Bundesliga

Dardai kontra den "Bayern-Fluch": "Bissig bleiben"

Hertha: Selke bleibt hinter Ibisevic Joker

Dardai kontra den "Bayern-Fluch": "Bissig bleiben"

Der Alltag macht am Ende den Unterschied: Hertha Coach Pal Dardai will konzentrierte Spieler.

Der Alltag macht am Ende den Unterschied: Hertha Coach Pal Dardai will konzentrierte Spieler. imago

Kurios: Von den letzten elf Mannschaften, die in der Bundesliga die Münchner bezwangen, gewann nur ein einziges Team sein darauffolgendes Spiel (RB Leipzig am 28. Spieltag der Vorsaison, 3:2 in Hannover). Hertha will jetzt den Fluch der Bayern-Bezwinger beenden. "Es ist eine gute Gelegenheit zu beweisen, dass es auch anders geht", sagte Manager Michael Preetz. "Es wird darum gehen, mit der gleichen Fokussierung ins Spiel zu gehen wie zu Hause vor 75.000 Zuschauern gegen Bayern München. Das war ein Festtag, am Samstag ist Alltag. Und die Punkte, die am Ende den Unterschied ausmachen, holst du im Alltag. Mainz kommt aus einer Woche, die nicht ganz so erfolgreich war wie unsere, hat aber gerade zu Hause Qualität."

Der erste Trainingstag in dieser Woche hat nicht so gut ausgesehen, wahrscheinlich haben alle noch gejubelt.

Pal Dardai

Auf sein Team warte am Samstag "eine unangenehme, kompakte, robuste Mannschaft", bemerkte Dardai. "Sie wissen, was sie gegen den Ball machen. Sie wissen, was sie mit Ball machen. Trotzdem müssen wir klarkommen. So, wie sich unsere Mannschaft zuletzt gesteigert hat, sind wir der Favorit. Wenn du auf Schalke 2:0 gewinnst und gegen Bayern so ein gutes Spiel machst, musst du diese Rolle einfach annehmen." Bei der jüngeren Bilanz gegen die Nullfünfer haben die Berliner indes einiges wettzumachen, die vergangenen drei Vergleiche gewann Mainz allesamt ohne Gegentor (2:0, 1:0, 1:0). Am Dienstag, beim ersten Training nach zweieinhalb freien Tagen, hatte Dardai die Stimmung in den eigenen Reihen nur halb im Scherz noch "als zu gut" beschrieben. Inzwischen sind die Antennen bei allen offenbar ausgefahren. "Der erste Trainingstag in dieser Woche hat nicht so gut ausgesehen, wahrscheinlich haben alle noch gejubelt", so der Coach, der am 7. Februar 2015 in Mainz sein Trainer-Debüt in der Bundesliga mit einem 2:0-Sieg gefeiert hatte. "Aber wir haben versucht, die Köpfe der Spieler so zu lenken, dass wir bissig bleiben." Das ist nach den Worten des Ungarn gelungen: "Von Tag zu Tag sieht die Konzentration besser aus. Man spürt, dass die Jungs etwas wollen. Jetzt schlafen wir noch zweimal, und dann werden wir alles mobilisieren."

Die Rangordnung im Sturm ist klar – Selke braucht Geduld

Während Dardai über Rune Jarsteins Mitwirken (nach Oberschenkelprellung) und damit die Besetzung der Torhüter-Position erst am Freitag final befinden will, ist die aktuelle Rangordnung im Sturm klar: Kapitän Vedad Ibisevic ist überragend in Form, Davie Selke bleibt weiterhin nur die Joker-Rolle. Der bosnische Routinier steht nach sechs Spieltagen bei vier Toren und einem Assist, mehr Scorerpunkte verzeichnen in der Liga aktuell nur Marco Reus (Dortmund, acht), Sebastien Haller (Frankfurt, sieben) und Jadon Sancho (Dortmund, sechs). Und Selke, der zuletzt viermal von der Bank kam, ist nach seinem im Juli erlittenen Lungenriss erkennbar noch nicht bei 100 Prozent. "Mit Davie macht es Spaß zu arbeiten, er ist immer voll motiviert. Natürlich kommt er jeden Tag zu mir und fragt: 'Wann spiel' ich?' Das ist wunderbar, das brauchst und wünschst du dir", so Dardai. "Aber er ist nicht beleidigt. Davie sieht und akzeptiert es, dass Vedad gerade richtig gut drauf ist und einen Lauf hat. Das ist Schicksal." Somit ist vom notorisch ungeduldigen Selke Geduld gefragt. "Momentan hat Vedo die magischen Momente“, konstatierte Dardai. "Aber Davie wird auch bald wieder diese magischen Momente haben und in dieser Saison noch viele Tore schießen. Wenn Davie topfit ist, können wir auch mit zwei Stürmern agieren." Dagegen hätten beide - Ibisevic und Selke - sicher nichts. Momentan freilich ist Ibisevic im zarten Alter von 34 neben den jüngeren Offensivkräften wie Ondrej Duda (23/fünf Tore) und Javairo Dilrosun (20/zwei Tore, drei Assists) einer der Garanten für die neue Offensivwucht der Berliner. Mehr Treffer als Hertha (zwölf) hat bislang in dieser Saison nur die Dortmunder Torfabrik (19) produziert. Bemerkenswert: Hertha traf saisonübergreifend in den letzten zwölf Bundesliga-Spielen immer - eine solche Tor-Serie hatten die Berliner zuletzt vor 40 Jahren, in der Saison 1978/79.

Steffen Rohr

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