Bundesliga

Preetz kündigt Brooks-Transfer an - Hitzige Stadiondebatte

Gegenbauer: Mitgliederbefragung vor Umzug

Preetz kündigt Brooks-Transfer an - Hitzige Stadiondebatte

Gut gelaunt: Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer (re.).

Gut gelaunt: Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer (re.). imago

"Präsidium und Aufsichtsrat haben beschlossen, dass es im Falle eines Neubaus eine Mitgliederbefragung geben wird, deren Ergebnis verbindlich ist", sagte Gegenbauer und erklärte: "Es wird nichts gegen den Willen der Mitglieder entschieden. Der Olympiapark ist die erste Option. Keiner von uns will Berlin verlassen. Aber: Wir wollen uns die Alternativen nicht aus der Hand schlagen lassen."

Die teils hitzige Debatte über die Stadionpläne des Bundesliga-Sechsten bestimmte den ersten Teil der Mitgliederversammlung im CityCube am Messedamm. Das Resultat der ersten Machbarkeitsstudie hatte für die Zeit nach 2025, wenn der aktuelle Mietvertrag des Klubs für das Olympiastadion ausläuft, zwei Varianten vorgesehen: den Bau einer reinen Fußballarena auf dem Gelände des Olympiaparks neben dem Olympiastadion, in dem Hertha seit 1963 spielt - oder ein Neubau im Brandenburg-Park in Ludwigsfelde vor den Toren Berlins.

Zuletzt brachte das Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp) in einer weiteren Machbarkeitsstudie überraschend einen Umbau des Olympiastadions als dritte Option ins Spiel - eine Lösung, die dem Berliner Senat als Eigentümer sehr recht wäre, um den Ankermieter für die Traditionsstätte nicht zu verlieren, aber trotz des öffentlichen Getöses keineswegs Herthas erklärtes Wunsch-Szenario ist.

Eine Gruppe von Mitgliedern hatte einen Antrag eingebracht, der darauf abzielte, "sämtliche Planungen und Überlegungen für die Schaffung eines Fußballstadions als Spielstätte außerhalb der Stadtgrenzen von Berlin" zu beenden - er wurde als Empfehlung an Präsidium und Aufsichtsrat mitgenommen. Ein anderer Antrag hatte eine Briefwahl für die Mitglieder zum Thema Stadion gefordert. Gegenbauer stellte klar, dass beide Anträge laut Satzung nicht zulässig seien. Mit Blick auf die Kritik mehrerer Mitglieder an der vermeintlich fehlenden Transparenz des Klubs in der Stadionfrage sagte der Klub-Boss: "Wenn Sie kein Vertrauen in Präsidium und Aufsichtsrat haben, haben Sie in der Satzung die Möglichkeit, uns abzuwählen." Nach dem Ende der Debatte und vor dem Bericht des Präsidenten verließen etliche Mitglieder den Saal, was Gegenbauer ironisch konterte: "Sie wissen doch noch gar nicht, ob ich so schlecht rede."

Hertha BSC spielt in Europa, darauf können wir stolz sein.

Michael Preetz
Er kündigte den Brooks-Transfer an: Manager Michael Preetz.

Er kündigte den Brooks-Transfer an: Manager Michael Preetz. imago

Michael Preetz, der Vorsitzende der Geschäftsführung, bezeichnete in seinen Ausführungen Platz sechs in der abgelaufenen Saison als "größten Erfolg von Hertha BSC in den letzten Jahren - Hertha BSC spielt in Europa, darauf können wir stolz sein". Preetz sagte, es sei "nicht selbstverständlich, dass wir das zweite Mal in Folge um die internationalen Plätze spielen konnten". Nach einer "nahezu optimalen Hinrunde" habe es trotz eines ähnlichen Saisonverlaufs wie im Vorjahr auch im Vergleich der Rückrunden "eine Weiterentwicklung gegeben". Mit Blick auf die anstehende Saison sagte er: "Wir freuen uns auf Europa, aber haben auch Respekt vor dieser großen Herausforderung. Ich wünsche mir Realitätssinn. Es muss jeder verstehen, dass es nicht normal ist, dass Hertha mit seiner finanziellen Ausstattung international spielt." Die neue Saison werde schwieriger, erklärte Preetz, "wir brauchen eine kluge Planung und Steuerung".

Preetz bestätigt Brooks' Abgang

In seinem Bericht an die Mitglieder bezeichnete Preetz den Transfer von John Anthony Brooks nach Wolfsburg "als noch nicht perfekt", sagte aber: "John hat klar seinen Wechselwunsch geäußert. Ich kann bestätigen, dass es in den nächsten Tagen zu einem Transfer kommen wird." Alle drei Parteien sind sich einig, nach kicker-Informationen kassiert Hertha BSC eine Rekordablöse von 20 Millionen Euro für den Innenverteidiger, der in Berlin noch bis 2019 vertraglich gebunden war. Vollzug wird dem Vernehmen nach für den Mittwoch erwartet. "Wir lassen ihn nicht gern ziehen, weil er ein Eigengewächs ist", erklärte Preetz. "Aber wir haben eine Lösung gefunden, die auch zum Wohle von Hertha BSC ist."

Nach dem Kauf von Mathew Leckie (FC Ingolstadt, drei Millionen Euro Ablöse) kündigte Preetz weitere Zugänge an und sagte: "Wir sind vorbereitet und wissen, was wir tun wollen - mit Augenmaß. Das Gerüst der Mannschaft wird das der letzten beiden Jahre sein. Wir wollen weiter an der Stabilität arbeiten." Künftig ohne Brooks. Herthas Präsidium segnete den Transfer, der Hertha deutlich mehr Spielraum bei der Personalakquise bringt, in einer Sitzung vor der Mitgliederversammlung ab. Anders als Brooks sieht Finanzchef Ingo Schiller, seit 1998 im Klub, seine Zukunft auch weiter in Berlin: Präsident Gegenbauer verkündete am Dienstagabend, dass Schillers bis 2018 laufender Vertrag vorzeitig "um weitere zwei Jahre", also bis 2020, verlängert worden sei.

Steffen Rohr