Eine Sache stellt Koen Casteels sofort klipp und klar fest: "Josh bleibt unser Kapitän." Josuha Guilavogui, der gewählte Anführer der Wölfe, hat sich jedoch eine schwere Knieverletzung zugezogen, also wird in den nächsten Monaten sein Stellvertreter die Wolfsburger Regenbogenbinde, womit der Klub ein Zeichen für Vielfalt setzt, am Arm tragen. Und das ist der Torwart. "Ich werde mit vielen Spielern die Verantwortung übernehmen", sagt Casteels, "das ist eine neue Herausforderung, um mich auch persönlich weiterzuentwickeln. Ich war noch nie Kapitän oder im Mannschaftsrat."
Casteels hat sich zu einem Leistungsträger und Führungsspieler gemausert
Dieser Schritt kennzeichnet jedoch auch die Entwicklung, die der Belgier auf und abseits des Platzes genommen hat. Aufgrund seiner ruhigen Art und der anfänglichen Reservistenrolle hinter Ex-VfL-Kapitän Diego Benaglio war er in Wolfsburg zunächst nahezu unscheinbar unterwegs, nun hat sich Casteels zu einem Leistungsträger und Führungsspieler gemausert.
Spielersteckbrief Casteels
Trainersteckbrief Labbadia
Bundesliga - 2. Spieltag
Auf dem Rasen wird der Schlussmann im Spiel von Bruno Labbadia zudem in seiner Rolle als Fußballer immer bedeutender. Der Trainer wünscht einen gepflegten Spielaufbau, auch wenn der Gegner die Anspielstationen zustellt und hoch anläuft, ist Casteels angehalten, den Ball möglichst herauszuspielen. "Der Trainer hat gesagt, dass dies unsere DNA ist. Ich stehe voll dahinter." Denn es ist ein Spiel, das dem guten Fußballer zwischen den VfL-Pfosten entgegenkommt.
Schon während seiner Torwartausbildung in Belgien wurde größter Wert auf das Mitspielen gelegt. Als Casteels 2011 im Alter von 19 Jahren nach Deutschland zur TSG Hoffenheim kam, habe er gemerkt, dass dies hierzulande zur damaligen Zeit noch nicht so verinnerlicht war. "Ich habe das Spiel mit dem Fuß drin, habe da vielleicht einen Vorteil. Das wird jetzt perfektioniert." Vorbilder gibt es dabei nach wie vor. Marc-André ter Stegen, den Deutschen in Diensten des FC Barcelona, nennt er dabei ebenso wie Alisson, dem nach Liverpool gewechselten Brasilianer.
Casteels: "Ich habe vieles falsch gemacht"
Dabei ist es für den Torwart immer auch eine Risikoabwägung. Wann kann er den Ball kurz spielen, wann ergibt der lange Schlag mehr Sinn? "Es hängt auch immer davon ab, welche Optionen ich als Torwart habe, wie sich die Spieler freilaufen." Casteels weiß: "Fehler werden passieren." Auch ihm, bei dem die Vorsaison nahezu perfekt erschien, er mit 2,72 den besten kicker-Notenschnitt aller Bundesligakeeper aufwies. Er sagt jedoch: "Ich habe vieles falsch gemacht." Dinge, die nicht jedem Beobachter direkt ins Auge fallen. "Das sind auch viele Kleinigkeiten." Die er in der täglichen Arbeit mit Torwarttrainer Pascal Formann verbessern möchte.
Dazu gehört auch weiter das Spiel mit dem Fuß. Casteels, der sich auch in der belgischen Nationalmannschaft hinter Thibaut Courtois (Real Madrid) noch besser in Position bringen will, als elfter Feldspieler? Beim Auftakt gegen Schalke (2:1), als der Belgier nur durch einen Strafstoß bezwungen werden konnte, hat dies bestens funktioniert. Starke 83 Prozent seiner Pässe brachte der VfL-Keeper an den eigenen Mann.
