Bundesliga

"Jeder pusht jeden": Hrgota belebt Konkurrenzkampf

Frankfurt: Keine Stammplätze im Sturm

"Jeder pusht jeden": Hrgota belebt Konkurrenzkampf

Durststrecke beendet: Frankfurts Angreifer Branimir Hrgota traf in Augsburg - auch dank Vorbereiter Alex Meier.

Durststrecke beendet: Frankfurts Angreifer Branimir Hrgota traf in Augsburg - auch dank Vorbereiter Alex Meier. imago

Bereits in der 11. Minute legte Meier per Kopf auf den Neuzugang aus Gladbach ab, der wiederum nicht lange fackelte und den Ball aus der zweiten Reihe präzise rechts unten neben den Pfosten ins Netz feuerte. Zuvor hatte Hrgota in der Bundesliga 583 Minuten nicht mehr getroffen. Sein letztes Tor fiel am 22. Februar 2015 im Spiel zwischen Gladbach und dem HSV.

Mehr als eine Randnotiz ist, dass der im früheren Jugoslawien geborene Schwede bereits der elfte Spieler ist, der in dieser Saison für die Hessen getroffen hat. Kovac nimmt das erfreut zur Kenntnis: "Das zeigt, dass wir mit unseren Ideen richtig liegen und jeder in der Mannschaft wichtig ist. Ich habe immer hervorgehoben, dass wir zusehen müssen, vielseitig zu werden, damit nicht alles auf einer Person, sprich Alex Meier, lastet. Das entlastet ihn und macht uns sehr variabel." Tatsächlich lief es in den vergangenen Jahren (zu) oft auf diese Faustformel hinaus: Spielt Meier gut, spielt die Eintracht gut. Wehe, der Kapitän war mal verletzt...

Spielersteckbrief Hrgota
Hrgota

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Ausgerechnet den schwierigsten Ball macht er rein - so ist Fußball."

Niko Kovac über Branimir Hrgota

Diese Abhängigkeit konnte deutlich verringert werden, und sie könnte sich weiter reduzieren, sollte bei Hrgota nun der Knoten geplatzt sein. "Es freut mich, dass Brane getroffen hat. In all den Spielen, in denen er nicht getroffen hat, hatte er immer ein bis zwei Torschüsse, wo er ein Tor hätte erzielen können. Ihm fehlte das Quäntchen Glück. Jetzt macht er ausgerechnet den schwierigsten Ball rein - so ist der Fußball", sagt Kovac.

Am Dienstagmittag erklärte Hrgota zwar, dass ihm die lange Durststrecke kein Kopfzerbrechen bereitet habe, gut für das Selbstvertrauen sei der Treffer aber schon gewesen. Im Heimspiel gegen Hoffenheim am Freitagabend (Hrgota: "Ein Top-Spiel für alle, das Spaß machen wird") könnte er seinen Platz trotzdem wieder verlieren. Marco Fabian kehrt zurück und wird entweder Meier, Hrgota oder Mijat Gacinovic verdrängen. Bisher stand Hrgota in sechs der 13 Ligaspiele in der Startelf, hinzu kommt das Pokalspiel in Magdeburg, in dem er das zwischenzeitliche 1:0 erzielt hatte.

Auswärtswaffe Hrgota

Vor allem auswärts baute Kovac auf die Dienste des auch gegen den Ball fleißigen 1,85 Meter großen Stürmers, erst einmal - am 1. Spieltag gegen Schalke - stand er in einem Heimspiel von Beginn an auf dem Rasen. Seit dem insgesamt schwachen Spiel in Darmstadt am 2. Spieltag liefen Meier und Hrgota nicht mehr Seite an Seite auf - bis zum vergangenen Sonntag. "Abgesehen vom Spiel in Darmstadt hat das mit uns sehr gut funktioniert", stellt Hrgota nun fest.

Obwohl er sich auch in Frankfurt bisher keinen Stammplatz erarbeiten konnte, bereut er den Wechsel in die Mainmetropole keineswegs. "Das war ein sehr guter Schritt. Ich habe viele Spiele gemacht", konstatiert der Angreifer. Stress mache er sich keinen, wenn er nicht jede Partie über 90 Minuten absolviere. Mit mangelndem Ehrgeiz hat das freilich nichts zu tun. Hrgota weiß schlichtweg, dass die Konkurrenz mit Meier und Haris Seferovic groß ist. "Keiner hat einen richtigen Stammplatz, man darf nicht nachlassen, weil immer jemand hinter einem steht, der reinkommen will. Jeder pusht den anderen", betont der Linksfüßer in gutem Deutsch. Diesen Konkurrenzkampf stachelt der Trainer zusätzlich an, indem er es oft bis zum Spieltag spannend macht, wen er von Beginn ranlässt. "Das macht er sehr gut, alle geben Gas", meint Hrgota.

Endet die Durststrecke in Schwedens Nationalelf?

Mit möglichst vielen guten Leistungen will er Frankfurt auch als Sprungbrett nutzen, um wieder zur Nationalmannschaft eingeladen zu werden. Bisher hat er dreimal für das schwedische A-Nationalteam gespielt, wo er zusammen mit Zlatan Ibrahimovic auf Torejagd gegangen ist. Der letzte Einsatz liegt indes schon über zwei Jahre zurück, am 18. November 2014 kam er bei einem Freundschaftsspiel in Frankreich (0:1) für 23 Minuten zum Zug. Macht er im Dress der Eintracht so weiter, könnte vielleicht bald auch diese Durststrecke enden. "Wenn nicht, wäre das aber auch nicht schlimm", sagt Hrgota. Anders als sein Landsmann Ibrahimovic ist er eben kein Mann lauter Töne.

Julian Franzke