Bei der Vorstellung Hofschneiders am Donnerstagmittag lief noch nicht alles rund. Zu Beginn gab es "ein paar Eingangsschwierigkeiten technischer Natur" zu lösen, wie Unions Pressesprecher Christian Arbeit formulierte. Auf der Videotafel im Presseraum an der Alten Försterei stand zunächst noch: "Jens Keller - Cheftrainer." Mit fünfminütiger Verzögerung war auch das gerichtet. André Hofschneider blieb gelassen. "Das nehme ich in Kauf", sagte der Nachfolger des am Montag beurlaubten Keller. Dann stellte er sich den Fragen der Journalisten.
Der neue Union-Coach präsentierte sich in der kurzweiligen Presserunde locker und bodenständig, berichtete zunächst, dass er am Sonntag - also am Tag nach dem 1:2 in Bochum - gefragt worden sei, ob er für das Amt des Cheftrainers der Profis zur Verfügung stehe. Am Montagmorgen habe er dann erfahren, dass Keller beurlaubt worden war, und "es gibt gewisse Angebote, die man nicht ablehnen sollte", sagte Hofschneider und meinte: "Ich musste nicht so lange überlegen."
Hohe Bereitschaft in der Mannschaft
Nach dem trainingsfreien Dienstag startete der langjährige Co-Trainer der Eisernen, der in der Saison 2015/2016 nach der Trennung von Sascha Lewandowski interimsweise die Profis trainiert hatte, am Mittwoch in die Trainingswoche. Er habe bereits viele Einzelgespräche geführt, aber aufgrund der knapp bemessenen Zeit noch nicht mit allen Spielern sprechen können. Nach den ersten beiden Einheiten mit der Mannschaft attestierte Hofschneider dem Team, das in dieser Saison zu oft zu inkonstant und instabil aufgetreten ist, über einen "Top-Charakter" zu verfügen und eine "hohe Bereitschaft" zu zeigen. Eine weitergehende Bestandsaufnahme über den Zustand der Mannschaft, die Probleme und Herausforderungen sei aber noch nicht erfolgt. "In zwei Tagen eine Generalanalyse zu machen steht mir nicht zu, und das ist auch nicht möglich", sagte Hofschneider.
Sicherheit zuerst
Bei diesen Dingen blieb der neue Trainer mit Verweis auf die Kürze der Zeit ebenso vage wie bei möglichen Wintertransfers, Fragen zu den Zielen oder seinen Vorstellungen, wie Union künftig spielen solle. "Über Ziele ist genug gesprochen worden, die brauchen wir nicht permanent zu wiederholen, dadurch kommen wir ihnen kein Stück näher. Wir tun alle gut daran, nicht zu weit nach vorne zu gucken", betonte der Ex-Profi. Und: "In zwei Tagen eine Handschrift zu sehen, ist illusorisch. Meine Aufmerksamkeit gilt, vorhandene Dinge zu unterstützen, um Sicherheit reinzubekommen."
Kein Laptop-Trainer
Wie der frühere Abwehrspieler, der nicht als Laptop-Trainer gilt, so über seine allgemeine Vorstellung von Fußball sprach, ließ sich das allerdings als Plädoyer für eine Hinwendung zu den grundsätzlichen Dinge des Spiels verstehen. "Am Ende entscheidet immer eine gewisse individuelle Qualität. Und die Mehrzahl gewonnener Zweikämpfe in entscheidenden Situationen", sagte Hofschneider. Taktik oder eine Philosophie hingegen "werden gerne in den Vordergrund gestellt. Aber diese Sachen hängen für mich in der heutigen Zeit ein bisschen zu hoch."
Einstand im Ost-Duell
Hofschneiders nächstes Ziel lautet ein Heimsieg gegen Dynamo Dresden (Samstag, 13 Uhr, LIVE! bei kicker.de). "Ein viel emotionaleres Derby als zwischen Union und Dynamo kann man sich nicht wünschen. Das Spiel ist jetzt unser viel wichtigeres Ziel", erklärte er, von dem die Klubführung nichts weniger als den Aufstieg in die Bundesliga erwartet. Für Hofschneider wird der Einstand am Samstag auch deshalb etwas Besonderes, weil es gegen seinen ehemaligen Chef Uwe Neuhaus geht, mit dem er bei Union zwischen 2007 und 2014 zusammengearbeitet hatte. "Das erste Spiel in so einer Konstellation hat seinen Charme", sagte Hofschneider, der auch seit seiner Beförderung in Kontakt zu Neuhaus steht und den Dresden-Coach gefragt habe, ob er am Samstag "einen Platz neben mir freihalten sollte".
Kurze oder lange Hose?
Das Wiedersehen trägt zu der Besonderheit der Begegnung am Samstag bei. Um da nicht noch für zusätzliche "Brisanz" zu sorgen, kündigte Hofschneider am Donnerstag übrigens an, auf seine geliebte kurze Hose, die er auch bei seiner Präsentation trug, zu verzichten. Denn: "Um die Aufmerksamkeit aufs Wesentliche zu lenken, werde ich zum Spiel eine lange Hose anhaben."