Bundesliga

Hradecky-Deal: Darum baut Bayer vor

Leverkusen regelt Leno-Nachfolge vor Abgang der Nummer 1

Hradecky-Deal: Darum baut Bayer vor

Der Vorgänger und sein Nachfolger: Die Keeper Bernd Leno und Lukas Hradecky.

Der Vorgänger und sein Nachfolger: Die Keeper Bernd Leno und Lukas Hradecky. imago

Die Nachricht an sich kam nicht überraschend. Dass Bayer 04 Lukas Hradecky (28) als Nachfolger für den sich mit Abwanderungsgedanken tragenden Bernd Leno (26) verpflichten wollte, war in der Branche seit vielen Wochen ein offenes Geheimnis. Dass Bayer allerdings bereits am Mittwoch den lange feststehenden Transfer des finnischen Nationaltorhüters auch offiziell vollzog, bevor Nationalspieler Leno mittels einer Ausstiegsklausel zu einem europäischen Topklub wechselt, hatten jedoch die wenigsten erwartet.

Doch der schon vor Wochen eingefädelte Deal, den man in der Branche ohnehin nicht mehr lange wirksam unter der Decke hätte halten können, macht aus Leverkusener Sicht auch im Vorgriff Sinn. Beugt man doch so der Konstellation vor, dass man auf dem Transfermarkt hinsichtlich der Torhüterposition gehörig unter Zugzwang hätte geraten können. Schließlich hat Leno den Bayer-Verantwortlichen schon vor Wochen mitgeteilt, dass er klar dazu tendiert, in diese Sommer von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen und zu wechseln.

Spielersteckbrief Leno
Leno

Leno Bernd

Spielersteckbrief Hradecky
Hradecky

Hradecky Lukas

Spielersteckbrief Oblak
Oblak

Oblak Jan

Spielersteckbrief Trapp
Trapp

Trapp Kevin

Oblak, Trapp und Co. - wann fällt der erste Stein?

Jetzt hat Bayer den Hradecky-Deal vorzeitig fix gemacht, obwohl der Torhüter-Markt in Europa noch gar nicht wirklich angelaufen ist. Doch dass dies geschieht, ist äußerst wahrscheinlich: Bei Atletico Madrid rechnet man fest mit dem Abgang von Jan Oblak, der mehr als Doppelte in die Kassen der Spanier spülen soll, als Bayer für Leno aufgrund einer Ausstiegsklausel kassieren würde, die bei 25 Millionen Euro liegt. Oblak wird bei diversen Topklubs wie Paris St. Germain hoch gehandelt. Umgekehrt gilt die Pariser Nummer 2 und der deutsche Nationaltorhüter Kevin Trapp als Kandidat beim FC Arsenal, den Leno als mögliches Ziel genauso wie Atletico im Blick hat. Auch der SSC Neapel, mit dem Lenos Berater Uli Ferber die Verhandlungen kürzlich abgebrochen hat, sucht weiterhin eine Nummer 1. Kurzum: Fällt der erste große Stein im Torhüter-Domino zum Beispiel in Form des Oblak-Transfers, dürfte der Markt nicht nur in Bezug auf die genannten Klubs extrem an Dynamik gewinnen.

Mehr Chance als Risiko für Bayer

Tritt dies so ein, wovon eben auszugehen ist, hätte Bayer ohne die Hradecky-Verpflichtung leicht in die Situation geraten können, mit Leno seine starke Nummer 1 zu verlieren, ohne dies aufgrund dessen Ausstiegsklausel beeinflussen zu können, und dann ohne einen qualitativ adäquaten und finanziell vertretbaren Ersatz da zu stehen. Mit der Unterschrift des ablösefreien Hradecky ist dies nun ausgeschlossen. Und die Chance, dass Bayer am Ende im Torhüterbereich ein dickes Transferplus erzielen wird, erscheint deutlich größer als das "Risiko", dass Bayer zum Ende der Transferperiode am 1. September eine Nummer 1 zu viel im Kader stehen haben wird. Wenn auch der eine oder andere Leno-Interessent die Hradecky-Verpflichtung zum Anlass nehmen könnte, mit Bayer einen Ablöse-Poker zu eröffnen, bei dem sich der Werksklub bislang allerdings immer als zäher Kontrahent erwiesen hat.

Stephan von Nocks

Die Sommer-Neuzugänge der Bundesligisten