Bundesliga

Perfekt: Ibisevic verlängert bis 2019

Hertha: Saisonminus von 7,8 Millionen Euro für 2015/16

Perfekt: Ibisevic verlängert bis 2019

Bleibt noch eine Weile in Berlin: Vedad Ibisevic.

Bleibt noch eine Weile in Berlin: Vedad Ibisevic. imago

Der Bosnier, dessen alter Kontrakt zum 30. Juni 2017 ausgelaufen wäre, hatte am Sonntag beim 2:1-Sieg gegen Mainz seine Bundesliga-Tore Nummer 99 und 100 erzielt und später die Gelb-Rote Karte kassiert. "Vedad macht uns im Moment viel Spaß und hat am heutigen Nachmittag nochmal bei mir im Büro vorbeigeschaut", erklärte Preetz, der auch mit Ibisevic-Sturmpartner Salomon Kalou (31), dessen Vertrag 2017 endet, "eine Lösung zu finden versucht".

Mit dem im Sommer 2015 ablösefrei vom VfB Stuttgart gekommenen Ibisevic hatte der Klub seit September über eine vorzeitige Verlängerung verhandelt und bereits in den ersten beiden Gesprächsrunden eine deutliche Annäherung erreicht. Sein Ex-Klub VfB trug in der Vorsaison und trägt in der laufenden Spielzeit einen beträchtlichen Teil des Gehalts von Ibisevic.

Spielersteckbrief Ibisevic
Ibisevic

Ibisevic Vedad

Künftig müssen die Berliner diesen Posten allein stemmen. Noch am Montagmittag hatte Trainer Pal Dardai gesagt: "Vedad ist ein wichtiger Spieler für uns. Er arbeitet enorm viel und hat sich die beiden Tore gegen Mainz verdient. Ich arbeite gern mit ihm."

Wir wollen uns oben einnisten.

Michael Preetz

Jetzt wird er das noch etwas länger tun können. Angesichts von 24 Punkten und Platz drei in der Liga stellte Preetz derweil fest: "Die Leistung der Hinrunde ist fantastisch. Sechs Siege in sechs Heimspielen - das ist außergewöhnlich. Wir haben unsere Spielidee verfeinert und in Sachen Flexibilität einen deutlichen Schritt voran gemacht. Hertha BSC wird außerhalb Berlins anders wahrgenommen als in früheren Jahren." Mit Blick auf die gute Ausgangslage kündigte der Manager an: "Wir wollen uns oben einnisten." Aufsichtsrats-Boss Bernd Schiphorst unterstrich mit Blick auf die sportlichen und wirtschaftlichen Eckdaten: "Hertha BSC steht gut da. Stabilität und Geschlossenheit - das ist Hertha im Jahr 2016."

Will sich oben festsetzen: Berlins Manager Michael Preetz.

Will sich oben festsetzen: Berlins Manager Michael Preetz. imago

Stadion-Debatte: Schiphorst wird deutlich

Die Stadion-Debatte, die Teile der Basis emotionalisiert, nahm erwartungsgemäß Raum ein, auch wenn die Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner erst für Februar 2017 erwartet wird. "Wir reden über die Zukunft des Olympiastadions, aber wir machen das mit absolutem Augenmaß", unterstrich Schiphorst. "Das Olympiastadion ist unsere Heimat seit über 50 Jahren, wir alle lieben es und noch mehr den Olympiapark. Jeder weiß aber auch: Ein modernes Fußballstadion sieht anders aus. Hier wächst, wenn wir nicht aufpassen, ein Wettbewerbsnachteil." Schiphorst deutlich: "Am besten wäre es - und wir werden alles daran setzen -, eine Lösung auf dem Olympia-Gelände zu finden. Aber es ist unsere Pflicht, Alternativen zu prüfen - auch außerhalb Berlins."

Für das Großprojekt sucht Hertha aktuell einen externen Finanzier, geplant ist ein Auszug aus dem Olympiastadion nach Ende des aktuellen Mietvertrages im Jahr 2025. "Wir werden keine wirtschaftlichen Abenteuer eingehen", erklärte der Vorsitzende des Aufsichtsrats.

Verluste resultieren aus einer bewussten Entscheidung

Ein Baustein für Berlins Zukunft: John Anthony Brooks.

Ein Baustein für Berlins Zukunft: John Anthony Brooks. imago

Finanzchef Ingo Schiller präsentierte den Mitgliedern unterdessen die Zahlen für die Saison 2015/16, die der Klub mit einem Minus von 7,8 Millionen Euro abschloss. Einnahmen von 95,2 Millionen Euro standen Ausgaben von 103,0 Millionen Euro gegenüber. Der Personalaufwand stieg auf 46 Millionen Euro an. Die Verbindlichkeiten wuchsen von 15,9 Millionen Euro auf 21,2 Millionen Euro.

Die Verluste resultierten neben Abschreibungen sowie den gestiegenen Prämienzahlungen wegen der Erfolge in Liga und Pokal vor allem aus der bewussten Entscheidung, Leistungsträger nicht zu verkaufen, sondern etliche Verträge mit namhaften Profis zu verlängern. So hatten in der zweiten Jahreshälfte 2015 Sebastian Langkamp (bis 2019), Marvin Plattenhardt (2020) und kurz vor Weihnachten Rune Jarstein (2019) ihre Verträge vorzeitig verlängert; 2016 folgten John Anthony Brooks (2019), Fabian Lustenberger (2019), Per Skjelbred (2019 plus Option für ein weiteres Jahr), Mitchell Weiser (2020) - und jetzt Kapitän Ibisevic.

"Wir hätten im Sommer Transfereinnahmen generieren können, Nachfragen waren da", betonte Schiller. "Wir haben darauf verzichtet, weil wir die Leistungsfähigkeit der Mannschaft beibehalten wollten. Durch die verlängerten Verträge haben wir Transferwerte erhalten und geschaffen. Das wird uns mittelfristig Einnahmepotenziale in ganz anderer Größenordnung ermöglichen." So hatte im Sommer unter anderem Premier-League-Klub FC Watford Interesse an Innenverteidiger Brooks bekundet, Champions-League-Starter AS Monaco warb um Mittelfeldspieler Vladimir Darida. Auch für Salomon Kalou (China) und Niklas Stark (Hamburger SV) gab es lukrative Angebote, die die Berliner ausschlugen.

Durch den ab 2017/18 wirksamen neuen TV-Vertrag rechnet Hertha mit etwa 20 Millionen Euro Mehreinnahmen pro Saison. "Das ist eine Parallelverschiebung, weil alle Klubs mehr Geld zur Verfügung haben werden", sagte Schiller. "Dass wir so viele Verträge vorzeitig verlängert haben, spielt uns strategisch in die Karten. Wir müssen die Verträge nicht mehr anfassen." Den von Torjäger Ibisevic auch nicht mehr - Herthas Team der Zukunft hat schon jetzt ein Gesicht.

Steffen Rohr