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Schalke, FIFA, Brexit: Matip-Posse nervt Klopp

Liverpool-Trainer beklagt unklare Regeln

Schalke, FIFA, Brexit: Matip-Posse nervt Klopp

Ist mit Liverpool in die gemächlichen Mühlen der Fußball-Bürokratie geraten: Jürgen Klopp.

Ist mit Liverpool in die gemächlichen Mühlen der Fußball-Bürokratie geraten: Jürgen Klopp. picture alliance

Kann man wirklich dafür bestraft werden, dass man, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr für seine Nationalmannschaft antreten will? Diese Grundsatzfrage stellt sich gerade zwischen Liverpool und Kamerun, und die Antwort fällt schwerer als erwartet. Auch Tage, nachdem die Personalie Joel Matip zu einer Posse wurde , ist weiterhin unklar, ob der Innenverteidiger gesperrt wird oder nicht.

"Ich weiß nicht, ob ich ihn aufstellen kann", konstatierte Jürgen Klopp am Dienstag hilflos, es war der Tag vor dem Wiederholungsspiel in der 3. FA-Cup-Runde beim Viertligisten Plymouth Argyle heute Abend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de). "Stand jetzt, denken wir nicht nur, sondern sind uns sicher, dass wir nichts falsch gemacht haben, und dass Joel Matip nichts falsch gemacht hat." Trotzdem ließ Liverpool den Abwehrmann erneut vorsichtshalber zuhause.

Spielersteckbrief Matip
Matip

Matip Joel

Matip könnte vier Spiele gesperrt fehlen, ohne etwas falsch gemacht zu haben

Fakt ist: Matip ist seit September 2015 nicht für die Nationalelf berufen worden, stand dann in Kameruns vorläufigem Afrika-Cup-Kader, erklärte aber, lieber in Liverpool bleiben zu wollen. Seine internationale Laufbahn sei beendet. Daraufhin warnte die FIFA die Reds, Matip einzusetzen, und verwies auf ihre Regularien , nach denen eine Nichtbeachtung einer Nominierung bei einem Turnier mit Abstellungspflicht nur dann nicht mit einer Sperre geahndet wird, wenn der betroffene Verband, Kamerun also, ihn offiziell für den Klub freigibt.

Und genau um diese Freigabe bemühte sich Liverpool in den letzten Tagen vergeblich. Die "entscheidenden Leute", so Klopp, seien in dieser Sache nämlich der Präsident des kamerunischen Verbands und der des Weltverbands FIFA, und an die käme man nun einmal schwer heran. "Wir brauchen einen offiziellen Brief des kamerunischen Verbands."

Es ist eine freie Welt, wir können alle Entscheidungen treffen. Länder können sogar die EU verlassen! Da kann auch niemand sagen: Das könnt ihr nicht!

Jürgen Klopp

Klopps letzter Stand: Die FIFA wolle am Freitag entscheiden, ob sie den Fall Matip offiziell untersucht. Wenn ja, wovon in Liverpool keiner ausgeht, "würde es sieben bis zehn Tage dauern, bis wir eine Entscheidung bekommen", seufzt Klopp: "Und wenn es dann heißt, es ist alles okay, hat er vier Spiele nicht gespielt, obwohl er nichts falsch gemacht hat."

Der Frust sitzt tief beim Trainer, der den wieder fitten Innenverteidiger gut gebrauchen könnte. "Wir können nicht mehr machen, und das ist wirklich schwer. Wir haben Transfers schneller abgewickelt als das hier." Liverpool ist in die gemächlichen Mühlen der Fußball-Bürokratie geraten.

"Es ist ja nicht so, dass wir ihn nicht hätten gehen lassen", betont Klopp, der sich allein der Thematik Matip auf der Pressekonferenz rund eine Viertelstunde lang widmete. "Wir sagen ja nicht: 'Afrika-Cup? Das passt uns jetzt aber gerade gar nicht'." Bei Sadio Mané (Senegal) habe es schließlich auch keine Probleme gegeben. "Aber wenn jemand nicht für seine Nationalelf spielen will, sollte das möglich sein. Es ist eine freie Welt, wir können alle Entscheidungen treffen. Länder können sogar die EU verlassen! Da kann auch niemand sagen: Das könnt ihr nicht!"

Versäumte Matip eine schriftliche Erklärung? Und was ist mit Schalke?

Nur warum berief Kamerun Matip überhaupt, wenn der seine Karriere beendet haben will? Womöglich, so heißt es, versäumte es der 25-Jährige, den Verband darüber in einem Schreiben in Kenntnis zu setzen. "Wir waren in diesen Prozess nicht involviert, weil er da noch nicht unser Spieler war", sagt Klopp dazu.

Hat der FC Schalke, von 2000 bis Sommer 2016 Matips Klub, also etwas falsch gemacht? "Als er seinen Rücktritt erklärt hat, hat ihm niemand gesagt, er muss sich mit dem Nationaltrainer zusammensetzen, sagen, dass er nicht mehr spielen will, und der Trainer sagt dann: 'Okay aber ich brauche das schriftlich'", macht Klopp, der "niemandem die Schuld geben" will, die ganze Absurdität da. "Vielleicht", sagt er mit Betonung auf "vielleicht", "hätte ihm sein Ex-klub sagen können: 'Vergiss nicht, deswegen einen Brief zu schreiben.'"

Andererseits sei Matip ja auch über ein Jahr lang nicht nominiert worden. Kamerun scheint dessen Entscheidung also durchaus mitbekommen zu haben. Und, auch das macht diese Posse nur noch absurder: Im finalen Afrika-Cup-Aufgebot war Matip dann nicht mehr aufgetaucht.

jpe