Vor allem auf Martin Schmidt kommt eine undankbare Aufgabe zu. Der Trainer muss das gesunde Maß finden zwischen Kritik und Aufbauhilfe in den Köpfen. In der Halbzeit bei 1899 habe er noch versucht, sein Team wachzurütteln. "Da war er schon emotional", erzählt Kapitän Niko Bungert. Schmidt will nun aber vor allem sachlich analysieren, wie es zu den defensiven Auflösungserscheinungen kam: "Als Trainer jetzt die Hütte zusammenbrüllen, das bringt nichts." Zumal er gerade gegen Köln (0:0) und Borussia Dortmund (1:1) einwandfreie Defensivleistungen gesehen hatte: "Da haben wir mit Aubameyang (17 Tore, d. Red.) und Modeste (15 Tore wie Lewandowski, d. Red.) die besten Stürmer der Liga verteidigt."
Von blindem Aktionismus hält auch André Ramalho wenig: "Wenn wir die Ruhe bewahren, eine gute Trainingswoche hinlegen und die Fehler korrigieren, dann denke ich schon, dass wir es nächste Woche besser machen." Der Brasilianer, schon beim 1:1 gegen Dortmund nach seiner Einwechslung ein Faktor im positiven Sinne, war auch einer der wenigen Lichtblicke beim 0:4. Präsenter als seine Nebenmänner in den Zweikämpfen, ordentliches Passspiel. "Am Ende des Tages bringt das aber nicht viel", sagt die Leihgabe aus Leverkusen, angesprochen auf ihre Leistung.
Wird Schmidt nun umstellen?
Man darf gespannt sein, wie Schmidt nun aufstellungstechnisch reagiert. Die Innenverteidigung Stefan Bell/Niko Bungert stand oft nur am Ende einer Fehlerkette und hatte mit Ausnahme des 0:1, als keiner den durchgestarteten Mark Uth aufnahm, nur bedingt Einflussmöglichkeiten bei den Gegentreffern. Hier böten sich dem Schweizer noch am ehesten Alternativen an: Entweder in Person von Ramalho oder Jean-Philippe Gbamin, die beide sowohl vor als auch in der Kette agieren können. Oder mit Leon Balogun, der nach kurzer Verletzungspause seit vergangener Woche wieder voll belastbar ist, und Alexander Hack, der jedoch seit dem Trainingslager in Marbella in des Trainers Gunst gesunken ist. Auch Linksverteidiger Gaetan Bussmann darf auf seine Chance hoffen.
Den Ernst der Lage hat die Mannschaft jedenfalls erkannt, wie Ramalho versichert: "Aufpassen müssen wir auf jeden Fall." Niko Bungerts Worte untermauern dies ebenso: "In Hoffenheim kann man generell verlieren. Das Wie ist aber ärgerlich."