Auf der Liste hatten ihn die meisten - als Wechselkandidaten. Admir Mehmedi, der in der Rückrunde der vergangenen Saison auf nur noch fünf Startelfeinsätze gekommen war, gab niemand mehr ein große Perspektive bei Bayer 04. Erst recht nicht, da sich die Einsatzchancen in der Werkself aufgrund der fehlenden Europapokalspiele in der anstehenden Saison rechnerisch ja nochmal reduzieren. Doch nun vor dem Pflichtspielstart sieht die Welt für den Schweizer Nationalspieler wieder ganz anders aus.
In der Generalprobe gegen Celta Vigo (3:3) durfte der Angreifer anstelle von Confed-Cup-Fahrer Julian Brandt auf dem linken Flügel beginnen, erzielte einen Treffer, bereitete ein weiteres Tor vor und zeichnete für die Ausführung nahezu aller Standards verantwortlich. Indizien, die dafürsprechen, dass Trainer Heiko Herrlich, der gegen die Spanier nur vier Wechsel (zwei davon verletzungsbedingt) während der 90 Minuten vornahm, auch beim Pokalspiel in Karlsruhe auf Mehmedi setzt.
Doch dieser gibt sich trotz seiner Aufwärtsentwicklung zurückhaltend. "Im Offensivbereich hat der Trainer enorm viele Optionen. Das ist eine Momentaufnahme. Es kann jeden treffen", sagt er zu seinem aktuellen Startelfplatz.
Herrlich lobt Mehmedi trotz schwacher Startphase
Offensichtlich ist, dass Mehmedi in der Gunst des neuen Trainers höher steht als in der von Herrlichs beiden Vorgängern. "Ich fühle mich gut von ihm unterstützt, definitiv", sagt Mehmedi, der weiß, dass er sonst keine große Lobby besitzt: "Es war schon immer so in meiner Karriere: Ich muss mich hocharbeiten. Vor der WM 2016 haben alle gesagt, Mehmedi wird nicht spielen, ist sicherlich Ersatzspieler. Am Schluss war ich vier Spiele von Anfang an dabei und habe ein tolles Turnier gespielt. Ich komme halt bei den einen nicht so an, bei den anderen besser. Damit muss man leben als Fußballer."
Derzeit genießt er eine höhere Anerkennung. "Er hat eine gute Entwicklung genommen", lobt ihn Herrlich, der aber auch auf die schwache Startphase des Stürmers hinweist: "Am Anfang war ich nicht zufrieden. Das habe ich ihm auch gesagt. Er hat sich gesteigert, macht jetzt auch Tore, aber da ist trotzdem noch viel Luft nach oben. Er kann noch viel mehr."
"Er ist auf einem guten Weg", sagt Heiko Herrlich (r.) zu Admir Mehmedi (l.). imago
Seinen neuen Status hat sich Mehmedi in der Vorbereitung hart erkämpft und sagt: "Ich lebe davon, dass ich Gas gebe. Ich bin einer, der alles versucht, auch wenn er mal unten durch muss. Im Moment ist es gut so. Ich hoffe, es geht so weiter." Diesen Prozess zu alter Stärke hat Mehmedi mit absolutem Wille eingeläutet. "Im Moment sieht man auch mit der Art und Weise wie er spielt, dass er unbedingt in die Mannschaft möchte. Und das wünsche ich mir natürlich von allen. Er ist auf einem guten Weg, aber noch steigerungsfähig", so Herrlich.
Mehmedi muss sich "gut fühlen"
Es gehe ihm "definitiv besser", erklärt der 26-jährige Schweizer, dem bewusst ist, dass er den entscheidenden Schritt noch machen muss. Mehmedi, der 2015 aus Freiburg kam, weiß: "Ich brauche wieder Erfolgserlebnisse. Das erste halbe Jahr hier war top, das letzte Jahr in Freiburg war sensationell. Und ich möchte wieder das Gefühl haben, richtig geile Spiele zu machen. Weil die Fähigkeiten dazu habe ich, das weiß ich. Aber die muss ich natürlich auch auf den Platz bringen."
Doch Mehmedi ist als Sportler durchaus sensibel und sagt: "Ich lebe von diesem Selbstvertrauen, ich muss mich gut fühlen. Ich bin nicht der Spieler, den du nach drei oder vier Spielen reinbringen kannst und er funktioniert. Damit ich funktioniere, braucht es viele Komponenten." Ein Startelfeinsatz in Karlsruhe wäre eine nicht unbedeutende dafür.