WM

Italiens schleichender Umbruch: Immobile - und Balotelli?

Squadra Azzurra rüstet sich für die iberischen Revanchegelüste

Italiens schleichender Umbruch: Immobile - und Balotelli?

Das neue Italien? Ciro Immobile (l.) und selbst Mario Balotelli könnten dazugehören.

Das neue Italien? Ciro Immobile (l.) und selbst Mario Balotelli könnten dazugehören. imago

Auf der Pressekonferenz vor der Neuauflage des EM-Achtelfinals hatten wohl einige Medienvertreter erst einmal einen dicken Kloß im Hals. Auf Nachfrage erklärte ein sichtlich bewegter Leonardo Bonucci: "Was passiert ist, hat mich noch stärker gemacht." Hintergrund? Bonuccis zweijähriger Sohn Matteo musste sich bereits seiner zweiten größeren Operation (diesmal am Kopf) unterziehen, die chronische Krankheit bereitet der Familie viel Kummer.

Weil der beinharte Verteidiger von Juventus Turin seinem Sohn beim zweiten Eingriff beistehen wollte, verpasste er auch das Debüt von Nationaltrainer Ventura. Die schlaflosen Nächte, die Bonucci nach seinem verschossenen Elfmeter gegen die deutsche Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale gehabt habe, rückten so schnell in den Hintergrund. "Wichtig ist doch nur, wenn sie deinen Sohn zum Chirurgen bringen", schloss er dieses Thema mit Tränen in den Augen ab.

Spielersteckbrief Bonucci
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Spielersteckbrief Balotelli
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Bonucci: "Sie werden uns ein offensives Spiel liefern"

Ab sofort stehe schließlich wieder die Arbeit auf dem Plan. Und die dürfte schwer genug werden: "Sie haben auf jeder Position die besten Spieler der Welt. Sergio Ramos, Iniesta, Nolito, Silva, Diego Costa, diese Spieler reichen doch, damit man ihre große Qualität versteht." Bonucci erwartet gegen den "klaren Favoriten" eine Mannschaft, die "neue Motivation" geschöpft hat und auf Revanche aus ist.

Kennen und schätzen sich: Italiens Leonardo Bonucci (l.) und Alvaro Morata.

Kennen und schätzen sich: Italiens Leonardo Bonucci (l.) und Alvaro Morata. imago

Das hat wohl vor allem auch Alvaro Morata vor, der bei besagtem 0:2 schwer enttäuschte (kicker-Note 5, nach 70 Minuten ausgewechselt). Und das ausgerechnet in dem Spiel, in dem der Real-Stürmer auf seine Weggefährten von Juventus traf. "In wenigen Jahren ist er zu einem der weltbesten Stürmer aufgestiegen", lobt Bonucci nichtsdestotrotz. Der Defensivspezialist weiß schon jetzt, was in der Juventus Arena auf die Squadra Azzurra zukommt: "Sie werden uns ein offensives Spiel liefern, ohne zu viele Räume zu gewähren."

Zu viele Räume sollten derzeit auch Mario Balotelli nicht gewährt werden. Der skandalträchtige Angreifer ist in bestechender Form, sodass natürlich auch sein Name in den Raum geworfen wurde. "Er hat unglaublich große Qualität. Wenn er das mit der nötigen Portion Demut paart, kann er wieder nach ganz oben kommen", sagte Bonucci und fügte an: "Ich mag ihn. Es liegt alles in seinen Händen und ich hoffe, dass diese neue Erfahrung ihm hilft, sich weiterzuentwickeln." Auch Ventura könnte dem x-ten Anlauf des immerhin erst 26-Jährigen eine neue Chance geben. "Ich habe seit ich hier angefangen habe gesagt, dass ich für niemanden die Türe zur Nationalmannschaft schließen werde. Balotelli spielt wieder regelmäßig und trifft auch", konstatierte Ventura wertfrei.

Eine andere "Furia Roja" unter Lopetegui

Erste Härteprobe an der Seitenlinie: Italiens Nationalcoach Giampiero Ventura.

Erste Härteprobe an der Seitenlinie: Italiens Nationalcoach Giampiero Ventura. imago

Weil die Gruppe bis auf die Spanier qualitativ doch zu wünschen übrig lässt (Albanien, Mazedonien, Israel und Liechtenstein), wollte Ventura nichts von einem "entscheidenden" Vergleich wissen. Auch die Iberer haben einen Trainer-Wechsel hinter sich, unter Lopetegui sei die "Furia Roja" mit "der nötigen Portion Adrenalin und größerer Überzeugung" ausgestattet. "Sie sind sich ihrer Stärken mehr bewusst", schickte Ventura hinterher: "Wir treffen auf die stärkste Mannschaft der Gruppe und was ich bisher so gesehen habe, auch auf die stärkste in ganz Europa."

Dagegen ankämpfen will Ventura vor allem mit einem todsicheren Gütesiegel: Formstärke. Dafür berief er unter anderem Andrea Belotti (FC Turin), Ciro Immobile (Lazio) und Nicola Sansone (Villarreal). Belotti (22) netzte in fünf Ligaspielen fünfmal ein, legte zwei weitere Tore auf. Auch Ex-Dortmunder Immobile (26) ist in bestechender Form, vier Treffer und zwei Assists stehen schon auf seinem Konto. Stürmer Sansone (25), beim FC Bayern ausgebildet, hinterließ in Spanien zum Start einen starken Eindruck, traf bereits viermal ins Schwarze und braucht offensichtlich keine Eingewöhnungszeit. In Italien sehen sie durch die neuen Hoffnungsträger nicht die erhoffte Revolution, der Umbruch aber ist eingeleitet. Und vielleicht gehört auch Balotelli in Zukunft zu dieser neuen Ära.

Italiens Kader für die WM-Qualifikation gegen Spanien und Mazedonien:

Torhüter: Buffon (Juventus), Donnarumma (Milan), Perin (Genua)
Abwehr: Astori (Florenz), Barzagli, Bonucci, Chiellini (alle Juventus), Ogbonna (West Ham), Romagnoli (Milan)
Mittelfeld: Bernardeschi (Florenz), Bonaventura (Milan), Candreva (Inter), Criscito (Zenit), Darmian (Manchester United), de Rossi (Roma), de Sciglio (Milan), Florenzi (Roma), Montolivo (Milan), Parolo (Lazio), Verratti (Paris St. Germain)
Angriff: Belotti (FC Turin), Eder (Inter), Gabbiadini (Neapel), Immobile (Lazio), Pelle (Shandong Luneng), Sansone (Villarreal)

msc