"Das zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison", sagte Marcel Sabitzer angesichts der Tatsache, dass sechs der letzten sieben RB-Gegentore aus Standards resultierten: "Wir thematisieren das Woche für Woche, aber es ändert sich nichts." Auch Willi Orban sprach Klartext, ging mit den Kollegen ungewohnt hart ins Gericht: "Gefühlt waren manche nicht mehr auf dem Platz", urteilte der Kapitän. Man habe "fahrlässig wichtige Punkte verloren", die Souveränität sei "komplett abhanden gekommen", in der Defensivarbeit sei man gerade bei ruhenden Bällen "zu lieb und zu brav" gewesen.
In der Tat stellt sich die Frage, was Chefcoach Ralph Hasenhüttl und sein Trainerstab in den geheimen Trainingseinheiten und Videositzungen konkret geübt haben, um die inzwischen schon chronische Standard-Schwäche abzustellen. Das kollektive Abwehrverhalten war in Freiburg bei den besagten Eckbällen jedenfalls ähnlich desolat und inkonsequent wie so oft in der Hinrunde. Beim Ausgleichstreffer durch Janik Haberer präsentierte sich Bruma völlig orientierungslos. Und beim Siegtreffer demonstrierte Robin Koch den Leipzigern, was es heißt, mit voller Überzeugung und allem Einsatz in den Luftkampf zu gehen.
Gulacsi: "Es ist eine Kopfsache"
In Leipzig jedenfalls ist man ratlos, wie man der Standardkrise noch begegnen soll. "Es ist eine Kopfsache", glaubt Gulacsi, will von dem Thema am besten gar nichts mehr wissen: "Es macht keinen Sinn, uns jetzt nochmal den Kopf totzumachen mit Standards." Hasenhüttl sprach gar von einer "selbsterfüllenden Prophezeiung. Je mehr man macht, desto mehr wird es zur Phobie". Ähnlich sieht es Orban. "Wir müssen mal die Köpfe freikriegen und das Thema beiseite schieben", so der Innenverteidiger, der dann doch noch einen originellen Vorschlag parat hatte. Angeregt durch die TV-Übertragungen von der Handball-EM in Kroatien empfahl er: "Vielleicht sollen wir zum Handball gehen. Wenn man sieht, wie es da körperlich zur Sache geht, würde es uns vielleicht ganz guttun, da mal eine Einheit mitzumachen."