von Seiten Butlers, dessen Statement trotzig wirkt, aber letztlich keinerlei Erklärung liefert, warum Bailey sich verweigerte. Butler benannte weder die angebliche Fehldeutung noch die Manipulation und lieferte auch nicht die aus seiner Sicht wahren Hintergründe für Baileys Nein. Heftige Worte, die in ihrer Substanz äußerst dünn erscheinen. Da Butler zudem erklärte, dass man (also er, sein Sohn Kyle und auch Bailey) keine Interviews mehr zu dem Thema geben würden, erscheint die als Pressemitteilung von der von Butler geführten "Phoenix All Stars Football Academy" deklarierte Stellungnahme einzig als misslungener Versuch Butlers, das Fehlverhalten von sich und seinen Söhnen abzuwälzen.

Das Problem: Bailey selbst gilt als anständiger Junge mit den normalen Flausen, die ein 21-Jähriger halt im Kopf hat. Ein einsichtiges Statement des Talents könnte dem Fall also schnell die Schärfe nehmen und den Spieler selbst vor größerem Imageschaden bewahren. Ob es dazu kommt, bleibt aber abzuwarten.

Völler: "Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen"

Bayer 04 befindet sich in dem Fall in einer Art Zwickmühle. Über die Strapazen, die die Länderspielreisen für Bailey durch die Interkontinental-Flüge mit sich brächten, würde sich im Klub einerseits niemand freuen. Andererseits muss man bei Bayer auch den Reifeprozess des Spielers und Menschen Leon Bailey im Auge haben, damit dieser nicht eine mögliche große Karriere in den Sand setzt.

"Die ganze Aktion ist alles andere als glücklich gelaufen", erklärt also Rudi Völler, der versucht, die Schärfe aus dem Fall zu nehmen, und ein klärendes Gespräch ankündigt: "Wir werden uns in den nächsten 14 Tagen in aller Ruhe mit Leons Vater zusammensetzen, alles durchgehen und sehen, wie es weitergeht." Dabei geht es weniger um einen Blick zurück. Der Geschäftsführer Sport weiß: "Das Kind ist schon in den Brunnen gefallen."

"Wir alle sind gefordert, Leon wieder dahin zu bekommen, wo er mal war"

Die Jamaika-Posse stellt für Bailey eine unnötige Baustelle außerhalb des Platzes dar. Geht es doch am Ende darum, dass der Angreifer, der seit Monaten seiner Topform hinterherläuft, in Leverkusen sein ganzes Potenzial endlich wieder abruft. So betont Völler: "Wir alle - und besonders das Trainerteam - sind gefordert, Leon wieder dahin zu bekommen, wo er mal war, als er als Topspieler die Bundesliga aufgemischt hat."

Inwieweit dabei Baileys Stiefvater, der sich seit Jahren mit dem jamaikanischen Verband wegen angeblicher Benachteiligung von Talenten seiner Fußball-Akademie im Zwist befindet und auf Baileys Rücken Politik betreibt, eine Hilfe ist, ist äußerst fraglich. Bislang zeigte sich Bailey gegenüber den Butlers immer zu 100 Prozent loyal, mit denen er als 13-Jähriger das von vielen prägenden Situationen begleitete Abenteuer Profi-Fußball in Europa begann. Eine Nibelungentreue, die auf Sicht nicht nur seiner Nationalmannschaftskarriere schaden könnte.

Stephan von Nocks

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