Bundesliga

Kandidat für den Vereinsvorsitz in Mainz Jürgen Doetz: "Für Seiteneinsteiger haben wir keine Zeit"

Mainz: Kandidat Doetz im kicker-Interview

Doetz: "Für Seiteneinsteiger haben wir keine Zeit"

Kandidat für den Vereinsvorsitz in Mainz: Jürgen Doetz.

Kandidat für den Vereinsvorsitz in Mainz: Jürgen Doetz. imago

kicker: Wie geht es Ihnen so kurz vor der Wahl, Herr Doetz?

Jürgen Doetz: Die Spannung steigt, Adrenalin ist reichlich vorhanden. Die Resonanz finde ich erfrischend, sehr positiv. Ich denke nicht darüber nach, was mal bei einer früheren Kandidatur war, sondern gehe mit gesundem Optimismus und großem Respekt vor der Aufgabe an den Sonntag heran. Mir macht es Spaß für den Verein zu kandidieren.

1. FSV Mainz 05 - Vereinsdaten
1. FSV Mainz 05

Gründungsdatum

16.03.1905

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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kicker: Wie bewerten Sie den Wahlkampf?

Doetz: Es gab Fragebogen, im Netz auch persönliche Anfragen. Ich habe alle registrierten Fangruppierungen des Vereins angeboten, für persönliche Gespräche zur Verfügung zu stehen. Die Zeit ist leider sehr kurz. Desto wichtiger sind diese Interviews. Man merkt, dass die Umstände des Wahlkampfes näher beleuchtet werden: Wer engagiert sich für wen? Was steckt möglicher Weise dahinter? Ich will an den Spekulationen nicht zu weit gehen - man merkt nur, das Wahlfieber steigt.

kicker: Machen Sie sich sorgen um Mainz 05?

Doetz: Im positiven Sinne. Das klingt jetzt blödsinnig, ich weiß. Es ist wichtig, dass wir alle wissen: Im Verein muss sich etwas ändern. Das beginnt beim Verhältnis zu Sponsoren und geht bis zur Identifikations-Thematik. Wir sind in einer schwierigen Situation, aber wir können es ändern. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Für mich ist Pyro verboten, da gibt es keine Grauzonen. Diese Position werde ich für eine Wahl nicht ändern, das gehört für mich zur Transparenz dazu.

Jürgen Doetz

kicker: Verliert Mainz seine Identität?

Doetz: Das ist kein aktuelles Thema, sondern ein Ergebnis der Entwicklung aus den vergangenen anderthalb Jahren. Wir hatten nicht nur personelle Probleme, sondern auch Schwierigkeiten mit der Satzung. Dafür waren ja mehrere Veranstaltungen nötig. Es war verdammt viel aufzuräumen, dazu hatten wir noch nicht ausreichend Zeit. Es geht nicht um philosophische Metaebenen, sondern um Grundlagen. Was bedeutet es für den Fußball, den wir anbieten; und was bedeutet es für die wirtschaftlichen Voraussetzungen, die wir sichern müssen.

kicker: Ist die Zeit für Experimente vorbei?

Doetz: Diese Zeit, wie sie Seiteneinsteiger für sich beanspruchen, ist längst vorbei. Der neue oder die neue Gewählte kann sich nicht zurückziehen und 100 Tage Eingewöhnungszeit fordern. Für mich begänne die Tätigkeit am Morgen nach der Wahl. Dann müssen dringend Gespräche geführt werden - mit den sensiblen Bereichen im Verein, genauso aber mit Sponsoren, mit den Fußballgremien. Wir haben keine Zeit.

kicker: Sind Sie ein "Feind" der Ultras?

Doetz: Das ist Quatsch. Und es wäre ein größerer Unsinn, wenn man daraus ein problematisches Verhältnis zur gesamten aktiven Fanszene sieht. Ich habe genug getan, um die Fanabteilung mit auf den Weg zu bringen. Ich habe einen Antrag im alten Vorstand durchgebracht, Kollektivstrafen abzuschaffen. Aber natürlich habe ich eine klare Position zu Pyro: Für mich ist Pyro verboten, da gibt es keine Grauzonen. Diese Position werde ich für eine Wahl nicht ändern, das gehört für mich zur Transparenz dazu. Deshalb werde ich den Kontakt zur Fanszene aber nicht kappen, sondern immer wieder mit ihnen das Gespräch suchen.

Interview: Georg Holzner